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Interview

English VersionInterview mit Enochian Theory (27.02.2010)

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Ohne Label im Rücken konnten Enochian Theory mit ihrem neueseten Output Evolution: Creatio Ex Nihilio ein fazinierendes Werk vorlegen, das so ziemlich alles gängigen Standards erfüllt und weit darüber hinausgeht. Einen kleinen Einblick in die Entstehung der Scheibe, die Philosophie der Band und was das mit Tomaten zu tun hat, gibt Gitarrist, Sänger und Keyboarder Ben Harris-Hayes zum Besten.

HH: Hi Ben, wie fühlst du dich, jetzt, wo ihr euer neues Album Evolution: Creatio Ex Nihilio unter Dach und Fach habt?

Ben: Grüße an Heavyhardes.de und alle seine Leser, danke, dass ihr uns die Möglichkeit gebt, mit euch und euren Lesern zu sprechen.
Uns geht es gut, danke der Nachfrage, alles was die Band betrifft geht langsam aber stetig vorwärts... das betrifft sowohl die Promotion für das neue Album als auch die Verkäufe und was am wichtigsten ist, Shows in Europa zu bekommen. Das hat bei uns zur Zeit höchste Priorität, wir versuchen durch die aktuelle Presse einige Leute auf uns aufmerksam zu machen und Shows zu sichern.
Die Pläne, die wir uns für die Band vor vier Jahren zurecht gelegt haben, gehen langsam aber sicher in Erfüllung und wir sind zufrieden... aber wir hören nie auf, uns verbessern zu wollen, wir treiben die Band und unsere Plattenfirma immer in die richtige Richtung voran.
Wir haben ziemlich gute Reaktionen seitens der Presse für dieses Album bekommen, manchmal waren wir richtiggehend überwältigt. Natürlich hatten wir auf sowas gehofft, weil wir jeden Tag hart dafür arbeiten, aber wenn ein Magazin wie das Classic Rock dich nach einem Interview fragt oder dir Mags wie Terrorizer oder Powerplay exzellente Reviews verpassen, und auch all die Webzines und Online-Magazine uns unterstützen... Es ist wirklich der Wahnsinn, dass wir etwas geschaffen haben, das die Aufmerksamkeit der Leute erregen kann und das ist etwas, was ein echter Schock ist, wenn wir mal genau drüber nachdenken.
Wir sind größtenteils eine sehr egoistische Band, was ich damit meine ist, wir haben NIE an jemand anderen gedacht, als wir unsere Sachen geschrieben haben... wir haben einfach unsere Köpfe zusammengesteckt, sind in unseren Gedanken versunken und kamen schließlich aus diesen oft dunklen und introvertierten Orten mit einem Artefakt wieder, das das repräsentierte, wo wir seinerzeit standen. Es wurde als eine gute Sache wahrgenommen, und das ist ein riesiger positiver Impuls, der alle negativen Anfänge überschattet.

HH: Soweit ich das überblicken kann, sind die Reaktionen wirklich sehr gut ausgefallen. Habt ihr mit solch positivem Feedback gerechnet?

Ben: Wie ich schon sagte, wir haben das nicht erwartet. Aber wir haben natürlich an unsere Sache geglaubt. Die Platte, für mich sowieso, ist eine dunkle Zurschaustellung schizophrener und melancholischer Grübeleien dreier Jungs, die in dieser oft verwirrenden modernen Zeit leben. Ich hätte nie gedacht, dass sie derartig akzeptiert wird, aber wir haben die Hoffnung nie aufgegeben. Das sagt über uns wohl sehr viel mehr aus, als wir preisgeben würden, wenn man uns zwänge... es ist interessant, darüber nachzudenken...

HH: Im Promozettel steht, als die Scheibe 2009 fertig gestellt war, boten euch einige Labels Verträge an, die Platte zu veröffentlichen. Warum habt ihr schließlich doch abgelehnt bei einem "großen" Label wie Century Media, Nuclear Blast, SPV, InsideOut oder AFM Records zu unterschreiben und das Album über euer eigenes Label Anomalousz Music Records veröffentlicht?

