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English VersionInterview mit Born From Pain (04.01.2007)

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Born From Pain haben mit War ein ziemlich heftiges Geschoss auf die Metalgemeinde losgelassen, das einen gnadenlos überrollt. Wenn das mal kein Grund ist, der Band mal ein paar Fragen zu schicken. Wie sich dann herausstellen sollte, beantwortete das einzige deutsche Bandmitglied meine englisch gestellten Fragen. Warum also einfach, wenn's auch anders geht.

HH: Hallo aus München. Erst mal, wie geht's dir?

Dom: Hallo auch. Alles ist bestens, danke. Das Jahr neigt sich dem Ende zu und ich freue mich wahnsinnig auf Weihnachten, da ich dann meine Familie wieder sehen kann.

HH: Euer aktuelles Album War klingt sehr wütend. Was hat euch dermaßen wütend gemacht?

Dom: Nun, Born of Pain ist schon immer eine Band gewesen, die all ihren Frust und Ärger in ihre Musik gesteckt hat. Natürlich wollten wir mit diesem Konzept weitermachen und haben auch auf dem Album War versucht all unsere Aggressionen, Groove und Härte auf das nächst höhere Level zu bringen. Ich denke, das ist es, worum es beim Hardcore und beim Metal immer ging, egal welche Stilrichtung du spielst. Die Band ist immer noch das Aushängeschild für alles, was uns in unserem privaten Leben und allgemein berührt.

HH: Bezieht sich der Albumtitel auf die Realität, wie sie heutzutage herrscht?

Dom: Ja, das tut er. Der rote Faden bei "War" zieht sich durch unsere heutige verdrehte Gesellschaft, sinnlose Kriege wegen Religionen, Politik, Macht und Wirtschaft. Es scheint, als würde unsere Welt den Bach hinuntergehen und wir versuchen den Leuten nochmals klar zu machen, dass wir etwas ändern müssen, auch wenn es erst einmal nur auf einer kleineren, persönlichen Ebene ist. Wir können nur etwas verbessern, wenn wir uns bewusst sind, was wirklich auf unserem Planeten passiert. Es wird immer schwieriger, uns selbst mit dem zu versorgen, was wir brauchen. Das ist ebenfalls ein Grund dafür, wieso unsere Welt immer kälter und selbstsüchtiger wird. Wir wollen vor allem jüngeren Leuten Hoffnung und Mut schenken für das, was noch vor uns allen liegt.

HH: Wovon handeln die Songs? Leider habe ich keine Songtexte, also würdest du so nett sein und uns etwas über den Inhalt erzählen?

