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Interview

Interview mit Sun Of Sadness (04.11.2006)

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Richtig Glück hatten Sun Of Sadness in der Vergangenheit ja nicht. Ihr zweites Album Forest mussten sie allein unter die Leute bringen, die Zukunft der Band war ungewiss. Aber nun, mit einem neuen Label im Rücken und der aktuellen Scheibe Ghost im Gepäck, sieht die Zukunft schon nicht mehr so düster aus, auch wenn der Soundcocktail auf Ghost alles andere als fröhlich ist. Gitarrist Mike Rollmann beantwortete unsere Fragen.

HH: Während ihr euer erstes Album Picture mit M.O.S. Records im Rücken veröffentlicht habt, musstet ihr euer Zweitwerk Forest ohne fremde Hilfe bewerben. Dazu habt ihr die Scheibe komplett als Download auf eurer Website kostenlos zur Verfügung gestellt. Wenn die Zahlen stimmen, wurde die Scheibe dann auch ca. 10.000 Mal heruntergeladen. Habt ihr mit so großem Erfolg gerechnet?

Mike: Also ganz ehrlich: Nein! Zum Zeitpunkt der Entscheidung, dass wir Forest online stellen wollten, waren wir einigermaßen frustriert von den Absagen der Labels. Wir haben ja auch eine gewisse Anzahl der Platte sozusagen in Heimarbeit hergestellt und versucht auf Konzerten zu verkaufen. Da wir nicht wollten, das Forest einfach so in der Schublade verschwindet, kam es dann zu der Internetveröffentlichung. Als Begründung erzählen wir auch oft, das wir mit der Zeit gehen wollten und schon immer mal ein Internetalbum veröffentlichen wollten *g*... Hat sich aber im Endeffekt als richtig erwiesen, die Anzahl der Downloads spricht ja für sich.

HH: Hat sich das auch auf den Verkauf des Albums niedergeschlagen?

Mike: Nein. Die Platte wird mehr oder weniger schlecht bei Konzerten verkauft. Vor allem natürlich seit unser neues Album Ghost draußen ist. Das verkauft sich besser...

HH: Inzwischen seid ihr bei Onge Records gelandet. Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen euch und dem Label?

Mike: Die Zusammenarbeit verlief von Anfang an sehr gut. Man war sich sozusagen von Anfang an sympathisch und hat auch schon den einen oder anderen Abend Bier trinkend verbracht...*g*

HH: Gibt es Pläne, Forest über Onge Records nochmals regulär auf den Markt zu bringen?

Mike: Derzeit gibt es diese Pläne nicht. Das liegt daran, dass man sich labelseitig momentan vor allem darum kümmert Ghost zu promoten. Aber ganz ausgeschlossen ist es nicht, dass irgendwann mal Forest auch in den Läden steht...

HH: Sun Of Sadness mit anderen Bands zu vergleichen ist etwas schwierig, trotzdem kann man hören, dass zum Beispiel Cradle Of Filth, Dimmu Borgir oder zumindest in meinen Ohren Evereve in euren Liedern ihre Spuren hinterlassen haben. Welche Bands würdet ihr als eure größten Einflüsse nennen?

Mike: Oh, da fragst du auf jeden Fall den Falschen! Den ich bin eigentlich jemand der aus der alternativen Ecke kommt. Natürlich ist mir die Musik von Cradle und Dimmu ein Begriff und mit Evereve haben wir gespielt, aber bei uns gehen die einzelnen Musikgeschmäcker so was von auseinander! Als Beispiel seien unser Keyboarder Sebastian (Sebastian Hack) und unser Bassist Krugi (Michael Krug) genannt. Der eine steht nur auf Düster-Kram während der andere ein "heimlicher" Jazzer ist. Und meine Wenigkeit steht zugegebener Weise auf Bands wie Smashing Pumpkins oder Billy Talent. Nach den Reviews, die wir so erhalten haben, kann man die unterschiedlichen Einflüsse wohl auch ganz gut orten...

HH: Surft man auf eure Homepage, bekommt man zuerst einmal einige Zitate aus der Presselandschaft zu lesen, die darauf hindeuten, dass Ghost zu ziemlich überall sehr gut angekommen ist. Überrascht euch diese Masse an Lob?

Mike: Naja, es ist natürlich nicht so, dass wir dachten, unsere Platte wäre total schlecht. Ich glaube, wir alle wussten, dass die Platte irgendwie was Neues ist, vor allem im Hinblick auf unsere unterschiedliche musikalische Herkunft (s.o.). Aber derartige Lobgesänge hatten wir bei weitem noch nicht mal erahnt. Was übrigens mit ein Grund dafür ist, ziemlich motiviert in die Zukunft zu blicken *g*...

