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Interview mit Helrunar (03.02.2011)

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Es dürfte wohl unbestritten sein, dass Helrunar zur Speerspitze der deutschen Black-Metal-Szene gehören. Diese Stellung konnte die zum Duo geschrumpfte Band aus Münster mit ihrem aktuellen Zweiteiler Sol eindrucksvoll behaupten. Als kleine Sensation hat es dann Sol I - Der Dorn Im Nebel sogar auf einen sensationellen Platz 54 in den deutschen Albumcharts geschafft, was, nebenbei bemerkt, die höchste Platzierung ist, die je eine Veröffentlichung aus dem Hause Prophecy Productions erreicht hat. Heavyhardes sprach mit Mastermind Skald Draugir, um einige Hintergründe zu Sol aus dessen Finsternis ans Licht zu bringen.

Helrunar

HH: Ein fröhliches Hallo und beste Grüße aus dem Freistaat! Euer letztes Album Baldr Ok Iss liegt etwa drei Jahre zurück. Dafür gibt es nun anstelle eines neuen Albums gleich zwei. Was hat sich in der Zeit nach Baldr Ok Iss alles getan in der Band? Wie seid ihr gegenwärtig aufgestellt?

Skald Draugir: Hei! Nun, im Frühjahr 2008 ist unser Gitarrist ausgestiegen. Seit dem sind wir nur noch zu zweit, was aber hervorragend funktioniert, da wir uns in dem, was wir musikalisch und lyrisch wollen, sehr einig sind. Wir können alles auch zu zweit problemlos komponieren und aufnehmen. Nur für Live-Konzerte haben wir drei Session-Musiker: Discordius, Harcon und Samiel. Und die machen einen hervorragenden Job, unterstützen uns optimal und sind sehr engagiert. Besser könnte unser Line-up gar nicht sein, musikalisch wie auch persönlich! Im Sommer 2008 haben wir dann angefangen Sol zu komponieren und zu texten.

HH: Wann wusstest du, dass bei den Arbeiten zu Sol mehr herauskommen würde, als nur ein einfaches Album? Oder war Sol von Beginn an als Doppelalbum geplant?

Skald Draugir: Nein, das hat sich erst im Kompositionsprozess ergeben. Ungefähr im Herbst 2009 merkten wir, dass wir bei weitem zu viel Material für eine CD hatten. Aber wir waren mit allem zufrieden, und jeder Song bzw. Text hatte seinen festen und definitiven Platz im Konzept. Wir konnten und wollten also nichts weglassen.

HH: Beim Anhören der beiden Alben stellt sich schnell heraus, dass ihr sehr finstere, oft trostlose und melancholische Musik geschaffen habt, von den Texten mal ganz abgesehen - auf die kommen wir gleich. Wie passt denn diese Musik mit dem Titel Sol zusammen? Sol ist meinem Wissen nach doch die Sonne, und die bringt man irgendwie mit Licht und Wärme in Verbindung. Ein Paradoxon, will ich meinen...

Skald Draugir: Ja, diese Gegensätze interessieren uns auch, weil aus ihnen Spannungen erwachsen... sowohl in lyrischer, als auch musikalisch-atmosphärischer Hinsicht. Die Sonne taucht aber in den Texten auch in verschiedenen Aspekten auf... gleich zu Anfang z.B. als Kollapsar, also als die zerstörerische Kraft überhaupt. Dass es musikalisch dieses Mal sehr viel düsterer und trostloser werden würde, stand für uns schon ziemlich zu Anfang fest. Wir wollten klassische Rock- und Metal-Strukturen, wie man sie vielleicht auf unseren früheren Alben noch findet, größtenteils über Bord werfen und haben uns statt dessen eher auf ausdrucksstarke Atmosphären und Spannungsbögen konzentriert.

HH: Welchen Einfluss hatte dabei der skandinavische Black Metal der frühen Neunziger? Ich frage, weil ich schon glaube, hier Ähnlichkeiten entdecken zu können?

