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Festival-Bericht

Wolfszeit Festival

mit Helrunar, Finntroll, Skyforger, Belphegor, Thyrfing, Urgehal, Darkened Nocturn Slaughtercult, Imperium Decadenz, Creature, Zarathustra, Helfahrt, Finsterforst, Vrankenforde & Dryathor

Ferienland Crispendorf, Crispendorf 27. - 29.08.2009

(Fotogalerien: Wolfszeit2009 )

Es ist schon ein etwas seltsames Gefühl, das sich in meiner Magengegend breit macht, als ich an diesem letzten August-Donnerstag im Auto sitze und auf der A 9 Richtung Norden fahre. Thüringen ist mein Ziel, gleich hinter der Grenze zu Oberfranken, und Wolfszeit nennt sich das Festival, das ich dort nun für drei Tage besuchen möchte. Wolfszeit... schon der Name, Runen auf der Homepage und dann noch ein Line-Up, das sich ausschließlich aus dem Pagan und Black Metal rekrutiert - ihr wisst, worauf ich hinaus will. Es ist ein Jammer, dass dieses Genre seit einiger Zeit von der rechten Szene unterwandert wird, aber es ist auch schwierig, effektiv etwas dagegen zu unternehmen.

Immerhin demonstrieren die Veranstalter ihre ablehnende Haltung gegenüber dieser Entwicklung: "Pagan Metal gegen Faschismus und politische Gewalt" lautet ein Banner auf der Festivalseite. Das Tragen von Band-Shirts aus der rechtsextremen Szene ist auf dem Festivalgelände ebenso verboten wie das Abspielen deren Musik auf dem Zeltplatz. Wer erwischt wird, muss das Feld räumen, heißt es. So löblich das sein mag, zeigt es aber doch die Besorgnis der Veranstalter und spiegelt vielleicht auch die Erfahrungen der letzten beiden Jahre wieder. Denn der Event geht heuer in die dritte Runde. Ich werde zum ersten Mal dabei sein und bin schon gespannt was mich erwartet. Die Bands sind allesamt "sauber" und das Billing mehr als interessant. Auf die Gegenwart der Presse scheinen die Organisatoren allerdings wenig Wert zu legen. Wie sonst kann man es sich erklären, dass die Frist sich zu akkreditieren bereits im März, also fast fünf Monate vor der Veranstaltung, abgelaufen ist. Zu diesem Zeitpunkt waren weder die Bands geschweige denn der Veranstaltungsort bekannt gegeben. Und wenn es bei einem Mega-Event, wie dem W:O:A möglich ist, sich noch einen Monat vor dem Fest zu akkreditieren, frage ich mich schon, worin denn das Problem bei solch einer vergleichsweise winzigen Veranstaltung besteht. Sei's drum. Wenn die Damen und Herren meinen, der olle Dagger hält mit seinen Eindrücken hinter'm Berg, nur weil er nicht eingeladen war, haben sie sich jedenfalls geschnitten.

Donnerstag, 27.08.2009

ZeltplatzEs ist soweit: wir biegen in Crispendorf, nahe Schleiz, in Richtung Ferienland ab, verlassen westliche Straßenverhältnisse und tauchen ein in die Wildnis thüringischer Wälder. Die erste Ernüchterung lässt nicht lange auf sich warten. Noch ehe wir unsere Karten gegen ein schickes Stoffbändchen eintauschen können, werden wir zur Kasse gebeten. 10 Euro, nicht pro Auto, sondern pro Insasse desselben, werden eingestrichen. Davon erhält man zwei zurück, insofern man einen halbwegs gefüllten Müllsack am Ende des Festivals zurückgibt. Das ist heftig und relativiert den eigentlich günstigen Ticketpreis von 29 Talern. Aber alles halb so wild, denn die Lokalität, auf der nun das Wolfszeit ausgetragen wird, entschädigt auf ganzer Linie. Ein einsames Tal mit kleinem Flüsschen, gesäumt von Fichtenwäldern, ein Campingplatz mit eigenem Haus für sanitäre Einrichtungen, ein kleines Freibad, eine Bockerlbahn - was will man mehr? Lediglich auf den Handyempfang muss man hier verzichten... und auf einen gesunden Abstand zum nächsten Zeltplatznachbarn. Denn leider wurde den Veranstaltern die ursprünglich zugesagte Benutzung einer angrenzenden Sportplatzfläche kurzfristig doch noch verwehrt, so dass der Platz sehr eng wird. Nicht lange dauert es, bis auch das letzte Fleckchen Grün mit einem Zelt überbaut wird, für das Aufstellen großer Pavillons wird eine Sondergebühr von 5 Euro erhoben.