Dom: Unser Bassist Rob (der im übrigen für alle Texte verantwortlich ist) machte sich die Arbeit alle Songs bis ins kleinste Detail zu erklären. Hier ein paar Beispiele:
Der erste Song "Relentless" sagt mehr oder weniger aus: Je unerbittlicher die Welt ist, desto unerbittlicher ist der Wille, dagegen anzukämpfen und sie zu verbessern. Es ist ein Song über Entschlossenheit.
"Behind Enemy Lines" erklärt wie unsere Regierungen versuchen uns einzureden, wir hätten einen Feind, gegen den wir kämpfen müssen. Aber in Wirklichkeit sind sie diejenigen, die Ärger verursachen und ihre eigenen Leute bekämpfen.
"Stop At Nothing" ist einer der Songs, der eine positive Nachricht vermittelt. Das Schicksal in unseren eigene Händen zu nehmen und versuchen, das Beste aus unserem kurzen Leben zu machen, egal was irgendjemand dir vorzuschreiben versucht, das ist die Aussage.
"Bury Me Fighting" erklärt wie die westliche Welt versucht, ihre Ansichten dem Rest der Welt aufzudiktieren, egal ob es sich um Religion, Politik, Wirtschaft oder sonstiges handelt. Wir sollten aufhören, unsere eigenen Ansichten als die einzig richtigen zu betrachten.
"Crusader" behandelt ein ähnliches Thema, dem westlichen Imperialismus auf der ganzen Welt.
Kriege gegen den Terror werden als Vorwand missbraucht um Länder zu zerstören um sie dann wieder aufbauen zu können, Menschen ihre natürlichen Ressourcen zu rauben und große Profite damit zu erzeugen.
Eine wachsende Hoffnungslosigkeit in unserer Gesellschaft ist die Kernaussage im Song "Grey Life". Nicht zu wissen, ob ich mich selbst und meine Familie versorgen kann. Nicht zu wissen, was die Zukunft uns bringen wird...
"The War Is On" hat keinen Text, vermittelt aber ebenfalls ein Gefühl der Tragik, Hoffnungslosigkeit und Verbitterung.
Der kürzeste Born From Pain Song, den es jemals gab, "Scorched Earth" dreht sich um verlorene Liebe und Freundschaft und wie man diesen Schmerz überwinden kann.
"Eyes Of The World" erzählt von der Knappheit der natürlichen Ressourcen und der Ausbeutung unseres Planeten Erde, als ob es kein Morgen mehr geben würde.
Bei "Doomsday Clock" kommt die Frage auf, wie weit wir noch von der endgültigen Vernichtung entfernt sind, hervorgerufen durch die wirtschaftlichen Kräfte, die ihren Profit verteidigen wollen und dafür sogar töten würden.
Und als letztes "Iron Will" versucht einen positiven Ausblick zu geben, nach einem hauptsächlich negativ gestimmtem Album. Egal was vor uns liegt, ein eiserner Wille gibt uns Mut alles zu überwinden, was uns in den Weg kommt.

HH: Heutzutage ist die Metal- und Hardcoreszene voll von Bands. Genug Geld zu verdienen um davon leben zu können ist also viel schwerer als früher. Aber ihr habt euch dazu entschieden, eure Jobs an den Nagel zu hängen, um euch voll auf eure Band konzentrieren zu können. War das eine schwere Entscheidung für euch und wie funktioniert es bisher?

Dom: Nun, geldtechnisch gesehen, war es wirklich eine schwere Entscheidung. Wie du schon gesagt hast, es ist nicht leicht, mit der Musik alleine genug Geld zum Leben zu verdienen. Mittlerweile haben wir alle wieder Teilzeitjobs, denen wir nachgehen, wenn wir gerade nicht auf Tour sind. Während große Bands nach einer Tour zu Hause bleiben können und tun und lassen können was sie wollen, müssen wir irgendwelchen beschissenen Jobs nachgehen. Aber wenigstens wissen wir, wofür wir es tun und ich denke niemand von Born From Pain würde einen regulären, geregelten Joballtag der Band vorziehen. Du wirst im Leben nicht oft die Möglichkeit haben quer durch die Welt zu reisen, also bin ich mehr als glücklich, das tun zu können.

HH: Ihr seid ja nun schon geraume Zeit "on the road" und habt schon viele Fans unterschiedlicher Länder kennen lernen können. Wenn du diese verschiedenen Fan-Kulturen nun vergleichst, was sind deiner Meinung nach die hauptsächlichen Unterschiede?

Dom: Nun, ich denke, die Unterschiede sind nicht wirklich groß. Was ich sagen kann ist, dass im Grunde genommen Punks, Hardcore- und Metalkids überall auf der Welt gleich sind, also bei den Gigs ausflippen, von der Musik und CDs besessen sind usw. Was ich jedoch bemerkt habe ist, dass Westeuropa und die USA wohl etwas verwöhnt sind, denn dort können die Fans so viele Bands und Shows das ganze Jahr über besuchen. Wenn wir zum Beispiel in Brasilien oder Osteuropa spielen erzählen dir die Fans, wie dankbar sie sind, dass die Bands den langen Weg zu ihnen auf sich genommen haben um für sie zu spielen. Da regt sich keiner über die Klamotten auf, die du gerade trägst oder welcher Szene du angehörst. Die drehen einfach nur durch! Das ist eine der besten Erfahrungen, die ich auf Tour gemacht habe.

HH: Noch mal zum Touren: Ihr seid sehr viel unterwegs und wollt in Zukunft noch öfter auf Tour gehen. Bleibt da noch genug Zeit für Familie und Freunde?

