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Festival-Bericht
Metal gegen Krebs Benefiz Festival III
mit Disbelief, Dew-Scented, Mystic Circle, Seasons In Black, Leichenschrei, Dark Wire & Dicksaw
Festivalgelände Neukirchen, Neukirchen 28.08.2004
Die Festivalsaison neigt sich langsam dem Ende zu. Was gibt es da Schöneres als eben diese Saison mit einem kleinen aber feinen Festival mit guten Bands ausklingen zu lassen? Eben, da gibt es nix Besseres, zumal auch der gute Zweck uneingeschränkte Unterstützung fordert! Also auf nach Neukirchen im Landkreis Cham.
Nach einer kleinen Irrfahrt über mehr oder weniger große Landstraßen haben wir es dann doch noch rechtzeitig geschafft, vor Ort anzukommen. Keine Zeit mit Zeltaufbau vergeudet (gepennt wird im Bus) und ab auf das Gelände. Da ich das erste Mal hier bin, wird erst mal alles in Augenschein genommen: es gibt einen Stand für CDs und T-Shirts, einen weiteren für sonstige Klamotten, einen zentral (!) gelegenen Bierstand und einen Futterstand. Die Preise sind durchaus angemessen und das Essen wird lustig serviert, z.B. mit einer Spritze voll Schnaps. Es bleibt gerade noch Zeit, dem Bierstand einen ausgiebigen Besuch abzustatten (0,4 l für schlappe 2 Euronen) bevor die erste Band des Tages die Bühne betritt.
Es ist an Leichenschrei, das diesjährige Festival zu eröffnen. Zu diesem Zeitpunkt, es war 15:00 Uhr, "drängten" sich noch nicht allzu viele Fans im Zelt vor der Bühne. Die Mucke kann man als Black Metal mit leichten Dark Einflüssen bezeichnen. Leider waren die Drums schlecht abgemischt, so dass sie sich eher nach Plastik als nach Metal angehört haben, aber dafür kann die Band ja nüscht. Der Gig ging trotz dieses Mankos voll in Ordnung und die Band erhielt artig Beifall nach den Songs. Der Song "Kinderschänder" wurde dann auch allen kranken Wichsern draußen in der schönen weiten Welt gewidmet, was der Band bei mir gleich mal Pluspunkte brachte. Leider hörte die Band bereits nach gut 18 Minuten auf, obwohl ihr laut Zeitplan 25 Minuten zugestanden hätten. Was macht man also mit der "verbliebenen" Zeit? Richtig, auf zum Bierstand.
Als Nächstes waren die Schwaben Dark Wire an der Reihe. Also entweder sie hatten nun einen anderen Mischer oder eben dieser ist aufgewacht. Jedenfalls hörten sich die Drums auf einmal um Welten besser an als noch bei Leichenschrei. Als grobe Vergleichsband kann man hier die Südtiroler Graveworm anführen, damit man ungefähr weiß, wie sich der (Dark/Black) Metal der Schwaben angehört hat. Die Jungs hatten wohl auch ihre eigenen Supporter dabei, jedenfalls kreisten hier die ersten Matten vor der Bühne. Danach erst mal zum Bierstand, Durst löschen.
Als Nächstes sollten eigentlich Equilibrium spielen, doch die stehen ja bekanntlich zur Zeit ohne Drummer da, deshalb wurden erst mal alle Gigs gecancelt. Als Ersatz wurden kurzfristig Dicksaw ins Billing gerufen. Wobei Ersatz hier das falsche Wort ist, denn vergleichen kann man die beiden Bands keinesfalls. Aber eins ist sicher: der Fun/Porn/Grindcore des Vierers machte mächtig, mächtig Laune und sorgte für breit grinsende Gesichter. Da musste man aufpassen, das Bier in der Hand nicht zu verschütten. Allein das optische Erscheinungsbild (Fronter im Kuh-Kostüm, Gitarrist rot mit weißem Kreuz bepinselt und barfuß) sowie der mannshohe Schwanz auf der Bühne zeigten die Marschrichtung an. Nachdem u.a. über den Mittelurinstrahl philosophiert wurde, wurde z.B. das Stück "Tits" aufgrund der enormen "Länge" gleich zweimal gespielt. Weitere Titel gefällig? "Be My Slave" (einem Fan gewidmet, dem zugleich entsprechende Sexpraktiken backstage angedroht wurden), "Fuck Fucking Fuckers" oder "Satans Dick", bei dem "bähse" gemosht werden sollte. Auch die Dialoge brachten das Stimmungspegel weiter nach oben: "Hast den näxtn Song scho o'gsagt?" "Naa" "Achso, i hob grod ned aufpasst...". Nachdem Dicksaw mit ihren Songs wohl schneller als geplant fertig waren, mussten sie noch 15 Minuten weiter spielen, was u.a. zur Wiederholung des ersten Songs führte, der anfangs nicht klappte. Definitiv DIE (!) Liveband des Festivals! Dieser Auftritt musste mit ein paar weiteren Bierchen begossen werden.
