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Interview

English VersionInterview mit Dibbukim (10.05.2011)

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Die schwedische Band Dibbukim hat mit ihrem Debüt Az A Foygl Un A Goylem Tantsn wirklich ein sehr eigenwilliges und überraschendes Album an den Start gebracht, was nicht zuletzt daran liegt, dass alle Liedtexte in jiddischer Sprache vorgetragen werden. Das ist etwas völlig Neues und dazu auch noch ausgesprochen Mutiges, aber die Mixtur aus Metal und jiddischer Folklore funktioniert auf wunderbare Weise. Sängerin Ida Olniansky erzählt uns im Interview über die Hintergründe Dibbukims und ihrer außergewöhnlichen Musik.

Dibbukim

HH: Hallo nach Schweden aus dem schönen Bayern! Euere erste LP Az A Foygl Un A Goylem Tantsn wurde kürzlich veröffentlicht. Wie waren die Reaktionen aus Presse und der übrigen Hörerschaft bislang? Seid ihr mit den Ergebnissen zufrieden?
Ida: Ja, wir sind mit den bisherigen Reaktionen wirklich absolut zufrieden. Wir haben viele großartige Reviews bekommen und die Leute scheinen zu mögen was wir machen. Aber natürlich gab es auch einige negative Meinungen. Glücklicherweise drehten sich diese Beanstandungen aber nicht um unsere Leistung als Musiker, sondern darum, dass unsere musikalische Kombination seltsam und schwer zu fassen ist.

HH: Ihr spielt Yiddish Folk Metal - das ist in der Tat eine verrückte Sache. Bitte erzähl mir davon, wann und wie die Idee zu diesem Projekt geboren wurde. Wer ist der Bandgründer?

Ida: Die Gründerin wäre dann wohl ich. Es war eine Idee von mir, die mir kam, nachdem ich begonnen hatte, Yiddish an der Universität unserer Heimatstadt Lund zu studieren. Ich und mein Mann, Niklas, hatten früher schon darüber gesprochen, ein musikalisches Projekt zu starten, aber wir hatten noch nicht so richtig herausgefunden, was wir machen wollten. Als ich dann vorschlug, dass wir Yiddish Metal spielen sollten, mochte er die Idee und Dibbukim war geboren!

HH: Und dann könnte ich mir vorstellen, dass es nicht gerade einfach war, ein paar Gefährten mit jüdischen Wurzeln zu finden, um solch ein Projekt zu komplettieren. Wie fand die Band in ihrem jetzigen Line-Up zusammen?

Ida: Nun, es war kein Anspruch von uns, dass unsere Bandkollegen jüdische Wurzeln haben müssen. Das einzige, das eine Rolle spielte, war, dass sie mit ihren Instrumenten umgehen können und gute Musik spielen wollen. Und da wir genau wussten, wo wir das finden konnten, war es auch nicht besonders schwierig. Wir haben unseren alten Freund Magnus angerufen, der früher zusammen mit Niklas schon in einigen Bands gespielt hat. Und als wir einen Drummer brauchten, haben wir einen anderen Freund aufgerissen, Jacob, von Magnus' anderer Band Yggdrasil.

HH: Also haben alle Musiker von Dibbukim einen Metal-Background?

Ida: Ja, die Jungs haben alle einen Metal-Background und sie haben alle schon in zahlreichen Metal-Projekten gespielt in den letzten zehn Jahren. Ich selbst war bislang noch nicht Teil einer Metalband, aber ich habe schon in jungen Jahren Lieder geschrieben und Musik gemacht. Und Metal ist natürlich seit vielen Jahren eine Leidenschaft von mir.

HH: Az A Foygl Un A Goylem Tantsn - das bedeutet so viel wie Wenn ein Vogel und ein Golem tanzen, richtig?

Ida: Jep, absolut richtig!

HH: Welche Bedeutung steckt hinter diesem Titel? Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass der Vogel für die leichte und dynamische Folksmusik steht, während der Golem den harten Metal repräsentiert. Aber das ist nur eine Spekulation...

Ida: Ich würde sagen, das ist eine gute Spekulation von dir, da sie auch eine mögliche Interpretation ist. Der Titel ist so gewählt, dass er viele verschiedene Bedeutungen haben kann. Ich denke bei dem Vogel an ein Symbol für die zerbrechliche jiddische Kultur und Sprache ebenso wie an die Musik selbst, kombiniert mit dem Golem stellvertretend für den Metal. Es ist außerdem eine Botschaft von Freiheit dabei. Der Tanz zwischen Vogel und Golem kann die Tatsache verdeutlichen, dass materielle Dinge viele Leute daran hindern, wirklich frei zu sein.

HH: Was für eine Art Folksmusik ist es, die ihr in euere Songs integriert habt? Manchmal erinnert sie an osteuropäische Ursprünge und manchmal an finnische Humppa-Musik...