Skald Draugir: Einen sehr großen, ohne jede Frage. Die norwegischen Bands der 90er verehren wir ganz besonders.

HH: Passend zu der kalten, unwirtlichen Atmosphäre des Albums habt ihr auch eine sehr bittere, man will fast meinen resignierende Lyrik für die Alben geschaffen. Welchen Stellenwert besitzen die Texte in der Musik Helrunars?

Skald Draugir: Einen sehr hohen! Wir sind stets darum bemüht Lieder zu schreiben, in denen Text und Musik Hand in Hand gehen. Ich will nicht einfach nur irgendwelche Metal-Texte schreiben, sondern Texte, die das übliche Text- und Bedeutungsinventar des Genres sprengen.

Helrunar

HH: Auf Baldr Ok Iss habt ihr euch mit der nordischen Mythologie auseinandergesetzt. Welchen Themenschwerpunkt behandelt ihr auf Sol I und II?

Skald Draugir: Es ist wohl eher so etwas wie das Leben... bzw. Konflikte im Leben, außen wie innen. Darin steckt eine Menge Psychologie, aber auch eine Verarbeitung der Daseinszustände des modernen Menschen... Isolation, Orientierungslosigkeit, Verbitterung, Angst - alles eben, was da unter der Oberfläche lauert, verbunden mit Reflexion und Katharsis.

HH: Mahnst oder kritisierst du mit deinen Texten?

Skald Draugir: Nichts dergleichen. Ich beobachte nur, stelle dar, manchmal analysiere ich vielleicht auch. Ich will aber niemandem vorschreiben, was die perfekte Wahrheit ist. Das weiß ich nämlich selber nicht.

HH: Was hat es dann mit Songtiteln, wie Nebelspinne, Rattenkönig oder Moorgänger auf sich?

Skald Draugir: Das sind erst einmal nur Begrifflichkeiten, die versuchen, den Inhalt des entsprechenden Textes zu erfassen. Mit Bedeutung muss sie letztendlich der Hörer aufladen.

HH: Was sind es für Dinge oder Erlebnisse im Alltag, die dich inspirieren und dazu veranlassen Liedtexte zu schreiben?

Skald Draugir: Eigentlich alles... alles fließt ein. Dinge, die ich höre, beobachte, fühle, lese... am effektivsten funktionieren oft extreme emotionale Zustände wie Wut, Verzweiflung, Angst, Empörung. All das muss aber auch reflektiert oder durch andere, z.B. mythische Inhalte, gefiltert werden, um einen guten Text hervorbringen zu können.

HH: Deine Ansprüche diesbezüglich scheinen ja sehr hoch gesteckt zu sein. Welche Ansprüche stellst du selbst an die Musik anderer Bands, damit sie dir gefällt?

Skald Draugir: Das ist ganz unterschiedlich. Ich achte sehr auf Atmosphäre und Emotionalität. Wenn eine Band es schafft, Bilder vor meinem geistigen Auge zu erwecken, bin ich stets sehr angetan. Manchmal achte ich auch auf handwerkliches oder lyrisches Geschick... wenn Bands zu klischeehaft vorgehen gefällt es mir oft nicht. Bei wieder anderen Bands verbinde ich Erinnerungen mit ihrer Musik, und darum sind sie dann wertvoll für mich. Einen stilvoll-provokanten Habitus schätze ich immer sehr.

HH: Um ein Album im Sinne eines Gesamtkunstwerkes zu schaffen bedarf es neben Musik und Lyrik auch noch einer treffenden Gestaltung, die euch im Übrigen ausgezeichnet gelungen ist. Kannst du uns was über den Entstehungsprozess der Covermotive erzählen? Inwiefern wart ihr in Grafik, Layout und Fotografie involviert?

