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Interview mit Lost Life (08.06.2007)

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Dass die bayersiche Black Metal Szene lebt und so manche Perle beherbergt, haben Lost Life eindrucksvoll mit Odium bewiesen. Dieses Album strotzt nur so von Kälte und Rohheit, wie es nur der Black Metal der ganz alten Tage zeigen kann. Dementsprechend sucht man hier Innovationen vergeblich. Vergeblich sucht man leider auch weitergehende Informationen über dieses Ein-Mann-Projekt, denn auch auf der Homepage hält man sich mit Informationen dezent zurück. Da war es an der Zeit, mehr über Nephesus, der hinter Lost Life steckt, in Erfahrung zu bringen. Here we go.

HH: Hi, wie geht's dir? Nachdem über die Geschichte von Lost Life nicht wirklich viel in Erfahrung zu bringen war, kannst du uns kurz die Geschichte hinter Lost Life darlegen?

Nephesus: Lost Life wurde Ende 2000 gegründet. Am Anfang war ein Kumpel noch am Bass tätig, was aber nicht lange Bestand hatte. Zusammen haben wir einige Lieder aufgenommen. Seitdem habe ich alleine weitergemacht. Das kam daher, weil die Zusammenarbeit auf Grund der räumlichen Distanz so gut wie unmöglich geworden ist. Und da ich die Lieder von vornherein alleine geschrieben habe, fiel das auch nicht weiter ins Gewicht.
Irgendwann 2004 habe ich dann beschlossen auch live tätig zu werden, weswegen ich dann mit verschiedenen Musikern meine Lieder einstudiert habe. Mittlerweile gab es auch schon viele Besetzungswechsel, allerdings gibt es momentan eine gute Livebesetzung, was man an der Livepräsenz auch sehen kann.

HH: Du bist neben Lost Life auch noch in Amystery tätig. Nachdem beide dem Black Metal anhängig sind, was gibt dir Amystery, was dir Lost Life nicht geben kann (oder umgekehrt)?

Nephesus: Amystery ist eine andere Geschichte als Lost Life. Amystery ist viel mehr Schwarzmetall der alten Schule. Innovation wird man wenig finden. Und das ist genau mein Ding. Bei Amystery nehme ich viel von der Erfahrung der anderen Musiker mit, weil sie wesentlich länger Musik machen als ich, was schlichtweg am Altersunterschied liegt. Trotzdem liegt der persönliche Musikgeschmack bei allen auf einer Wellenlänge.

HH: Odium ist ein sehr intensives und dunkles Werk geworden. Woher stammen diese extremen Emotionen, die in dieses Album geflossen sind?

Nephesus: Diese Emotionen sind die Summe aller Reize die mir jeden Tag begegnen.
Ich weiß dass viele mit einer solchen Aussage nichts anfangen können, aber es trifft nun mal den Nagel auf den Kopf.

HH: Wie kamst du zum Black Metal? Was war hierfür der Ausgangspunkt bzw. was oder wer hat dich beeinflusst?

Nephesus: Irgendwann, vor langer Zeit kam ich durch ältere Freunde zum Metal. Erst ziemlich "normale" Sachen. Es war mir aber sehr schnell nicht extrem genug, weswegen ich immer weiter gesucht habe, bis ich genau die Musik gefunden habe, die mir 100%ig zuspricht. Diese Musik mache ich jetzt seit einiger Zeit selber, was natürlich das Größte ist.

HH: Gerade im Black Metal ist die Verwendung eines Pseudonyms geradezu "Pflicht". Warum eigentlich, was sagt z.B. dein Name Nephesus über dich aus?

