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Konzert-Bericht

Saxon, Crimes Of Passion & Vanderbuyst

Löwensaal, Nürnberg 26.05.2011

(Fotogalerie)

Es ist der bislang heißeste Tag dieses Jahres. Nach Mittag war die Quecksilbersäule auf 30°C geklettert und im Wetterbericht hieß es, dass man in den Abendstunden mit Wärmegewittern rechnen darf. Ich sitze gerade in meinem Punto, zu dessen serienmäßiger Ausstattung leider keine Klimaanlage gehört und fahre Richtung Nürnberg, um mir einmal mehr die Angelsachsen aus Barnsley anzusehen, die im Rahmen ihrer Call-To-Arms-Tournee einen Stopp in der Frankenmetropole einlegen. Dunkle Wolken beginnen allmählich die Oberhand am Firmament zu gewinnen, während mir eine drückende Luftfeuchtigkeit zu schaffen macht. Der Löwensaal im Stadtteil Mögeldorf ist mein Ziel - ich wusste gar nicht, dass sich dort im Wald neben dem Tiergarten auch ein Konzertsaal befindet, aber man lernt ja niemals aus. Parken muss ich vor dem Zoo und reihe mich in einen langen Pilgerstrom, um nach kurzem Fußmarsch dann endlich die geräumige Halle mit achteckigem Grundriss und umlaufender Empore zu betreten.

VanderbuystViel Zeit für Erkundungen bleibt mir jedoch nicht. Es ist Punkt 8:00 Uhr und plangemäß betreten die drei Herren von Vanderbuyst die Bühne, um ihren Job als Vorband zu erledigen, einen Job, den sie auch verdammt ernst nehmen. Es stehen zwar nur zwei schmächtige Männlein vor dem Schlagzeug, doch was diese zu so früher Stunde dort abliefern verdient allen Respekt. Zu ihrem energetischen Hardrock voller ohrwurmtauglicher Melodien spielen sich die Holländer regelrecht den Allerwertesten ab und überraschen durch ihre mitreißende Performance nicht nur mich, sondern stecken im Nu die Schaulustigen vor der Bühne an, die ihnen sogleich lauten Beifall zollen. Besonders Gitarrist Willem Verbuyst, der in Punkto Outfit, Barttracht und Frisur irgendwo zwischen den 60ern und 70ern hängen geblieben ist, zieht als wahrer Saitenhexer immer wieder die Blicke auf sich, wenn er ulkige Grimassen schneidet und zeitgleich in den unmöglichsten Posen seine Soli nicht nur spielt, sondern regelrecht durchlebt. Ein Vollblutmusiker, wie er im Buche steht! Fragt mich nicht nach irgendwelchen Songtiteln, ich habe den Namen Vanderbuyst zum ersten Mal auf dem Tourprogramm gelesen. Vergessen werde ich ihn aber sicher nicht so schnell. Ein Tour-Support, wie man ihn sich nur wünschen kann!

Nach sechs Songs und dreißig Minuten Spielzeit ist das kurzweilige Treiben dann auch schon vorüber. Selbst habe ich mich zwar kaum bewegt, doch irgendwie hat mich das reine Betrachten der sportlichen Höchstleistungen von Vanderbuyst aber doch durstig gemacht. Also sehen wir uns einmal an, was die Getränketheke so zu bieten hat. Pyraser Landbier gibt es hier... in der Glasflasche und mit Drehverschluss. Praktische Sache das und lecker noch dazu! "Ein kleines Dorf im Frankenland ist durch sein gutes Bier bekannt" steht es dort auf dem Etikett geschrieben. Allerdings sind wir hier nicht auf irgendeinem Dorf in der preisgünstigen Fränkischen Schweiz, nein, wir sind in Nämberch und hier darf man für das Brauereierzeugnis satte 3,50 Taler löhnen!