Skald Draugir: Schön, dass es dir gefällt! Das Layout stammt von Lukasz Jaszak. Während des Design-Prozesses stand ich ständig mit ihm in Kontakt und habe ihm gesagt, in welche Richtung es gehen kann oder soll. Oft war das aber gar nicht nötig... obwohl er kein Deutsch kann, hat er manchmal intuitiv verstanden, worum es geht oder was nötig ist. Die Cover-Motive der normalen CD-Auflage sind von Lukasz entworfen, beim Artbook-Cover handelt es sich um ein Bild aus einer sich in meinem Besitz befindlichen Sammlung alter Fotos... ich mag die Atmosphäre, die solche alten Fotografien oft haben.

HH: Du hast eben schon das Artbook erwähnt. Die beiden Alben Sol I - Der Dorn im Nebel und Sol II - Zweige der Erinnerung erscheinen neben den Einzelauflagen auch in dieser limitierten Auflage mit beiden CDs. Was erwartet den Käufer dieser Edition?

Skald Draugir: Es enthält den kompletten Text des Sol-Dramas auf 50 Seiten... er ist etwa doppelt so lang wie die reinen Songtexte, die man auch in der normalen Edition findet. Dazu kommt noch viel zusätzliches Bildwerk... leider ist es schon ausverkauft.

HH: Der Jahreswechsel liegt kurz hinter uns. Was war dein persönliches Highlight 2010 - als Musiker und vielleicht auch privat, falls du das verraten möchtest?

Skald Draugir: Das war wohl die Studiozeit... 2010 war ein sehr stressiges Jahr. Die Zeit im Studio war natürlich auch arbeitsreich, es war aber schön, sich in einer angenehmen Umgebung auf eine solche kreative Aufgabe konzentrieren zu können und den ganzen anderen Scheiß mal für einige Zeit draußen zu lassen.

HH: Und dann ist der Jahreswechsel ja auch die richtige Zeit, um sich ein paar Vorsätze für die nächste Runde zu machen. Wie steht es da bei dir? Was hast du dir für 2011 mit der Band vorgenommen?

Skald Draugir: Weiter schreiben, weiter komponieren, live spielen, so wie es sich gehört.

Helrunar

HH: Gibt es irgendetwas, das du mit Helrunar noch erreichen möchtest? Ein ganz besonderes Ziel, vielleicht ein Ort an dem du mal auftreten möchtest?

Skald Draugir: Sehr gerne würden wir wohl mal in Norwegen spielen... auf dem "Hole in the sky" o.Ä.... aus jenem Land kommt die Musik, die wir so sehr schätzen!

HH: Apropos Auftreten - ich habe den Eindruck, dass Helrunar eine Band ist, die man nicht allzu oft auf einer Bühne erleben kann. Gehört das zu eurer Philosophie oder ist es schlichtweg eine organisatorische Angelegenheit?

Skald Draugir: Das liegt auch daran, dass wir, was unsere Jobs und all dieses lästige Zeugs angeht, oft sehr stark eingebunden sind und schlecht planen können. Allerdings würden wir uns, auch wenn wir es könnten, wohl nicht endlos den Arsch abtouren... neues Material zu schreiben und aufzunehmen ist uns wichtiger.

HH: Gibt es bereits Pläne wann und wo man das neue Songmaterial live zu sehen bekommen wird?

Skald Draugir: Bisher steht das Metalfest 2011. Aber wir werden auch versuchen eine kleine Tour hinzubekommen.

HH: Dafür drücke ich die Daumen. Und ich für meinen Teil hoffe, euch bald mal wieder livehaftig erfahren zu können - das letzte Mal ist doch schon wieder eine Weile her. Abschließend gratuliere ich euch zu eurem neuem Werk und sage danke für das Interview. Falls du eine letzte Botschaft an unsere Leser hast, kannst du sie hier loswerden.

Skald Draugir: Danke für das Interview und Danke für die Unterstützung! Wir sehen uns hoffentlich!

Dagger

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