Dom: Es ist manchmal sehr hart. Wie ich am Anfang schon gesagt habe, ich freue mich wahnsinnig auf Weihnachten. Nicht so sehr wegen dem eigentlichen Fest, aber es bietet mir die Gelegenheit meine gesamte Familie zu sehen. Glücklichweise ist meine Freundin diesen Sommer zu mir gezogen, nun kann ich sie immer sehen, wenn ich nach Hause komme. Aber wenn ich fünf Wochen oder länger unterwegs bin, bekomme ich natürlich Heimweh.

HH: Sollte Heavy Metal deiner Meinung nach politisch orientiert sein oder nicht? Manche sagen, es sollte, andere wollen ihre Musik von Politik distanzieren. Wie denkst du darüber? Hat ein Musiker eine Art Verantwortung diesbezüglich?

Dom: Ich denke Bands sollten das tun, was immer sie wollen. Musik ist immer noch eine Art der Kunst und ein Weg, sich selbst auszudrücken. Ich denke, Bands haben schon Verantwortung, speziell größere Bands, deren Musik auch viel junges Publikum erreicht. Aber solange sie keine rechts gerichtete Propaganda oder anderen Bullshit verbreiten, habe ich damit kein Problem. Die Menschen sollten sich selbst ihre Gedanken machen und zu dem stehen was sie denken und zwar nicht nur, weil das eine Band XY sagt. Ich respektiere viele politisch orientierte Bands, genauso wie Bands, die vielleicht von Aliens oder von was auch immer singen.

HH: "War" ist das zweite Album das ihr für Metal Blade Records aufgenommen habt. Wie läuft die Zusammenarbeit? Seid ihr zufrieden? Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen Metal Blade und Gangstyle Record?

Dom: Ja, alles läuft bestens. Das Label promotet unser neues Album großartig. Sie wissen, dass wir 110% für die Band geben und deswegen stecken sie viel Vertrauen in uns und unsere Arbeit. Das war auch nicht der anders bei GSR Music. Theo (der, dem das Label gehört) hat alles für Born From Pain getan was er tun konnte und oft noch viel mehr. Aber Metal Blade hat einfach mehrere Möglichkeiten ihre Bands zu unterstützen.

HH: Ich habe in einem Interview gelesen, dass du denkst, dass die Metalszene der Hardcoreszene einen Schritt voraus ist. Wie meinst du das genau?

Dom: Nun, es ist zwar kein Zitat von mir, aber es ist dennoch richtig. Die Metalszene ist einfach größer und lockt mehr Leute an, vermute ich. Eine Band wie Iron Maiden zum Beispiel, die sind riesig. Ich bezweifle, dass du jemals eine Hardcoreband sehen wirst, bei der jedes Stadion ausverkauft sein wird. Das ist einfach nicht zu vereinbaren, wie beim Metal. Natürlich ist eine Band wie Hatebreed wahrscheinlich bekannter als tonnenweise Underground Metalbands zusammen, aber es scheint immer noch so, dass du mit Heavy Metal mehr Leute ansprechen kannst. Aber das ist auch richtig so. Hardcore war, ist und wird immer ein Sound aus dem Underground bleiben. Ich hoffe einfach, dass beide Szenen sich in der Zukunft weiter öffnen werden, weil ich jegliche Art harter Musik liebe und ich mag Kreuzungen beider Stilrichtungen.

HH: Bist du immer noch Fan oder nur noch Musiker? Welche Bands sind es deiner Meinung nach wert, hervorgehoben zu werden? Was für Musik hörst du, wenn du nicht auf der Bühne stehst?

Dom: Ich bin immer noch eindeutig Fan. Ich würde sogar sagen, ich bin mehr Fan, als Musiker. Wie ich schon gesagt habe, ich liebe alle Arten harter Musik. Aufgewachsen bin ich mit Metallica, Slayer, Entombed und ich mag auch Integrity, Cro-Mags, Ramones, Social Distortion und was sonst noch alles. Es gibt zu viele Bands, die erwähnt gehören, aber Metallica wird immer meine Lieblingsband bleiben, egal was kommt. Ich höre sie immer noch oft, Ride The Lighting ist für mich das großartigste Metalalbum aller Zeiten. Außerdem kann ich gut entspannen zur Musik der Cardigans, Further Seems Forever, Ladytron, Nine Inch Nails, Johnny Cash und hundert anderen guten Bands.

