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Knorkator - Ich Hasse Musik

Knorkator - Ich Hasse Musik
Stil: Fun Metal
VÖ: 15. September 2003
Zeit: 42:40
Label: Sony Music
Homepage: www.knorkator.de

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"Ich hasse Musik" - einen passenderen Albumtitel gibt es für diese Band nicht! Nicht wenigen, sich als ernsthaft bezeichnenden Musikern, dürften die drei Quatschköpfe aus Berlin ein Dorn im Auge sein. Da trinkt man jeden Abend seine drei Flaschen Rotwein bis die Stimmen der Ahnen zu einem sprechen, um sich zu neuen musikalischen Taten zu inspirieren, und dann kommen diese Trottel mit ihren Gemüsekanonen und machen es einfach mal so, scheinbar ohne grossen Aufwand besser und professioneller. Kann ja nicht angehen!

Nun aber konkret zu diesem Album: Was zunächst auffällt ist die wuchtige Produktion, welche immer die nötige Transparenz besitzt um alle Elemente gleichberechtigt im Gesamtbild erscheinen zu lassen. Lediglich der Gesang ist für meinen Geschmack etwas zu laut abgemischt, was wohl mit der besseren Verständlichkeit der Texte begründet sein dürfte.

Oberflächlich betrachtet ist der Humor von Knorkator eher als stumpf zu bezeichnen, doch wenn man auf ein paar Feinheiten achtet, merkt man schnell, dass da einiges hinter der Oberfläche sitzt. Oftmals hat der Gesang, ähnlich wie im Musical, ein schauspielerisches Element. Da wird z.B. das Wort "Mann" auf eine Art und Weise intoniert, dass man das Testosteron förmlich riechen kann (nach dem Motto "Der Vogel der am lautesten singt bekommt das Weibchen"), wobei der karrikative, in endlose Übertreibung mündende Charakter erhalten bleibt. Auch einen kleinen Schmunzler ringt mir die Tatsache ab, dass der Titeltrack "Ich Hasse Musik" direkt in das Aaliyah-Cover "Try Again" übergeht. Wie gemein.
Eine echte Überraschung ist "Mai Khao Djai", ein Lied in thailändischer Sprache. Der Titel heisst auf deutsch soviel wie "Nix Verstehen" und ist vor allem muskalisch ein echter Oberhammer. Der Refrain mit seinen bombastischen dramatischen Filmmusikanleihen und Chorgesang kommt sehr wuchtig und druckvoll rüber, und wenn das arschgeile Solo bei den letzten Refrainwiederholungen einsetzt, ist für einen kurzen Moment der Comedyfaktor komplett über den Jordan, und Münder stehen offen.
Dass Knorkator nicht nur Spezialisten im entzaubern von Musik sind, sondern sich auch in anderen Bereichen bestens darauf verstehen zu desillusionieren, beweisen die Lyrics zu "Wie Weit Ist Es Bis Zum Horizont". Anstatt verträumt den Sehnsüchten freien Lauf zu lassen wird hier mit dem Satz des Pythagoras und anderen Formeln hantiert, und die Frage wissenschaftlich korrekt beantwortet.
Mit "Makellos" kontern die Ex-Grand Prix Vorausscheidungsteilnehmer auf die Selbstbeweihräucherung wie sie im Hip Hop üblich ist, und loben textlich ihre Komposition über den grünen Klee, die noch dazu tatsächlich unverschämt gut ist.

Die grösste Stärke dieser Band ist zweifellos das erschaffen von Dissonanzen zwischen Text und Musik. Während man sich den süsslichen Melodien kaum entziehen kann, und von der Atmosphäre gefangengenommen wird, wird man von den Lyrics dafür abgestraft, so dass man am Ende reichlich blöd dasteht und sich selbst fragt ob man das hier überhaupt gut finden darf ohne das Gefühl zu haben verarscht worden zu sein. Geniales Konzept, geniale Platte. Meine Hochachtung!

David

6 von 6 Punkten

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