Ben: Ich weiß nicht, ob da drin steht, dass sie uns einen Vertrag anboten, was drin steht ist, dass sie unsere Arbeit sehr zu würdigen wussten... wir bekamen vor allem sehr gutes Feedback von den Labels. Sie waren sehr beeindruckt davon, was wir geschaffen und geplant hatten... und das alles ganz allein, ohne große finanzielle Basis.
Leider waren wir musikalisch und promotechnisch eine Zeitlang nicht sehr aktiv und weil es diese finanziellen Probleme in der Geschäftswelt gab, teilten uns die meisten Labels mit, dass sie mit uns derzeit nicht arbeiten könnten, obwohl sie sehr beeindruckt seinen. Einige verzögerten das Ganze eine Ewigkeit, weshalb wir Deadlines gesetzt haben, weil wir einen Plan einzuhalten hatten. Einige Labels haben zu lange überlegt, also haben wir uns entschieden, nicht länger zu warten. Abgesehen davon konnten wir auch nicht länger warten.
Wir hatten ein Produkt, das es zu veröffentlichen galt und wir wussten immer, dass es langwierig sein würde, ein Label in unserem momentanen Entwicklungsstatus zu bekommen. Deshalb machen wir alles auf eigene Faust, wie schon bei unserer Vorgänger EP, diesmal allerdings in weit größerem Umfang!
Die PR in Europa haben wir zur Hälfte hinter uns und es läuft wirklich hervorragend. Wir freuen uns jetzt schon auf die USA und den Rest der Welt. In den USA haben unsere Scheibe schon viele Leute gekauft, einfach nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda oder durch einen unserer vielen, vielen Wege wie wir uns selbst verkaufen.
Ich denke, wir haben bewiesen, dass man mit dem richtigen Plan und dem richtigen Antrieb ALLES machen kann, was ein größeres Label auch tut, die ihre Kosten auf die Bands abwälzen. Das ist wirklich kein Geheimnis. Natürlich hätten wir kein Problem, mit einem größeren Label zusammenzuarbeiten, wir wären dumm, wenn wir uns ihre Vorschläge nicht anhören würden, weil sie unzählige Kontakte haben. Aber wir beweisen, dass wir die Dinge sehr gut mit unseren Mitteln handhaben können und wir denken, dass es momentan das Beste für uns ist, die Dinge selbst in den Händen zu halten.

HH: Was war der entscheidende Grund, Anomlousz Music Records zu gründen?

Ben: Wir haben damit im Interesse der Band gehandelt. In Zukunft werden wir hoffentlich ein paar andere Bands unter Vertrag nehmen und ihnen bei den Dingen, die wir täglich lernen, unter die Arme greifen.
Wir wussten immer, dass wir mit unserer Musik keinen Vertrag bekommen würden, deshalb wollten wir lernen, wie alles in der Industrie funktioniert und alles selbst unter Kontrolle halten, woraus dann die AMR Group entstanden ist.
Die Band wird von außen als sehr unabhängig wahrgenommen, weil wir schon immer alles allein gemacht haben und für die Zukunft sieht es nicht anders aus... nur weitreichender und breiter gefächert, weil wir aus unseren Fehlern lernen.

HH: Wie sind eure Erfahrungen mit einem eigenen Label bis jetzt? Bereut ihr es manchmal, bei keinem der vorher genannten Labels einen Vertrag unterschrieben zu haben?

Ben: Wenn du mich das Anfang 2008 gefragt hättest, hätte ich wahrscheinlich gesagt, dass ich den ganzen Krempel hasse. Die Dinge liefen nicht sonderlich gut damals, was aber mehr mit unseren Leben und den Dingen rund um die Band zu tun hatte. Aber das war bevor wir unser neues Album aufnahmen und mit diesen größeren Labels in Verhandlung getreten sind.
Wir haben sehr viel darüber gelernt, was wir tun und ja, wir haben sehr viele schlechte Entscheidungen in finanzieller Hinsicht getroffen. Aber wir haben gelernt und wir werden den Weg, den wir begonnen haben, weiter beschreiten. Jetzt umdrehen oder sogar aufhören ist undenkbar.
Wir kommen langsam an einen Punkt, wo wir Dinge tun können, die wir wirklich tun wollten und das alles aus eigener Kraft zu schaffen ist eine großartige Belohnung. Möge es noch lange andauern!

HH: Ok, lass mich dir an dieser Stelle zu eurem großartigen Album Evolution: Creatio Ex Nihilo gratulieren. Auf der einen Seite funktioniert die Scheibe als großes Ganzes und wächst von Durchlauf zu Durchlauf. Auf der anderen Seite kann man sich auch einzelne Tracks anhören, ohne die Gefühle und Stimmungen, die sie verbreiten, zu zerstören. Siehst du Evolution: Creatio Ex Nihilo als Konzeptalbum oder als "normales" Album mit eigenständigen Songs?

