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Interview

English VersionInterview mit Amon Amarth (15.11.2004)

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Seit Jahren sind sie unermüdlich unterwegs, seit Jahren bringen sie hochklassige Alben auf den Markt und haben sich dadurch eine Fanbasis aufgebaut, die treu zu den Wikingern steht. Mit dem aktuellen Album Fate Of Norns konnten Amon Amarth bei mir zwar nicht uneingeschränkt Punkte sammeln, dennoch ist die aktuelle Scheibe ein gutes Stück Wikinger Stahl, das vor allem live ziemlich auf die Birne haut. Als Amon Amarth schließlich in München gastierten, stand uns Gitarrist Johan Söderberg für Fragen zur Verfügung.

HH: Hi Johan, lass uns doch zuerst ein wenig über deine Vergangenheit plaudern. Wann hattest du zum ersten Mal mit Metal und Rock zu tun?

Johan: Ich war damals zehn Jahre alt, als ich in Schweden eine Fernsehsendung sah. Sie spielten ein dreistündiges Heavy Metal Konzert aus England mit Iron Maiden, den Scorpions usw., alles alte und große Bands. Danach war ich dem Metal total verfallen. Kurz darauf nahm mich mein Vater mit auf ein Konzert, das war das Monsters Of Rock 1982 mit AC/DC, Mötley Crüe und Van Halen.

HH: Dafür bin ich zu jung, ich war damals gerade fünf Jahre alt.

Johan: Ich war auch erst zehn.

HH: Wann hast du dich dann entschieden, Musik zu machen?

Johan: Ich habe mich als Kind schon immer für's Musik machen interessiert, aber ich hatte nie die Gelegenheit dazu, weil ich nichts hatte, worauf ich spielen konnte. Zuerst habe ich mit dem Tonband meines Vaters rumgespielt und versucht damit was auf die Beine zu stellen. Als ich 19 war, kam eines Tages ein Freund zu mir, der ein wenig Gitarre spielen konnte. Er konnte auch das Intro von einem Metallica Song. Ich war davon ziemlich beeindruckt und er lieh mir seine Gitarre aus. Später habe ich sie ihm dann abgekauft. Ich saß die ganze Zeit rum und habe jeden Tag Metallica Riffs geübt.

HH: Wann hast du zum ersten Mal an Amon Amarth gedacht? Wann hast du die anderen getroffen? Kanntest du sie vorher?

Johan: Ich kannte sie schon vorher und eines Tages traf ich die Jungs in einer Kneipe. Dort haben sie mir erzählt, dass sie ihre erste Tour spielen werden, aber noch keinen zweiten Gitarristen hätten seit der alte die Band verlassen hat. Sie wussten, dass ich Gitarre spiele und haben mich einfach gefragt, ob ich's es nicht mal versuchen wolle, mit ihnen in einer Band zu spielen. Als ich zur Band kam, hatten sie schon ein Album draussen und einen Plattendeal in der Tasche und sie waren gerade dabei, ihre erste Europa-Tour zu spielen. Ich habe Amon Amarth also nicht mit aufgebaut, sondern bin mitten ins Geschehen geplumst.

HH: Ich denke, Amon Amarth sind mit jedem Album größer geworden, mit The Crusher, Versus The World und nun Fate Of Norns. Hättest du dir das jemals träumen lassen, dass die Band so groß wird?

Johan: Ja, ich schätze schon... aber es fühlt sich nicht so an, weil es über so eine lange Zeitspanne geschah. Es waren immer kleine Schritte, deshalb hab ich das gar nicht so wahr genommen. Es fühlt sich immer noch wie am Anfang an.

HH: Glaubst du, ihr könnt noch größer werden?

Johan: Ja, ich glaube, wir können, aber wir sind erst auf dem Sprung, um ganz von unserer Musik leben zu können. Das ist das Ziel, dass jeder von uns mal seinen normalen Job an den Nagel hängen und sich völlig auf die Musik konzentrieren kann. Beides zusammen ist auf Dauer zu viel.

HH: Du arbeitest also noch nebenbei?

Johan: Ja, ich arbeite bei der Post in Schweden, aber das wird immer weniger. Ich habe nicht mehr die Zeit dafür und ich will nur noch von der Musik leben.

HH: Ihr seid auf dem Sprung, das heißt also, dass ihr ziemlich viele Platten verkauft. Habt ihr in letzter Zeit die ganze Diskussion um das Filesharing-Thema mitbekommen? Viele Labels beschweren sich ja, dass viele Leute Musik aus dem Internet herunterladen und keine Platten mehr verkauft werden.

