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Interview mit Within Temptation (23.03.2011)

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Nachdem unser letztes Gespräch ja durchaus von logistischen Problemen überschattet war (die Herrschaften mussten zum Flughafen, weshalb der letzte Teil per Handy im Taxi stattfand), ergriff der vom neuen Album The Unforgiving immer noch zutiefst hingerissene Schreiberling die nächste Gelegenheit natürlich geradewegs beim Schopfe. Zumal wir dieses Mal sogar bei Sängerin Sharon den Adel zu Hause anrufen durften, die dann offenkundig nebenher entweder die Spülmaschine ausräumte oder ihre Steuererklärung machte - aber das war zumindest mir völlig gleichgültig, da die Holde wie gewohnt redete wie ein Wasserfall. Die Telefonnummer wird übrigens nicht versteigert, Gebote sind vollkommen sinnlos.

HH: Hallo Sharon, danke dass du dir ein wenig Zeit nimmst. Letztes Mal war das ja etwas chaotisch, da hast du vom Taxi aus telefoniert...

Sharon: Stimmt, ja, das sind die Dinge, an die man sich dann erinnert... das war wirklich auf den letzten Drücker...

HH: Lass uns über das neue Album The Unforgiving sprechen. Das Ganze ist ein Konzeptalbum, das in engem Zusammenhang mit einer Comicserie gleichen Namens steht. Wie ist denn diese Verbindung zustande gekommen, kanntet ihr Zeichner oder Autor schon vorher?

Sharon: Wir haben die Story selbst entwickelt, das Comic existierte vorher nicht. Wir wollten eine gute Story, die wir auf unterschiedlichste Arten hätten ausführen können, und mit einem Comic fühlten wir uns sehr wohl, da wir mit Comics aufgewachsen sind. Es ist zwar etwas ungewöhnlich für eine Band, die unsere Art Musik macht, das Medium Comic ist nun mal in erster Linie visuell. Wir wollten einen kleinen Teil unserer Jugend damit zurückbringen - auch wenn wir im Publikum eigentlich jede Altersgruppe haben, wollten wir doch ein wenig in die 80er zurück, als man Alben teilweise ja nur wegen des Covers gekauft hat, mit jeder Menge Kunstfertigkeit. Da gab es dann auch die großen Konzeptalben mit einer Story oder sogar einem Film dazu, so wie das Pink Floyd mit The Wall gemacht haben (Autsch! Aber wir verkneifen uns alles Weitere. Ergänzen wir wenigstens geistig Operation: Mindcrime - Holgi) - in den 70ern und 80ern war das ja durchaus üblich, und das gibt es heutzutage leider nicht mehr so oft. Ein bisschen von dieser Magie wollten wir zurückbringen. Und wir wollten vor allem eine gute Story haben. Den Künstler kannten wir schon von The Chronicles Of Spellborn, dem Computerspiel, für das wir schon auf The Heart Of Everything einige Songs beigesteuert haben (Z.B. "The Howling" - Holgi). Die gezeichneten Sequenzen bei The Chronicles Of Spellborn stammen von Romano Molenaar, also fragten wir den, ob er einen Autor kennt, mit dem wir die Story entwickeln konnten. Er machte uns dann mit Steven O'Connell bekannt, aber der hatte zu diesem Zeitpunkt kein Skript, das uns wirklich gefallen hätte, aber wir haben erkannt, dass er ein wirklich guter Geschichtenerzähler ist. Also haben wir ihm erzählt, welche Filme wir gern sehen und welche Elemente wir gerne in der Story hätten. Ein paar Tage später kam er zurück und hatte eine kleine Grundidee entwickelt, sehr einfach, aber sehr kraftvoll, aber so beginnen ja die meisten Dinge. Es war eigentlich nur ein Satz: Mother Maiden, ein Medium, gibt Menschen, die im Leben Sünden begangen haben, die Chance, diese zu sühnen, weil sie keine schlechten Menschen sind, sondern einfach nur in eine schlechte Situation geraten sind. Und das war die Basis der Geschichte. Von diesem Ausgangspunkt entwickelte er dann die Story, wir fügten Dinge hinzu, die uns wichtig waren, bis wir die ganze Geschichte in ihren Grundzügen entwickelt hatten.
Zu der Zeit haben wir auch begonnen, die Kurzfilme zu machen (zu bestaunen auf der Website oder der Premium-Edition des Albums - Holgi), da die Produktionsfirma einfach so fasziniert von der Idee war - es einfach eine komplexe, philosophische Geschichte ist, die man in viele Richtungen entwickeln kann. Die Filmfirma hatte auch einige sehr gute Ideen, die wir dann letztlich auch in die Comics eingebaut haben, und so haben alle, die in diesem Zusammenhang kreativ waren, einiges zur Story beigetragen. Steven arbeitet nun alles aus, denn wir haben ja nur die Grundzüge der Geschichte und die Charaktere definiert, was sollte in welcher Reihenfolge passieren, und Steven führt nun die Details aus und bringt das Ganze in die richtige Form. Er arbeitet sehr intensiv daran, er braucht pro Heft zwei Monate, und es werden insgesamt sechs Teile erscheinen, und für jeden Teil braucht er zwei Monate, um das Heft zusammen mit dem Zeichner fertigzustellen.