HH: Du betrachtest Born From Pain nicht nur als einen Teil der Hardcoreszene, sondern ebenso als festes Mitglied der Metalszene. Plant ihr, euren Stil zu ändern? Ich hoffe doch nicht...

Dom: Wir sind eine Hardcoreband, da besteht kein Zweifel. In letzter Zeit bekommen wir aber dennoch viel Anerkennung aus der Metalszene, vor allem in Bezug auf unsere Liveshows, denn die sind hart und kein lapidarer Bullshit. Da werden wir sogar mit Death Metal Bands verglichen. Wir haben ohnehin viel Metaleinflusse in unserer Musik, ich denke so kann man das sagen. Aber du musst keine Angst haben, wie sehr wir auch auf diesem Weg weiterkommen, heavy und groovy Hardcore wird immer das Fundament unseres Sounds sein, natürlich gepaart mit einer guten Portion hartem, drückendem Metal. Andernfalls würden Leute von einer Band wie uns auch keine Scheiben mehr kaufen.

HH: Ich sage dir ein paar Schlagwörter und du sagst mir bitte, was dir als erstes dazu einfällt. Und bitte schön ehrlich sein J

USA - Dom: Ein schönes Land um dort Urlaub zu machen, aber ich würde dort trotzdem nicht leben wollen. San Francisco ist wohl die schönste Stadt, die ich jemals gesehen habe.

Metalcore - Dom: Es gibt gute und schlechte Bands in dem Bereich. "Integrity" ist immer noch die originalgetreuste und beste Metalcoreband.

Peinlichster Moment - Dom: With Full Force 2006: Ich rannte zur anderen Seite der Bühne und habe damit das Kabel aus meiner Gitarre rausgerissen. Dumm gelaufen....

The Netherlands - Dom: Das gleiche gilt auch hier, schönes Land, aber ich würde auch dort nicht leben wollen. Da ich der einzige Deutsche bei Born From Pain bin ist diese Antwort wahrscheinlich nicht allgemeingültig für die ganze Band J

Bester Film - Dom: Zu viele um alle aufzuzählen. "Omen", "Herr der Ringe", "Das Schweigen der Lämmer", "Doc Snyder - Texas", viele Disney Filme, viele Horrorfilme. Ich kann das nicht spezifizieren, sorry.

HH: Wo siehst du Born From Pain in fünf Jahren?

Dom: Das ist eine schwere Frage. Ich weiß nicht genau, aber ich hoffe wir existieren immer noch als Band, haben die Welt viele Male bereist, haben noch ein oder zwei großartige Alben herausgebracht und vielleicht eine Show mit Metallica gespielt. Wir wachsen immer noch als Band und wir erreichen immer mehr Leute und ich hoffe, dass das noch eine Zeitlang anhält.

HH: Bitte versuche eure Musik auf "War" anhand einer Frau zu beschreiben. Wie würde sie aussehen?

Dom: Hmm, wenn ich unseren Opener "Relentless" mit ihrem Gesicht vergleiche, wäre sie wohl verdammt hässlich! Ich finde, die Musik auf "War" sollte nicht verwendet werden, um eine Frau zu beschreiben... wahrscheinlich ist jede Frau der Welt schöner als unsere Musik, hahaha....

HH: Dankeschön, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Die berühmten letzen Worte gehören dir.

Dom: Vielen Dank für dieses interessante Interview und mach weiterhin so großartige Arbeit! Jeder, der auf Born From Pain steht, sollte mal auf www.bornfrompain.com oder www.myspace.com/bornfrompain schauen, um alle News und Tourdaten zu checken. Und hört in unsere neue CD "War" rein, wenn ihr auf hässliche Frauen steht! Cheers!

Ray

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