Nachdem das Basislager aufgeschlagen ist, geht es zum Erkundungsrundgang über das Gelände. Schnell wird klar, dass die Anzahl derer mit schneidiger "Kurzhaarfrisur" oder chronischem Haarausfall doch überproportional hoch ist. Verbotene Band-Shirts kann ich zwar keine ausmachen, dafür aber massenhaft solche, die von den Veranstaltern als "nicht eindeutig zuzuordnende Kleidung" eingestuft und toleriert werden. Quasi als Protestaktion trägt nun jeder fünfte ein Shirt von Burzum, Taake, Graveland und anderen Problemkapellen auf seinem Leib. Sogar das eine oder andere Paar Springerstiefel mit weißen Schuhbändchen wandert durch die Landschaft - eindeutiger geht es wohl wirklich nicht mehr. Aber ich bin ja wegen der Musik hier und nicht, um neue Freunde zu finden.

Mein Weg führt mich anschließend in einen Tanzsaal in einem separaten Gebäude, rustikal geschmückt mit orangen Luftballons und Girlanden. Hier steigt die Warm-Up-Party - zumindest theoretisch. In der Praxis kann kaum von einer Party die Rede sein. Immerhin werden für 0,4 Liter Bier gerade mal 1,80 Euro aufgerufen, also ab zum Tresen... möge der Abend seinen vorhersehbaren Lauf nehmen. Irgendwann zu später Stunde - fragt nicht wann, denn ohne Handy bin ich völlig zeitlos unterwegs - strande ich unter einem Pavillon voller oberfränkischer Insassen, die einen Landsmann nur zu gern auf das eine oder andere Bierchen zu sich bitten. Mir fällt auf, dass man hier, jenseits der Zivilisation, einen wunderschönen Sternenhimmel mitsamt der Milchstraße bewundern kann...

Freitag, 28.08.2009

BühneLeicht verkatert komme ich am Freitagmorgen zu mir, die Temperaturen steigen zügig auf ca. 27°C. Den vielen Wolken am Himmel verdanken wir ein nahezu optimales Festivalwetter. Bis die erste Band am späten Nachmittag die kleine Bühne betritt, ziehen sich die Stunden wie Kaugummi in die Länge und die Biervorräte am Zelt schmelzen dahin wie Softeis in der Sonne. Um 16:20 Uhr ist es dann soweit: Die noch junge deutsche Pagan Band Dryathor lässt ihre Instrumente erklingen, wird von den wenigen Anwesenden, die sich mittlerweile vor der Bühne eingefunden haben, aber weitgehend ignoriert. Das Gebotene klingt auch noch recht unausgegoren, gerade die klaren Gesangseinlagen und die Violine stellen mir regelrecht die Nackenhaare auf.

FinsterforstEine ganze Ecke professioneller agieren im Anschluss Finsterforst aus dem Schwarzwald. Die dreckbeschmierten Musiker bewegen sich doch deutlich im Fahrwasser finnischer Kapellen, spielen tanzbare Melodien, angetrieben von einem Akkordeon und dem sonst üblichen Repertoire des Pagan Metal. Klar hat jede Band auch ein paar treue Fans im Gepäck, die Stimmung steigt allerdings kaum wahrnehmbar. Ein einsamer Crowdsurfer wird unterdessen in den Fotograben geworfen, wo sich nicht nur keine Pressemenschen, sondern auch keine Security befinden.