Nephesus: Da stellt sich einem allgemein die Frage: Bist du dein eigentlicher Name oder bist du dein Pseudonym? Sobald ich auf der Bühne oder im Proberaum die erste Note spiele bin ich nicht mehr der Mensch der ich sonst bin, sondern ich bin Teil der Musik. Dann habe ich nur noch wenig mit dem Menschen gemeinsam, der auf seinem Arbeitsplatz oder sonst wo im Alltag meinen Namen trägt.
Der Name Nephesus entspringt meiner Fantasie, deswegen gibt es keine Assoziationen zu irgendwelchen Geschichten oder Geschehnissen. Nephesus bin ausschließlich ich.

HH: Wie bist du mit den bisherigen Reaktionen für Odium zufrieden? Wie wichtig ist dir hier die Meinung anderer?

Nephesus: Die Reaktionen sind ziemlich verschieden, anscheinend polarisiert "Odium" doch mehr als ich vorher gedacht habe. Aber das ist auch in Ordnung. Wenn ich ein schlechtes Review von Odium lese und dann sehe wie andere Bands, die in meinen Augen Mist sind vom gleichen Schreiber gut bewertet werden, dann passt das schon. Natürlich hört man gespannt was andere zu dem sagen was man selbst geschaffen hat. Nur sollte man vor allem bei einem Soloprojekt wie Lost Life nie aus den Augen verlieren, dass der Künstler, der dahinter steckt, vor allem für sich selbst Musik macht. Ob es jetzt jemand gut oder schlecht findet was ich mache, ist mir im Endeffekt egal, weil ich trotzdem damit weiter machen werde.

HH: Wie empfindest du dein Werk Odium, nachdem seit dem Erscheinen etwas Zeit ins Land gegangen ist?

Nephesus: Ich finde es nach wie vor gut so wie es geworden ist. Klar gibt es einige Kritikpunkte, aber diese sind für mich persönlich so unbedeutend, dass ich keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwenden werde.
Ich hab viel Zeit und Arbeit in Odium investiert und es ist so geworden wie ich es mir vorgestellt habe.

HH: Zwischen dem Demo Pessimistic Visions und Odium liegen drei Jahre. Müssen wir weitere drei Jahre auf ein neues Album von dir warten?

Nephesus: Nein. Ich werde schon bald neues Material aufnehmen, das zum jetzigen Zeitpunkt schon komplett fertig geschrieben ist. Ich habe diese Songs, die bald aufgenommen werden, schon kurz nach den Odium-Aufnahmen begonnen zu schreiben. Es ist auch schon einige Zeit her, deswegen fällt die kommende CD vermutlich ausgefeilter aus. Im Großen und Ganzen wird alles depressiver.

HH: Was bedeutet Black Metal für dich? Was gibt dir Black Metal, was dir ein anderes Subgenre (z.B. Death Metal) nicht geben kann?

Nephesus: Die Intensität der Emotionen, die durch Black Metal vermittelt werden kann. So was gibt es woanders nur abgeschwächt. Ich höre ja nicht nur ausschließlich Black Metal, ich habe sehr unterschiedliche Ausprägungen, was meinen Musikgeschmack angeht. Aber man muss in der Musik etwas ganz Spezielles durchhören können. Ich weiß nicht wie man das genau definieren soll, aber viele BM-Bands haben genau dieses Etwas. Deswegen steht bei mir Schwarzmetall an erster Stelle.

HH: Nachdem du dich für Live-Aktivitäten mit Musikern verstärken musst, wäre es nicht einfacher, diese voll an Bord zu holen? Oder wurde die Form des Ein-Mann-Projekts bewusst so von dir gewählt?

Nephesus: Ich möchte nicht jemand anderen verantwortlich für das sehen, was ich seit einigen Jahren alleine auf die Beine gestellt habe. Natürlich wäre es einfacher als gesamte Band zu arbeiten, aber das ist nicht das, was ich mit Lost Life machen will. Sobald ein anderer seine Finger mit im Spiel hätte, würde ich vielleicht nicht mehr so hinter Lost Life stehen.

HH: Wie kann ich mir einen Gig von Lost Life vorstellen? Wie wichtig ist dir der visuelle Aspekt, neben der Musik?