Ben: Danke, es freut uns natürlich, dass dir die Platte gefällt. Ich denke, du hast es perfekt zusammengefasst. Es ist ein Album, bei dem du dir einzelne Tracks anhören kannst, konzipiert ist es aber als ein flüssiges Stück. Die Songs können sowohl einzeln als auch im Ganzen bestehen, keiner mindert den anderen. Aber am Ende entscheidet immer der Hörer, was er damit anstellen will.
Was die Konzeptseite betrifft, es zieht sich ein Hauptthema durch das ganze Album und jedes Lied repräsentiert ein kleines Stück dieses Themas. Was das Thema ist wirst du fragen? Das Leben und all seine Erlebnisse.
Die Platte wurde an einem dunklen und verwirrenden Ort in unserem Leben geboren, aber es ist eine Betrachtung der wilden Entschlossenheit, das zu zerstören, was versucht, dich zu zerstören und ein positives und heiteres Ende aus Wegen voller Dunkelheit.

HH: Was wollt ihr mit dem Albumtitel ausdrücken?

Ben: Der Titel funktioniert auf mehreren Ebenen. Auf der einen Seite ist er sehr verspielt und sarkastisch, eine fast spöttische Sicht auf Dinge, die ich sehr lustig finde, wenn man darüber nachdenkt, wie diese Dinge dargestellt werden. Darauf legen wir sehr viel Wert, Ideen aufzeigen und dem Einzelnen die Entscheidung selbst überlassen.
Es gibt Dinge auf der Welt, die uns als Menschen und als Band beunruhigen. Meistens werden diese Dinge vom größten Krebsgeschwühr der gesamten Menschheitsgeschichte verursacht.
Auf der anderen Seite besagt er, dass wir uns als Band und Menschen weiterentwickelt haben, wir haben eine Platte aus dem Nichts aufgenommen, zu einem Zeitpunkt, wo wir sie am Dringendsten gebraucht haben. Wir nutzen unsere Selbstbestimmung und Leidenschaft für das Leben um uns anzutreiben. Ich könnte jetzt noch tiefer auf die Hauptideen des Titels eingehen, aber ich glaube, das würde den Rahmen hier sprengen!

HH: In welchem Zusammenhang stehen Coverartwork, Albumtitel und die Songs?

Ben: Das Artwork ist eine Deutung unserer Musik, des Titels und der textlichen Themen. Diese Interpretation wurde von unserem Freund Robin Portnoff umgesetzt. Er hat sich viel mit uns abgestimmt und sehr viel harte Arbeit in das Artwork gesteckt. Du musst es nur mal ansehen, dann fühlst du die Verbindung des Visuellen und das Akustischen. Wir hoffen, dass wir künftig weiterhin mit Robin zusammenarbeiten können, sowohl was das Artwork betrifft, als auch bei Videos und anderem.
Wenn wir etwas Geld zusammengespart haben, überlegen wir uns einen kleinen Film zu drehen, aber das liegt noch weit in der Zukunft.

HH: Was läuft den Leuten eigentlich besser rein, die ruhigeren oder die wilderen Abschnitte der Songs?

Ben: Das kommt auf die Leute an. Den Beweis dafür kann man in einem Interview nachlesen, das ich für ein norwegisches Magazin gegeben habe. Dort hat man mich gefragt, ob es in Zukunft mehr Material mit Death Grunts wie in "Apathia" geben wird!
Leute, die es grundsätzlich härter mögen, fahren auch auf die aggressiveren Songs bzw. Abschnitte ab, verstehen aber den nötigen Kontrast voll und ganz. Genau anders herum verhält es sich bei Leuten, die es etwas ruhiger mögen.
Es ist immer interessant zu hören, was die Leute über das Album denken, im Endeffekt aber haben wir die Scheibe für uns gemacht, mit den Mitteln, die uns zu dieser Zeit zur Verfügung standen. Wir freuen uns deshalb sehr, dass es da draußen Menschen gibt, die das verstehen.

HH: Welchen Track magst du am liebsten?