Zarathustra18:40 Uhr: die Sonne beginnt allmählich hinter den Wipfeln der Fichten zu verschwinden - die richtige Zeit für die erste Black Metal-Band des Abends. Zarathustra aus Weißenthurm bei Koblenz können mich mit ihren knochentrockenen Midtempo-Nummern schnell überzeugen. Allesamt im obligatorischen Corpsepaint zeigen die Musiker eine ordentliche Routine in Sachen Liveperformance. Dennoch setzt sich das Trauerspiel im Publikum für eine weitere Runde fort. Abgesehen von einigen Headbangern, will einfach keine Stimmung aufkommen. Also schauen wir mal, was das Festival an Kulinarischem zu bieten hat! Nicht viel, wie ich schnell feststelle. Da gäbe es Steaks und natürlich die Thüringer Rostbratwurst und... naja, eigentlich war es das auch schon. Vegetarier haben hier also ein echtes Problem, will ich meinen.

Die Sonne ist bereits untergegangen, als die Bayern von Imperium Dekadenz das Podium betreten. Mit einigen Pyroeffekten im Gepäck schaffen es die Herren mit ihrem majestätischen Schwarzmetall endlich den Bann zu brechen und die ersten Fans aus der Reserve zu locken. Somit funktionieren sie als die richtigen Wegbereiter des ersten internationalen Gastes.

SkyforgerAls die lettische Folk Metal-Band Skyforger eineinhalb Stunden später auf der Bildfläche erscheint, ist der Raum zwischen Bühne und Technikturm prall gefüllt und die älteren Herren haben das Publikum mit ihrer Mixtur aus Heavy, Black und Folk fest im Griff. Zum Klang von Dudelsack, Flöte und anderen traditionellen Instrumenten stellt sich nun endlich eine Partystimmung ein, wie man sie sich auf einem Festival erhofft: es wird fröhlich gefeiert, alle zeigen sich von guter Laune.

Doch böse und brutal soll es nun werden. Die Bühne erstrahlt in höllischem Rot. Mit Belphegor aus dem Salzburger Land steht ab 23:00 Uhr eine der brachialsten Kapellen der aktuellen Death/Black-Gemeinschaft auf dem Programm. Musikalisch sind die Jungs um Frontmann Helmuth eine echte Wucht, nicht ohne Grund befinden sie sich mittlerweile auf der Gehaltsliste des Majorlabels Nuclear Blast. Viel Kunstblut wird nun auf der Bühne vergossen, während ein Blastgewitter nach dem anderen durch die Membrane fegt. Die Techniker haben der Band einen feinen Sound gezimmert und so strapazieren Hunderte Fans im Takt ihre Nackenmuskulatur. Ausgezeichnet! Auf einem anderen Blatt Papier stehen die Ansagen von Sänger/Gitarrist Helmuth geschrieben. Die strotzen nur so vor Primitivität und bringen der Band sogar einige "Scheiß Ausländer"-Rufe aus den hinteren Reihen ein. Immer dran denken: ich bin wegen der Musik hier und nicht wegen der Menschen.

Und weil wir schon beim Thema sind: ausschlaggebender Faktor für meine Reise in den Osten war sicherlich die 80-Minuten-Headlinershow von Helrunar an diesem Abend. Die Pagan/Black Metal-Band aus Münster zählt meiner Meinung nach zur deutschen Speerspitze in ihrer Zunft, glänzt nicht nur durch ausgezeichnetes Songwriting im Geiste der frühen Neunziger, sondern auch durch intelligente Lyrik, die alte Sagen und Bräuche in einen zeitgemäßen Kontext rückt. Sänger Skald Draugir entpuppt sich schnell als absoluter Gegenpart zu seinem Vorgänger Helmuth, glänzt durch sympathische und kluge Konversation mit dem Publikum, wird aber ebenfalls aus den hinteren Reihen zurecht gewiesen, als er einige norwegische Verse zum Besten gibt. "Red deutsch!" kann sich einer der geistigen Tiefflieger zwei Reihen hinter mir nicht verkneifen. Langsam gehen mir die Jungs ausgesprochen auf den Senkel! Aber ich lasse mir die Stimmung nicht vermiesen. Während der 80 Minuten bekomme ich einen perfekten Querschnitt durch alle drei Alben Helrunars zu hören, einschließlich großer Momente wie "Schwarzer Frost", "...Bis Die Seele Gefriert", "Gratr" und natürlich "Älter Als Das Kreuz". Mein Nacken ist nun auch ordentlich mitgenommen, noch ein kleiner Streifzug übers Gelände, im Haus der Aftershow-Party herrscht gähnende Langweile, also ab in die Heia. Schließlich ist morgen auch noch ein Tag.