Ida: Wir haben nicht wirklich darüber nachgedacht, welche Folksmusik wir nun verwenden sollten. Daher glaube ich, es wurde - wie du schon sagst - eine Mischung aus Klezmer, der jüdischen Folksmusiktradition aus Osteuropa, und traditionell nordischer Folklore, schlicht und einfach weil das unserer Herkunft entspricht.

HH: Außerdem habt ihr auf dem Album einige traditionelle Lieder verwendet und auch einige "Coverversionen" von älteren jiddischen Stücken der Komponisten Ellstein und Goldfaden. Magst du uns ein wenig über diese Titel erzählen, über ihre Hintergründe, Themen und natürlich warum ihr euch zu einer metallischen Interpretation entschlossen habt?

Ida: Ellstein und Goldfaden sind zwei sehr wichtige Namen für die jiddische Musik und die Kultur. Ersterer hat das sehr populäre jiddische Musical "Yidl mitn Fidl" geschrieben und der zweite wird als Vater des jüdischen Theaters betrachtet. Der große Unterschied zwischen beiden ist, dass Goldfaden im östlichen Europa des 19. Jahrhunderts aktiv war, während Ellstein Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA geboren wurde. Das hatte natürlich einen Einfluss auf die lyrische Stimmung Ellsteins, der dazu neigt eher fröhlich zu sein und Träume über die Vergangenheit zu haben. Bei Goldfaden findet man dagegen eine gewisse Traurigkeit mit Träumen von einer besseren Zukunft.
Wir hatten nicht wirklich ein besonderes Programm, als wir uns dazu entschlossen, diese Songs zu metallisieren. Wir pickten nur unsere Favoriten aus dem großen Schatz an jiddischer Musik heraus.

Dibbukim

HH: Sehr gut gefallen mir auch euere beiden Eigenkompositionen "A Mabl Fun Mashke" und "Der Rodmakher". Hast du auch so etwas wie einen Lieblingssong au dem Album? Einen Song, den du jedem Hörer empfehlen würdest?

Ida: Nun, es ist ziemlich schwer, nur einen Song herauszupicken, aber ich würde definitiv jedem raten, unser eigenes Material anzuhören. Neben "A Mabl Fun Mashke" und "Der Rodmakher" hoffe ich, dass jedem auch "Khaloymes" und "Hinter Dem Tol" genauso gut gefallen werden.

HH: Wie, würdest du meinen, sieht die Zielgruppe für eure spezielle Musik aus? Welche Anforderungen muss eine Person erfüllen, um der perfekte Hörer für eure Musik zu sein?

Ida: In unserem Fall braucht es definitiv eine Straße mit zwei Fahrbahnen. Ich denke, der perfekte Zuhörer ist ein Metalhead mit einer gewissen Offenheit, der neue Einflüsse in der Szene begrüßt. Oder er ist ein Liebhaber von jiddischer Kultur und offen genug, um sich auf die Power des Metal einzulassen.

HH: O.K., das ist eine Frage, die ich gerne jenen Musikern stelle, die noch an der Schwelle zu ihrer Karriere mit einem neuen Projekt stehen. Was sind eure Ziele? Was würdest du gerne mit Dibbukim erreichen?

Ida: Jetzt gerade weiß ich noch nicht, wohin uns das alles führen wird, aber ich hoffe, dass wir über viele Jahre hinweg Musik machen können und damit weiter machen können, mit jeder Veröffentlichung etwas Neues in die Metal-Szene zu bringen. Ich hoffe auch, dass wir etwas Besonderes schaffen können, das viele Menschen wertschätzen werden. Ich glaube, das ist das Wichtigste von allem und außerdem ein gutes Ziel.

HH: Ich für meinen Teil hoffe, dass ich eines Tages auch einmal die Gelegenheit bekommen werde, euch live auf der Bühne zu sehen. Daher lautet meine letzte Frage: habt ihr einige Konzerte in Planung, die euch nach Deutschland führen, vielleicht sogar nach Bayern, um noch etwas präziser zu sein?

Ida: Wir würden dich auch eines Tages gerne sehen, aber zurzeit haben wir keine Shows in Planung. Ich hoffe, das kommt in der Zukunft und dann werden wir definitiv versuchen, auch nach Bayern zu kommen!

HH: Das ist ein Wort! Ich danke dir vielmals für das Interview! Die letzten Worte an unsere Leser gehören dir.

Ida: Vielen Dank für dieses Interview. Es war wirklich eine Freude. Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, jedem zu danken, der uns bislang unterstützt hat. Das bedeutet uns wirklich sehr viel. Ich würde außerdem jedem, der das hier liest, dazu raten, unsere Musik eine Chance zu geben. Sie mag am Anfang zwar seltsam wirken, aber die wundervolle Kraft unseres Yiddish Metal wird sich sehr schnell vor dir entfalten!

Dagger

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