HH: Wieviel Wert legt ihr darauf, was andere, vor allem Pressefritzen, über eure Musik denken?

Mike: Wie jede andere Band auch, legen wir schon ziemlich großen Wert auf die Meinung der Presse und der Hörerschaft. Aber dies schließt nicht den Prozess des Songwritings mit ein. Das wäre ziemlich fatal, denn dann würde man sich ja von Anfang an unter Druck setzen ein "gute" Platte zu schreiben...

HH: Ihr vereint auf Ghost verschiedene Stile, aber immer so, dass man das Gefühl hat, dass das alles so gehört. Bei anderen Bands, die ähnliches Stile verarbeiten, hört sich das oft gestückelt und unzusammenhängend an. Verfolgt ihr beim Schreiben eurer Songs ein bestimmtes Schema oder ergeben sich die Lieder einfach so?

Mike: Hm, schwierige Frage. Ich glaube, dass wir in der Lage sind, den musikalischen Überblick zu wahren und so den Stücken genau den Mix aus Stilen zu geben, die sie brauchen. Ein bestimmtes Schema wäre da völlig fehl am Platz. Es ist auch nicht so, dass wir da großartig drüber nachdenken. Das passiert einfach alles aus dem Bauch oder wird in "demokratischen" Diskussionen entschieden...

HH: Zwei eurer Songs tragen deutsche Titel, aber nur ein Lied davon hat auch wirklich deutsche Texte. Warum habt ihr nur bei "Abschiedsbrief" auf die deutsche Sprache zurückgegriffen?

Mike: Das war, so weit ich weiß, eine Mischung aus Zufall und Absicht. Auf der einen Seite war die ungefähre Zielvorgabe ein komplett englisches Album zu schreiben. Aber manchmal gibt es Dinge, die kann man nur in der Muttersprache ausdrücken. So zu hören im "Abschiedsbrief"...

HH: Könnt ihr euch vorstellen, die Texte eures nächsten Albums komplett in deutsch zu verfassen?

Mike: Also, meiner persönlichen Meinung nach schon. Ich habe mir aber ehrlich gesagt über diese Frage noch nie Gedanken gemacht und kann mir auch nicht vorstellen, wie die anderen aus der Band drüber denken... Im Endeffekt hängt es natürlich vor allem vom Sänger ab...

HH: Welches Lied auf Ghost mögt ihr besonders und warum?

Mike: Wir stehen alle vor Allem auf "Falling Down", was mit dem bösen Synthie-Anfang und den dreckigen Gitarren auf der einen Seite sehr aggressiv und energetisch, aber auf der anderen Seite auch irgendwie frisch und unverbraucht rüberkommt... Der Arbeitstitel war übrigens "Hawaii Bei Nacht" wegen der irgendwie HulaHula-mäßig klingenden cleanen Gitarre im Mittelteil *g*...

HH: Gibt es bei den Fans ein Lied, das auf besonderen Anklang stößt?

Mike: Also, was live immer gut ankommt ist das eben genannte "Falling Down". Weitere Lieder die live gut gehen, sind z.B. "Cold" und "Ghost"...

HH: Was steht als Nächstes im Hause Sun Of Sadness an? Werdet ihr Ghost auch live bewerben?

Mike: Natürlich werden wir vor allem versuchen live zu spielen. Vor allem Sebastian steckt momentan ganz schön im Bookingstress... Was die Zukunft danach bringt, weiß ich nicht. Ich denke, wenn's gut läuft, werden wir wieder ein Album aufnehmen...

HH: Stellt dir vor, du hast ein leeres Zimmer und du müsstest es mit Mobiliar so dekorieren, dass es anschließend euer Album Ghost repräsentiert. Was würde in diesem Zimmer stehen und wie sähe es aus?

Mike: Ich würde es "Zimmer einer unglücklichen Kindheit" nennen und ein paar zerfetzte Teddybären und einäugige Puppen auf die verschimmelte Matratze in der Ecke legen. Zum Schluss würde ich das Zimmer komplett abdunkeln und einen heruntergekommenen Alkoholiker zu dem weinenden Kind schicken, welches im Kleiderschrank sitzt und sich selbst mit einer Rasierklinge kleine Schnitte in den Arm zufügt...

HH: Vielen Dank für deine Zeit, zum Abschluss noch ein paar Worte?

Mike: Natürlich ebenfalls vielen Dank und Grüße an alle verrückte Seelen da draußen. Werdet ja nicht zu normal!

Lord Obirah

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