Ben: Ich habe keinen wirklichen Favoriten, auch die anderen Jungs nicht. Wir denken eher darüber nach, wie wir uns fühlen, wenn wir die Songs live spielen. Die Antwort hängt natürlich von unserer Stimmung ab. Ich mag gewisse Riffs und solche Dinge sehr, bei denen wir als Band live regelrecht aufgehen, bei sowas fühlt man sich als Teil etwas Größeren. Es ist großartig, wenn sich drei Leute treffen und etwas aufführen, was sie alle genießen. Wir pushen uns gegenseitig wenn wir live spielen.

HH: Welche Band haben euch beim Songwriting beeinflusst? Ich denken, man kann Einflüsse von Bands wie Tool, Devin Townsend oder Dream Theater hören. Was denkst du?

Ben: Ich bevorzuge es, dem Hörer zu überlassen, was er heraushört. Hören sie einen krassen Rip Off von verschiedenen Bands oder hören sie eine Summierung der Einflüsse dreier Individuen zu einem Zeitpunkt ihrer jungen Entwicklung? Die Wahl liegt bei dir, nicht bei mir.
Wir hören sehr viel Musik, von überall auf der Welt, aber ich gebe zu, dass gewisse Bands einen Keim der Inspiration in unsere Köpfe gesetzt haben. Von den Gruppen, die du genannt hast, hören Shaun und Sam Dream Theater, zumindest aber ein paar Songs. Ich dagegen kenne gar nichts von ihnen.
Devin ist ein Einfluss aufgrund seiner Musik, seiner Arbeitsmoral und seiner Produktion, die wir sehr mögen. Und natürlich mögen wir Tool, die größte Progressive Rock/Metal-Band des Planeten, die man als Einfluss kaum ignorieren kann... Aber wir mögen es, wenn Leute die zufälligeren Einflüsse in unserer Musik entdecken.

HH: Wo siehst du Enochian Theory in fünf Jahren?

Ben: Ich kann nur hoffen, dass wir dann noch alle fit und gesund sind, tun können, was wir lieben, hoffentlich auf höherem Niveau, größere Shows spielen und weiterhin unsere Musik mit Menschen teilen, die sie mögen. Wir wachsen mit jedem Tag und wenn der Trend so weitergeht, werden wir in fünf Jahren noch gut unterwegs sein.

HH: Stell dir vor, Evolution: Creatio Ex Nihilio is ein Gemüse. Welches wäre das und warum?

Ben: Haha, das ist eine ziemlich chaotische Frage, aber ich spiele da gerne mit.
Wie wäre es mit einer genetischen Kombination einer Tomate (mit ihrer lebhaften Farbe und dem süßen Geschmack), einem Kohl (wegen seiner Erdverbundenheit und seinen vielen Schichten) und schlussendlich einer Banane (weil man damit etwas Schräges verbindet, wie es im Ausdruck "going bananas!" gemeint ist ("going bananas" = "durchdrehen" - Lord Obirah) und ihrer ...ermm... "Krümmung"... hahaha). Ist eine Tomate eine Frucht oder ein Gemüse, ich kann mir das nie merken! Ich glaube ich muss das mal recherchieren... haha!
Danke für diese Frage, sie hat mich zum Lachen gebracht!

HH: Es dürfte hart sein, die ganze Komplexität des Albums auf die Bühne zu transportieren mit all den Keyboard- und Gitarrenlinien. Wie siehst du das?

Ben: Ich denke, dass mit den steigenden technologischen Möglichkeiten nichts unmöglich ist. In unserem Falle werden wird die Technik dazu einsetzen, das komplette Album auf die Bühne zu bringen. Ich denke, dass man einfach eine Show besuchen muss, um zu hören wie das klingt, aber ich bin zuversichtlich, dass es gut funktionieren wird. Wir können gut mit Maschinen interagieren. Wirbelsäulen oder Binärcodes, es ist doch eh alles das gleiche. Eine kurzzeitige Verbindung zwischen Erschaffer und dem Erschaffenen.

HH: Danke für deine Zeit und viel Erfolg für die Zukunft! Die letzten Worte gehören dir!

Ben: Vielen Dank für deine Zeit, wir hoffen, dass eure Leser die Zeit finden, unser Album anzuhören. Hoffentlich können wir bald in ihrer Nähe ein paar Shows spielen.

Dunkelste Grüße,

Ben (stellvertretend für Enochian Theory)

Lord Obirah

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