Johan: Ich denke, für uns ist das Werbung, kostenlose Werbung. Die Leute laden sich die Lieder runter und wenn sie ihnen gefallen, kaufen sie sich auch das Album. Zumindest mache ich es so. Wenn ich etwas finde und mir verschiedene Bands anhöre, von denen ich dann eine mag, kaufe ich das Album. Andererseits hätte ich es eh nicht gekauft.

HH: Aber viele Bands sagen auch, dass sie keine Platten mehr verkaufen können, dass die Verkäufe rückläufig sind und die Touren nicht mehr so gut laufen.

Johan: Ich glaube nicht, dass das etwas mit dem Herunterladen aus dem Internet zu tun hat.

HH: Die Promo von Fate Of Norns hatte diese komischen Piepser in den Liedern, ausser bei zweien. Glaubst du, man kann die Leute dazu zwingen, sich Alben zu kaufen, wenn man diese Piepser zu den Liedern hinzufügt?

Johan: Nicht wirklich. Wir wollten diese Piepser gar nicht, aber darauf haben wir keinen Einfluss, das ist Sache der Plattenfirma. Wir haben da nichts zu sagen. Ausserdem gibt es Computerprogramme, die diese Piepser entfernen können und dann kannst du's trotzdem runterladen. Du kannst CDs niemals vollständig vor dem Kopieren schützen. Der einzige wirklich sichere Schutz wäre, das Album nicht anhörbar zu machen. Aber solange man ein Album anhören kann, kann man es auch analog kopieren.

HH: Einige Plattenfirmen fangen jetzt auch an, ihre Alben in verschiedenen Versionen auf den Markt zu bringen, eine billige Version für ca. 10 Euro, einfach nur die CD, ohne Booklet, eine normale Version mit Booklet und eine Deluxe Ausgabe für ungefähr 18 Euros.

Johan: Ich glaube nicht, dass sich diese billige Variante durchsetzt, da kannst du's genausogut aus dem Internet ziehen. Wenn ich mir ein Album kaufe, dann immer die beste Variante, ich kaufe mir gern Digipaks, weil ich Qualität will. Vielleicht liegt das daran, dass ich noch mit Vinyl aufgewachsen bin. Ich weiß nicht, ob die Kids auch so fühlen. Mit den Digipaks ist es ähnlich wie mit Vinyl, es ist mehr was für Sammler.

HH: Ok, dann noch ein paar Fragen zum Album. Auf Versus The World hat Johan Heggs Schwester einen Text geschrieben. Hat er diesmal wieder alleine getextet?

Johan: Ja, seine Schwester hat den Text für "A Thousand Years Of Oppression" geschrieben, aber diesmal hat er wieder alle Texte alleine verfasst. Aber diesmal hatte ich eine Idee für einen Songtitel.

HH: Und wer schreibt die Musik?

Johan: Das sind hauptsächlich ich und Olavi. Er schreibt ein wenig mehr als ich, ca. 60% er, 40% ich bei diesem Album.

HH: Wieviele Lieder habt ihr insgesamt für Fate Of Norns geschrieben?

Johan: Wir hatten noch einige Riffs übrig, aber wir haben nur diese acht Lieder geschrieben, die jetzt auf dem Album sind. Aber wir heben uns diese Riffs für's nächste Mal auf, wenn sie dann noch gut genug sind.

HH: Schreibst du auch, wenn ihr auf Tour unterwegs seid?

Johan: An einigen Tagen versuche ich es. Ich habe eine kleine Gitarrenbox, da kann ich die Gitarre einstecken und mir das Ganze über Kopfhörer anhören. Manchmal spiele ich damit und habe ab und zu auch gute Ideen, aber ich versuche nicht, komplette Songs auszuarbeiten. Ich nehme es auch nicht auf, denn wenn ein Riff wirklich gut ist, erinnere ich mich daran.

HH: Die limitierte Auflage von Fate Of Norns enthält eine Bonus-DVD mit einem Auftritt in Reykjavik. Hattet ihr die Idee dazu oder war das die Entscheidung eures Labels?

Johan: Nein, das hat die Plattenfirma so entschieden. Wenn wir Ideen für Bonus-Material haben, hören sie sich das natürlich an und mit ziemlicher Sicherheit packen wir das dann auch drauf. I glaube, bei Versus The World haben wir zusammen darüber diskutiert, was auf der Bonus CD drauf sein sollte.