Crimes Of PassionWährend ich noch über Bierpreise und bierpreisliches Süd-Nord-Gefälle in der Region sinniere, gehen nach gerade einmal 15 Minuten erneut die Lichter aus und ein opulenter Introitus vom Band kündigt die nächste Truppe an. Das ging aber schnell! Crimes Of Passion aus dem britischen Sheffield stehen als nächstes auf dem Plan. Ich bin gerade im Fotograben angelangt, als die Band zu spielen beginnt und ein Energiebündel mit Stirnband und Lederweste auf die Bretter stürmt. Dale nennt sich der Sänger und optische Anführer dieser fünfköpfigen Truppe und entpuppt sich als Poser vor dem Herren. Doch dieses selbstbewusste Auftreten kann er sich in Anbetracht seiner formidablen Sangeskunst auch leisten. Lupenreinen Heavy Metal britischer Machart bekommen wir nun zu hören. Im Grunde genau das Richtige für ein Publikum, das auf eine Band wie Saxon wartet. Der Saal ist mittlerweile auch ordentlich gefüllt, doch während der ersten beiden Stücke will der berühmte Funke noch nicht so recht überspringen. Ein Eisbrecher muss also her! Und welche erhabene Nummer wäre hierfür besser geeignet als Ronnie James Dios "Holy Diver"? Hundert Mal gehört und immer noch genial verfehlt das Stück seine Wirkung nicht. Die Audienz ist begeistert und mit "Blackened Heart", einer hauseigenen Granate vom neuen Album To Die For, kann die Band den Stimmungspegel auch weiter oben halten. Doch auch ihre Gastrolle neigt sich langsam dem Ende. Zwei Songs haben sie noch, ehe das Feld für den Headliner zu räumen ist. Auch diesen Herren ist eine saubere Leistung zu attestieren. Die dreißig Minuten mit Crimes Of Passion haben wirklich Spaß gemacht!