Samstag, 29.08.2009

BockerlbahnAuch am Samstag hält das Wetter, die Sonnenstrahlen sind angenehm und viele Festivalbesucher vertreiben sich die Zeit mit obligatorischen Saufspielen oder gönnen sich eine Rundfahrt mit der kleinen Bockerlbahn durch die nähere Umgebung. Die Stunden bis zum ersten Konzert vergehen schneller als gedacht. Jedoch wiederholt sich das Drama des gestrigen Tages während der ersten vier Bands, die teilweise auf ein stoisches Publikum blicken müssen. Der Auftritt der jungen Truppe Vrankenvorde - wie der Name verrät aus Frankfurt an der Oder - ist auch nicht der Rede wert. Der Sänger versucht zwischen den Stücken durch ach so witzige Ansagen das Publikum zu beleben, scheitert bei diesem Unterfangen aber kläglich.

Eigentlich hätten im Anschluss Orlog spielen sollen. Da diese aber kurzfristig abgesagt haben, stehen nun noch einmal Finsterforst auf den Brettern und machen da weiter, wo sie gestern aufgehört haben. Ob das wohl auch noch der gleiche Dreck von gestern an ihren Leibern ist oder haben sie sich zwischenzeitlich tatsächlich mal gewaschen? Na, egal.

HelfahrtSehr positiv überrascht bin ich etwas später von der bayerischen Mannschaft Helfahrt. Obwohl mich deren Einstandsalbum Wiedergang wenig überzeugen konnte, macht der flotte Pagan/Black Metal live so richtig Laune. Da neben mir noch ein paar andere Besucher eine ähnliche Feierlaune verspüren, wird es schließlich ein ausgesprochen unterhaltsames Erlebnis.

CreatureEine halbe Stunde und zwei Thüringer Rostbratwürste später ist es wieder an der Zeit für Schwarzmetall. 19:00 Uhr dürfte die Turmuhr irgendwo in der nächsten Ortschaft gerade schlagen, als Creature fein zurechtgeschminkt ein Quäntchen Hölle auf die Erde holen. Nach elfjähriger Existenz fristen die Schwaben noch immer ihr Dasein im Untergrund. Das Songmaterial, meist rasend schnell und manchmal episch, ist zwar gut aber eben nicht außergewöhnlich. Gegen Ende kann der Sänger noch mal die Blicke der Anwesenden durch Feuerspucken auf sich ziehen, die Reaktionen im Publikum bleiben aber zurückhaltend.

Einen Wendepunkt erreicht das Festival, als Schwedens alt gediente Wikinger Thyrfing auf der Bühne erscheinen. Sänger Jens Ryden, bekannt durch sein früheres Wirken bei Naglfar, zeigt sich überaus enthusiastisch und begeistert, verrät uns mehrmals, wie stolz er ist, hier auftreten zu dürfen und hat das Publikum schnell im Griff. Der Schwerpunkt des Sets liegt eindeutig auf dem theatralischen Material des aktuellen Albums Hels Vite. Und obwohl es sich dabei um schwere Kost handelt, werden überall fleißig die Haare in schleppender Taktung gekreist. Von allen anderen Alben geben die Musiker jeweils einen Song zum Besten, darunter auch die grandiose Hymne "Storms Of Asgard" und die Schunkelnummer "Mjölner".

FinntrollDas waren richtig feine 70 Minuten, doch es kommt noch besser: wo auch immer Finntroll auftreten, gerät alles aus dem Häuschen, so auch auf dem Wolfszeit Festival. Das Gelände ist nun prall gefüllt und kaum erklingen die ersten Noten aus den Boxen sieht man überall fliegende Haare, empor gestreckte Pommesgabeln, im Humppa-Takt tanzende und springende Menschen, ja sogar ein kleiner aber feiner Moshpit kann sich vor der Bühne etablieren. Das macht richtig Spaß und während einer abermals 70 Minuten langen Show bekommt man allerhand altes und neues Material zu hören. Dass die Stimmung beim allseits beliebten "Trollhammaren" ihren Siedepunkt erreicht, braucht wohl nicht erwähnt zu werden. Auf die Trolle, sie leben hoch!

