Review

Ein Schätzkästchen der besonderen Art legen dieser Tage (mal wieder) die Macher von Eönian Records auf, die mittlerweile ja dafür bekannt sind, zu versuchen, unterbewerteten Combos der End-Achtziger/Früh-Neunziger späte Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Sweet Sybil aus Chicago, die in ihrer Blütezeit (1989-1991) mit Acts wie Dirty Looks, Enuff Z'Nuff, King's X oder gar Alice In Chains zockten, spielen waschechten Glam Rock der alten Hanoi Rocks-, Tigertailz- oder Alice Cooper-Schule. Sänger Sami S. nölt und näselt wie ein englischsprachiger Udo Lindenberg inmitten gar nicht so ungewiefter Song-Aufbauten, die ihm seine Mitstreiter Mike Parker und Brian Unger (beide Git.), Jeff Malas (Bass) und der 1993 viel zu früh verstorbene Randy Matthiensen (Drums), dem das selbst betitelte Album dann auch gewidmet ist, zur Verfügung stellen.
Nach dem Opener "Remember When", der noch ziemlich schleppend Fahrt aufnimmt, folgt vielleicht schon die stärkste Nummer: "#69" (ein Schelm, wer Schlüpfriges dabei denkt) lässt sich als so etwas wie Glam Ska beschreiben, was am wunderbar durch den Song leitenden Bläsereinsatz liegt. Hier wird gute Laune pur versprüht und der Track wird so definitiv zum Kandidaten für den nächsten selbst zusammen gestellten Party-Sampler. Auch der Hinterhof-Rocker im Ratt-Outfit "Downtown Suicide" erweist sich als erstklassig. Als weitere Highlights wären auf jeden Fall das auf Radio-Airplay getrimmte "Someone In Your Eyes", das mit einem unwiderstehlichen Groove ausgestattete "Burning House", das außerdem mit einigen coolen Wah Wah-Licks aufwartet, und der abschließende Akustik-Lagerfeuer-Song "You And I" zu nennen. "Walkin' Talkin'" und die ruhigeren "Jump Back" und "Alone With You" erreichen hingegen nur akzeptables Mittelmaß.
Runde vier Punkte kann man da in die Runde werfen. Da hätte damals durchaus was draus werden können. Schade, dass sich Sweet Sybil bereits 1992 wieder auflösten, aber Dank an Eönian für die Collection. Nicht ohne.

Fuxx

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