SaxonBrütend heiß ist es mittlerweile am Ort des Geschehens und jede unnötige Bewegung wird mit unkontrollierbarer Transpiration gestraft. Allmählich verlassen auch die letzten Gäste ihre gemütlichen Plätze im Biergarten und begeben sich nach innen, um einen guten Platz zu belegen. Was tun? Schließlich muss ich zunächst ja ohnehin wieder in den Graben. Also auf zum Pyraser-Stand. Eines geht noch, dann ist aber Schluss. Als dann um 21:40 Uhr die Klänge eines weiteren Intros erklingen, füllt lauter Jubel den Saal und schon sind sie auf der Bühne, die alten Herren von Saxon und schmettern uns bei wuchtigem Sound mit "Hammer Of The Gods" auch gleich den Opener ihres brandneuen Albums Call To Arms um die Ohren. Die Mannen um Sänger und Bandchef Biff Byford haben auf dieser Tournee quer durch Europa nicht nur ein neues Album im Gepäck, sie haben auch einen Grund zum Feiern. Schließlich feiert ihr 81er Erfolgsalbum Denim And Leather in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum! Wir dürfen uns also auf einen Mix der besonderen Art aus ganz alten und ganz neuen Stücken freuen. Doch zunächst heizt ein unerwartet schnell und gar heftig gespieltes "Heavy Metal Thunder" den Fans so richtig ein, ehe mit "Never Surrender" dem Jubilar zum ersten Mal Tribut gezollt wird.
SaxonAnwesende Biker, darunter auch meine Wenigkeit, freuen sich im Anschluss über "Motorcycle Man". "Back in 79" heißt schließlich ein weiteres Stück vom aktuellen Album, dessen Aufforderung im Refrain "Show Me Your Hands!" auch sofort im Kollektiv Folge geleistet wird. Ein genialer Song, wie geschaffen für die Bühne! Und selten darf man es erleben, dass neues Material auf einem Konzert so euphorisch gefeiert wird! "I've Got To Rock To Stay Alive" kommt da mit seinen markanten Eröffnungsriffs gerade recht, um die Fans noch weiter anzuheizen. Auch als Biff mit "Dallas 1 P.M." den nächsten Song ankündigt, geht ein begeisterter Jubel durch die Reihen und mündet in lauten Saxon-Chorälen, die dem Mann mit den langen weißen Haaren ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern.
Ja, der Franke mag es gerne heavy. Das belegen nicht nur die zahlreichen Metal-Coverbands in dieser Gegend. Das zeigen vor allem die Herren und Damen ganz unterschiedlichen Alters, die heute den Löwensaal zu einem Ort des ausgelassenen Feierns machen.
SaxonWeiter geht es mit dem Titelstück des neuen Albums, ehe mit "Rock'n Roll Gypsy" von Innocence Is No Excuse eine unerwartete Perle auf dem Programm steht. Und wie so oft erzählt Biff im Vorfeld eine seiner Anekdoten über dieses Lied und bringt uns mit Sprüchen, wie "It's a song about sex, about the 80ies... when we were young and naughty" zum Schmunzeln. Fast schon thrashig fegt im Folgenden der "Demon Sweeny Todd" aus den Boxen und markiert die heftigsten Momente im Set der Briten. Nackenschmerzen am nächsten Morgen sind mir garantiert, aber was tut man nicht alles. Drummer Nigel Glockler, der an diesem Abend als PS-starker Motor des Auftritts in Erscheinung getreten war, unterhält uns nun mit einem kurzen Solo, während sich der Rest der Truppe verkrümelt hat. Die Stimmung im Saal ist weiterhin hervorragend, woran auch die folgende Songauswahl aus altem 80er-Material und relativ neuen Songs nichts ändert. Lediglich die 90er Jahre blieben bislang völlig ausgeblendet und daran wird sich leider auch bis zuletzt nichts ändern. Schließlich verweist Mr. Byford noch einmal auf den 30. Geburtstag von Denim And Leather, woraufhin mit "Play It Loud", dem Titelsong und natürlich der - wie immer - heftigst gefeierten "Princess Of The Night" gleich drei Songs von besagtem Album gemeinsam mit den Fans zelebriert werden.
SaxonNoch während sich die Musiker nun hinter die Bühne verziehen, erklingen laute Forderungen nach einer Zugabe, die auch sofort erfüllt werden. Mit "Crusader" und "747 - Strangers In The Night" haben Saxon noch einmal zwei hochkarätige Klassiker am Start. Süchtig nach mehr, geben die Fans auch nach diesem fulminanten Doppel keine Ruhe. Schließlich kehrt Nibbs Carter auf die Bühne zurück und spielt ein lässiges Basssolo als Brücke zum zweiten Teil der Zugaben. Auf "Strong Arm Of The Law" mussten wir bislang verzichten, werden nun aber doch noch entlohnt. Danach hat Doug Scarrett seinen Auftritt an der E-Gitarre, bis schließlich die allseits bekannten Riffs von "Wheels Of Steel" das letzte Stück einleiten. Selbstverständlich lässt es sich Biff nicht nehmen, zu diesem Veteran von einem Song aus dem Jahre 1980 seine üblichen Singspielchen mit dem Publikum durchzuziehen. Unter raumfüllendem Jubel verneigen sich die alten Herren schließlich mehrmals vor ihrer Audienz, bedanken sich und überlassen uns der warmen Nachtluft.

Was soll man Abschließendes dazu noch sagen? Saxon stecken voller Spaß am Spiel und sind fit wie eh und jeh, auch wenn manche von ihnen die 60 schon geknackt haben. Bleibt zu hoffen, dass uns diese Band noch viele Jahre erhalten bleibt und nicht das letzte Mal in unserer Gegend war. Aber da mache ich mir keine Sorgen.

Dieser Bericht wurde nicht, ich wiederhole: NICHT, gesponsert von einem Hersteller alkoholartiger Erfrischungsgetränke, wie etwa Pyraser Bier.

Setlist Saxon:
Hammer Of The Gods
Heavy Metal Thunder
Never Surrender
Motorcycle Man
Back In 79
I've Got To Rock (To Stay Alive)
Dallas 1 PM
Call To Arms
Rock 'n Roll Gypsy
Demon Sweeny Todd
Solo Nigel Glockler
And The Bands Played On
Man And Machine
The Eagle Has Landed
Afterburner
Play It Loud
Denim And Leather
Princess Of The Night
_________

Crusader
747 - Strangers In The Night
_________

Solo Nibbs Carter
Strong Arm Of The Law
Solo Doug Scarrett
Wheels Of Steel

Dagger


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