UrgehalBei soviel Bewegung merkt man zunächst gar nicht wie kalt es mittlerweile geworden ist. Sagte ich kalt? Ich meinte klirrend kalt. Die Quecksilbersäule ist spürbar unter die 10°C-Marke gesunken, man kann seinen Atem sehen und die Zehen beginnen allmählich taub zu werden. Dessen unbeeindruckt marschieren die Norweger Urgehal um 23:40 Uhr leicht bekleidet auf die Bühne. Im Falle des Sängers Nefas muss ich mich korrigieren, denn der stolpert mal wieder sturzbetrunken auf sein Mikro zu und bechert auch während des Auftritts noch einige Halbe hinterher. Zwischen den Nummern bringt er das Publikum durch sein unglaublich dummes, besoffenes Geschwätz wiederholt zum Lachen, kann sich kaum noch auf den Füßen halten, zeigt an der Gitarre und selbst während seiner Soloeinlagen aber nicht die geringste Schwäche - unfassbar. Der erdig rockende Old-School-Black Metal kommt zu dieser späten Stunde richtig gut, doch lichten sich die Reihen allmählich, vermutlich wegen der grausigen Kälte. Nach 60 Minuten Spielzeit ist Nefas derart betrunken, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten kann, sein Kumpane Enzifer mit skurriler Kopfbekleidung hat inzwischen die Ansagen übernommen. Kaum sind die letzten Noten verklungen, wird den Herren der Saft abgedreht, was Nefas nicht davon abhält, noch etwa fünf Minuten lang in ein abgeschaltetes Mikro zu reden, ohne dass ihn irgendjemand gehört hätte.

Wer hätte gedacht, dass es nun noch kälter werden kann? Aber es gibt ja bekanntermaßen kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Also schnell zum Zelt, eine Jacke geholt und wieder zurück zur Bühne! Darkend Nocturnal Slaughtercult stehen als letzte Band auf dem Programm. Und der einzige Grund, warum man sich diese Ausgeburt des Bösen einmal ansehen sollte, ist hinter dem Mikro zu finden. Denn dort steht eine Blut spuckende Dame mit Corpsepaint, engelsgleichem Haar, das bis in die Kniekehle reicht, und einer Stimme, die einem wahrlich das Blut in den Adern gefrieren lässt. Nur wenige Schaulustige stehen zu dieser späten Stunde noch auf der Matte und nach einer halben Stunde habe auch ich genug gesehen und gehört.

Am Zeltplatz ist es verdächtig ruhig, die meisten haben sich bereits in ihren Zelten verkrochen. Lediglich in meiner unmittelbaren Nachbarschaft finden noch rege Unterhaltungen statt. Während ich im Schlafsack mit der Kälte kämpfe, muss ich mir mit anhören, wie die Herrschaften von nebenan ihre Anekdoten vom letzten Konzert der rechtsextremen Band Totenburg zum Besten geben und wie sie dort die israelische Flagge verbrannt haben. In den frühen Morgenstunden - die Sonne ist bereits aufgegangen - sind sie immer noch am Schwätzen. Jetzt wird über die Veranstalter gelästert, über Juden geschimpft und im Einvernehmen aller festgestellt, dass es den Holocaust nie gegeben hat.

Das reicht - nichts, wie weg hier. Wer glaubt, dass Dummheit eine Grenze kennt, kann sich auf diesem Festival an jeder Ecke eines Besseren belehren lassen. Um sieben stehe ich auf und um acht verlasse ich das Gelände. Dummerweise finde ich zu diesem Zeitpunkt noch niemanden, der mir die zwei Taler für einen gefüllten Müllsack zurückgeben könnte - war ja klar. Aber hier hält mich nun wirklich nichts mehr. Aus musikalischer Sicht werde ich das Wolfszeit sicher in guter Erinnerung behalten, und die Location war einfach genial. Wegen der Musik bin ich dieses Mal gekommen, wegen der Gesellschaft, in der man sich hier befindet, werde ich im nächsten Jahr aber sicher nicht dabei sein.


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