Danach kamen die Veranstalter des Festivals Seasons In Black auf die Bühne. Und prompt wurde es voll vor eben dieser. So ziemlich jeder Anwesender (grobe Schätzung meinerseits ca. 300 bis 350) stand nunmehr im Zelt und feuerte die Band an. Ich war gespannt, ob SIB eine ähnlich stimmungsgeladene Show darbieten würden wie Anfang des Jahres im Vorprogramm von Darkwell/Vanitas. Und was soll ich sagen? Und ob sie konnten. Alle in schicken schwarzen Anzügen gekleidet (bis auf den Drummer, der fast nackt war) und mit einer Spiellaune ausgestattet, dass es eine wahre Freude war. Die Fans dankten es SIB mit entsprechend euphorischem Beifall und kreisenden Matten. Nach einer kurzen Erklärung, warum es zu diesem Festival gekommen ist, füllten "Chuck"-Sprechchöre das Zelt, dass einem gleich eine Gänsehaut über den Rücken zog. So soll es sein!!! Zu guter Letzt gab es noch das Stück "In Den Arsch", das von vielen gefordert und entsprechend dankend auch angenommen wurde. Dabei enterten so viele Fans die Bühne, wie darauf Platz hatten, so dass man von den etwas "entfernteren" Reihen die Musiker fast nicht mehr erkannt hat. GEIL! Deshalb wieder gleich zum Bierstand, Pegel halten.
Die darauffolgenden Lacrimas Profundere fielen dann der anstehenden Nahrungs- und auch Alkoholaufnahme zum Opfer, so dass ich über deren Gig rein gar nix sagen kann.
Muss man zu nem Auftritt von Dew Scented noch groß Worte verlieren? Ich denke nicht. Die Band ist inzwischen eigentlich bekannt für eine energiegeladene Show bekannt und so wurden auch die immer noch zahlreich anwesenden Fans nicht enttäuscht. Auch hier wurde nochmals der gute Zweck des Festival lobend hervorgehoben. Ansonsten gab es massig Metal, fliegende Haare und Stimmung pur. Der Gig wurde dann würdig mit Slayers "War Ensemble" abgeschlossen.
Bei Disbelief zog ich mich dann abermals dezent zurück, um der flüssigen Nahrungsaufnahme zu frönen, damit auch ja der Pegel schön konstant bleibt.
Während der Umbaupause sicherte ich mir meinen Platz in der ersten Reihe, um auch schön abschädeln zu können bei den nun kommenden Soul Demise. Ein entsprechender Ersatz am Bass für den ausgeschiedenen Andreas Bradl wurde bislang noch nicht gefunden, so dass SD live ohne Bass auftreten. Das tut dem Gesamtsound jedoch keinen Abbruch, der Death Metal haut auch so mächtig rein. Egal ob beim Opener "Trapped In A Body" oder bei den folgenden "Still Alive", "In Vain", "My Own Coffin" oder beim abschließenden "Eventually", diese Band kann mich immer wieder überzeugen. Dabei war Roman (Vocals) wie immer sehr aktiv, stand so gut wie nie still und lieferte ein ums andere Mal eine überzeugende Show ab. Er kreischte, schrie, robbte über die Bühne, wie man es von ihm gewohnt ist. Leider war für die Zugabe "Obidience To Authoroty" keine Zeit mehr. Schade. Darauf ein Trost-Bier, schließlich fallen auch hier die Erlöse dem wohltätigen Zweck zu.
Langsam forderte Gevatter Alkohol dann doch Tribut, so dass ich während dem Gig der Paten eine Pause einlegen musste. Bislang war mir die Band noch nicht bekannt, aber aufgrund der Lautstärke und der entsprechenden Akustik war der Gig auch vom Parkplatz auch noch gut zu hören. Die Band spielte sich durch ein größtenteils aus Coverversionen bestehendes Programm, das u.a. aus Deaths "Pull The Plug", "Evil Dead" und Slayers "Angel Of Death" bestand. Wie die Band beim Publikum ankam, versteckte sich dann schon hinter einem Schleier...
Da hatte ich mich wohl etwas überschätzt, als ich volltrunken wieder zum Gelände zurück wankte, um Mystic Circle noch zu begutachten... Jedenfalls wurde erst mal die komplette Bühne umgebaut, ein neues Drumkit wurde herbeigeschafft, die Umbaupause wurde länger und länger, die Fans wurden weniger und weniger (falls ich das noch beurteilen konnte)... na ja, lange Rede kurzer Sinn: bevor ich die Orientierung komplett verlor, bin ich mit wachsender Peripherie (Hä? Ich dachte wenn man besoffen ist, wächst nix mehr!! - Kara) wieder unverrichteter Dinge zu meiner Schlafstätte zurückgetaumelt. Aus.
Das Metal gegen Krebs Festival hat auf alle Fälle mächtig Spaß gemacht, die Atmosphäre war relaxt bis entspannt (also entspannt bis entspannt, aha - Kara) und alle hatten ihren Spaß. Ich hoffe doch sehr, dass die Jungs von Seasons In Black diesmal nicht nochmal draufzahlen müssen und dass es nächstes Jahr eine Neuauflage dieses kleinen aber feinen Festivals gibt. Denn schließlich muss man soviel Idealismus unterstützen!