HH: Diese Show in Reykjavik wurde in einem ziemlich kleinen Club aufgenommen.

Johan: Ja, da waren ungefähr 250 - 300 Leute.

HH: Wenn du diesen Auftritt mit dem auf dem Wacken Open Air dieses Jahr vergleichst, wo spielst du lieber, in kleinen Klubs oder auf großen Festivals?

Johan: Ich bevorzuge große Festivals, weil alles professioneller organisiert ist und ich mag es, wenn alles professionell abläuft.

HH: Welches eurer Alben würdest du als das "Beste" bzw. das "Schlechteste" bezeichen, wenn es für dich sowas wie das "Beste" oder "Schlechteste" gibt?

Johan: Kann ich wirklich nicht sagen, jeder in der Band hat dazu eine andere Meinung. Im Moment mag ich Fate Of Norns am meisten, aber nicht, weil es das neueste Album ist. Als Versus The World erschien, mochte ich The Avenger am meisten. Oder die erste Mini-CD Sorrow Throughout The Nine Worlds, die mag ich auch sehr gerne. Zu der Zeit war ich noch nicht in der Band, weswegen ich an diese CD anders herangehe. Wenn du die Lieder selbst spielst, hörst du die Lieder auf eine andere Art und Weise als wenn du die Lieder nur anhörst.

HH: Vor einigen Jahren kam die große Melodic Death Metal Bewegung auf mit In Flames und anderen. Mittlerweile hört sich jede zweite Band an wie sie. Das gleiche Phänomen kann man in der sogenannten New Wave Of American Heavy Metal oder in der Metalcore Szene beobachten. Was hältst du von der Entwicklung, dass sich beinahe jede Band gleich anhört?

Johan: Ich mag das nicht wirklich. Ich denke, jede Band sollte sich anders anhören. Vielleicht gibt es einfach zu viele Bands. Wenn ich mir ein Magazin durchlese, kenne ich vielleicht zwei oder drei Bands, der Rest ist mir nicht bekannt.

HH: Du hast vorhin gesagt, dass du dir noch Platten kaufst, was war die letzte, die du dir zugelegt hast?

Johan: Die letzte Scheibe, die ich mir gekauft habe, war Rammstein, weil sie eine gute Produktion hat und ich mich mit dem Produzieren beschäftige. Ich mag es, mit verschiedenen Sound und solchen Sachen herumzutüfteln.

HH: Hast du schon eine Band produziert?

Johan: Nur Amon Amarth, aber nicht alleine. Jeder in der Band hat da ein Wort mitzureden, aber ich bin derjenige, der sich am meisten mit Engineering und sowas beschäftigt.

HH: Planst du, in Zukunft Bands zu produzieren?

Johan: Ja, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt, werde ich das tun.

HH: Glaubst du, dass sich die verschiedenen Sounds und Ideen, mit denen du dadurch zu tun hast, auf Amon Amarth auswirken werden?

Johan: Das könnte sein, aber wenn ich je eine Band produziere, wird es eine kleine Band sein, die noch kein Album vorher aufgenommen hat. Ich will keine wirklich große Band produzieren.

HH: Hast du dein eigenes Studio?

Johan: Daheim habe ich einen wirklich guten Computer, ein kleines Mixgerät, Gitarrenzeug und einige Drummaschienen. Im Proberaum haben wir auch ein kleines Mixgerät und einen 24-Spur Hard-Disk-Recorder, so dass wir während unserer Proben auch Zeug aufnehmen können.

HH: Magst du eher digitale oder analoge Aufnahmen?

Johan: Ich denke, digitales Aufnehmen ist wesentlich einfacher, aber alles drumherum sollte analog sein. Die Gitarren sollten z.B. mit Mikrophonen abgenommen werden, aber das Aufnahmemedium sollte digital sein. Ich denke, dass ein Band nicht wirklich viel zum Sound beiträgt. Der Sound hängt eher davon ab, welche Gitarren und Verstärker du verwendest und natürlich, welche Mikrophone du benutzt. Ausserdem hängt er davon ab, wo du die Mikros aufstellst.

HH: Stell dir vor, Fate Of Norns ist eine Pflanze, eine Blume oder sowas. Welche Pflanze wäre das und warum?

Fredrik: (aus dem Hintergrund): Eine wirklich alte Eiche!

Johan: Ja, oder ein Kaktus, weil er spitze Stacheln hat und man sich daran ganz schön verletzen kann.

Lord Obirah

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