Nephesus: Eine Black Metal-Formation muss als solche erkennbar sein. Deswegen stehen bei einem Lost Life-Gig immer Musiker mit Corpsepaint auf der Bühne. Ich spiele gern live, deswegen sieht man das im Publikum bestimmt auch. Und bei Lost Life-Konzerten gibt es ab und zu eine Coverversion zu hören.

HH: Wie empfindest du die Black Metal-Szene, so wie sie heute existiert?

Nephesus: Ich finde, dass die hiesige BM-Szene viele interessante Menschen beherbergt. Ich weiß nicht wie das in anderen Teilen Deutschlands ausschaut, aber mit der lokalen Szene bin ich zufrieden. Allerdings gibt es mehr und mehr Idioten, die Black Metal hören. Mit solchen Leuten kann und will ich nichts zu tun haben. Vielleicht habe ich das vorher einfach nicht gemerkt. Ich spreche auch nicht mit jedem Dahergelaufenen, deswegen grenze ich mir diese Szene so ein, wie mir es passt.

HH: Leider wird unsere Metal-Szene seit geraumer Zeit vom braunen Sumpf unterwandert, die sich speziell des Black Metals bedienen. Wie stehst du dieser Bewegung, dieser Entwicklung gegenüber? Was kann bzw. sollte man tun, um dem entgegen zu wirken?

Nephesus: Ich denke, dass man dagegen einfach nichts machen kann. Vielleicht ist diese Einstellung falsch, aber die Black Metal-Szene bringt extremem Gedankengut einfach zu viel Toleranz entgegen. Das liegt an der Natur des schwarzen Metalls. Diese Musik ist nicht gesellschaftskonform, das wird zu oft vergessen. Und alles was von der Gesellschaft nicht akzeptiert wird findet sich genau dort wieder. Wie auch immer es sich ausrichten mag, das spielt keine Rolle. Und da finden sich natürlich auch politische Extremneigungen wieder. Ich habe nichts für ideologische Äußerungen übrig, ob jetzt rechts- oder linksgerichtet. Dafür ist mir Politik einfach zu belanglos.

HH: Oft wird ja die Unterscheidung gemacht, ob ein Musiker "nur" politische rechte Ansichten hat, diese aber in die Musik nicht einfließen lässt oder ob er bewusst politisch rechte Statements vermitteln will. Wie stehst du hierzu? Soll hier überhaupt ein Unterschied gemacht werden?

Nephesus: Die meisten Hörer setzen sich doch nicht nur mit der Musik, sondern auch mit den Musikern dahinter auseinander. Wenn man sich als Hörer von so was beeinflussen lässt, ist diese Musik dann natürlich immer noch ein politisches Medium. Allerdings kann man als Hörer auch eine Trennlinie zwischen Ideologie und Musik ziehen. Einige Leute behaupten ja, manche Bands nur wegen der Musik zu hören, um es als Legitimierung und dementsprechend als Mittel zum Zweck darzustellen. Das ist doch Unsinn. "Ich höre Absurd nur wegen der Musik" ist wohl der dümmste Satz, den ich jemals gehört habe, vor allem wenn er von jemandem kommt, dem man seine Einstellung sogar als Blinder ansieht.

HH: Beschreibe bitte einen für dich perfekten Tag.

Nephesus: Da gibt es viele Optionen. Die einfachste Lösung wäre einfach mal folgendermaßen: Ausschlafen, den ganzen Tag rumgammeln und vor der PlayStation hocken, später an die Isar zum Grillen gehen und sich dann noch ordentlich betrinken. Und das Wichtigste dabei: Das alles, ohne dass ein einziges Mal das Handy klingelt und jemand was von mir will. Der PC bleibt auch aus.

HH: Danke, dass du dir Zeit für meine Fragen genommen hast. Was sollte am Ende nicht unerwähnt bleiben?

Nephesus: Ich glaube ich habe alles gesagt. Danke an alle, die mich mit Lost Life unterstützen!

Ray

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