HH: OK, die Grundhandlung steht also und wird von Steven noch ausgeführt. Das bringt mich zur nächsten Frage: der letzte Song "Stairway To The Skies" macht nicht eindeutig klar, wie die Geschichte endet. Ich habe das so verstanden, dass die Protagonistin zwar lebt, aber verdammt ist. Liege ich da richtig?

Sharon: Ja, das stimmt schon, sie möchte eigentlich nicht mehr auf der Erde bleiben, denn sie möchte bei jemanden sein, den sie liebt, aber das ist ihr nicht vergönnt, weil sie nach wie vor für Mother Maiden ihre Buße tun muss. Aber wer weiß, wie es von da ab weitergeht, dafür musst du schon die Geschichte lesen. Wenn ich dir jetzt genau erzähle, wie es ausgeht, dann liest du es ja nicht mehr...

HH: Nein, bitte nicht, ich will das ja lesen, auch wenn ich dann ein Jahr auf die Auflösung warten muss... Das Comic ist im Moment nur über euren Webshop erhältlich, zumindest die erste Ausgabe "Perdition". Soll die Serie auch in den weiteren Verkauf gehen, z.B. über Comicläden?

Sharon: Es soll auch über die Läden gehen, derzeit nimmt es der größte amerikanische Fachhandel ins Programm, wobei ich nicht weiß, ob die auch international aktiv sind, aber vielleicht vertreiben die das auch weltweit. Das wäre natürlich auch in unserem Sinne, dass das Comic eine weite Verbreitung bekommt, aber über unseren Webshop geht da ja auch ganz gut...

HH: Weiß ich, habe drei Exemplare bestellt, eins für mich und zwei für weitere Kenner der Materie...

Sharon: Sehr schön...

HH: Wird es am Ende der Serie ein Paperback oder einen ähnlichen Sammelband mit allen Ausgaben geben?

Sharon: Das planen wir natürlich, das ist noch relativ weit weg, aber es wäre natürlich sehr gut, wenn wir am Ende eine hochwertige Ausgabe, vielleicht sogar als Hardcover hätten.

HH: Kommen wir aber endlich auch mal zur Musik. Wie ich das sehe, geht das Album in eine neue Richtung - im Vergleich zu The Heart Of Everything ist das volle Orchester ein wenig zurückgefahren, die Songs sind nicht mehr so heavy, aber es gibt auch nicht so viele Balladen wie auf The Silent Force. Wie würdest du den Sound beschreiben, im Vergleich zu den Alben, die ihr bislang gemacht habt?

Sharon: Ich glaube, das ist unser direktestes Album bislang. Wir haben uns jeden Song einzeln angesehen und haben die Elemente dazugefügt, die wirklich passen. Man darf sich nicht zu sehr in das Orchester verlieben, manchmal haben wir uns dieses Mal für eine mehr gitarrenorientierte Produktion und dann wieder für Parts mit Orchester entschieden, weil das besser zum Song gepasst hat. Insofern ist das Album anders als The Heart Of Everything, es ist vollkommen anders produziert. Wir haben auch eine große Bandbreite zwischen den einzelnen Songs, es gibt jede Menge 80er-Flair, nicht überall, aber doch oft, man hört 80er-Synthies, aber es gibt auch jede Menge Riffs und Solos. Ich kann dir im Übrigen auch nicht ganz zustimmen, wenn du sagst, die Songs seien nicht mehr so heavy - manche Songs sind heavier denn je, und manche poppiger denn je. "Sinead" z.B. ist ein Dance-Pop-Song, natürlich mit rockigen Gitarren, aber "In The Middle Of The Night" ist der heftigste Song, den wir je geschrieben haben (Stimmt. Volle Punktzahl, Holgi. Verflixt. - Holgi). Das Album ist also sehr vielseitig, aber alle Teile funktionieren gut zusammen.

HH: Du hast die 80er-Sound-Elemente angesprochen, was außer den Synthies siehst du noch in dieser Ecke?

Sharon: Neben den Synthies sind das noch die eingängigen Refrains. Diese Elemente haben wir übrigens nicht aktiv gesucht, sondern ganz natürlich eingebaut, als wir das Album zur Hälfte fertig hatten, haben wir gemerkt, dass viele 80er-Elemente enthalten sind. Wir konnten das also entweder rauswerfen oder integrieren, und wir haben einfach geschaut, was für den einzelnen Song am besten funktioniert. Zunächst einmal klingt das ja seltsam, Within Temptation auf dem 80er-Trip, aber wenn man die Musik hört, funktioniert es einfach. Auch die Art des Songschreibens ist den 80ern sehr ähnlich. In der Rückschau scheinen unsere Inspirationen jede Menge Leute gewesen zu sein, von Chris Isaak bis Billy Idol und Metallica und Iron Maiden (Ich habe immer gesagt, die Leute haben Geschmack!! - Holgi)...

HH: Das ist Chris Isaak drin, richtig, in "Faster", oder?

Sharon: Ja, richtig!

HH: Wenigstens das habe ich erkannt...

Sharon: Ich bin mit dem Song nach Hause gekommen, und Robert [Westerholt] meinte, das ist "Wicked Game", du hast den Song kopiert! Also haben wir das überprüft, und es ist definitiv keine Kopie, aber es hat die gleiche Atmosphäre und Gesangslinie. Es ist definitiv nicht der gleiche Song, aber die gleiche Art von Songwriting.

HH: Das Album ist ein Konzeptalbum mit einer Story - werdet ihr auf Tour das ganze Album spielen, oder nur einige Songs davon?

Sharon: Im Moment entwickeln wir gerade die Liveshow und sind noch nicht sicher, was wir spielen werden. Das muss man zunächst immer ausprobieren, was live funktioniert und was nicht. Die Chancen stehen aber gut, dass wir das ganze Album spielen, aber das reicht dann noch nicht für ein Konzert aus, da werden wir dann noch andere Songs bringen.

HH: Versprich mir, dass ihr "Ice Queen" spielt! Bittebitte!

Sharon: Das machen wir doch immer... das ist auch sehr 80er, so nebenbei...

HH: Werdet ihr nach der bevorstehenden Hallentournee auch wieder akustische Konzerte geben, wie auf der Theatertour?

Sharon: Ja, 2012 werden wir wieder auf Akustiktour gehen, im Frühling.

HH: Ok das wars schon, vielen Dank - alles Gute!

Sharon: Danke auch, Wiedersehen!

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