Review
Wicked Temptation - Seein' Ain't Believin'
Hossa, macht die Scheibe vielleicht Spaß! Und somit wieder einmal der beste Beweis, dass musikalische Innovation so unnötig ist wie die Rechts-Schreib-Reform. Wenn auch ihr euch gerne erinnert an die Zeit, als gerade das feinsinnige Kunstwerk Nightmare 3 - Dream Warriors rauskam und als Abspannsong das gleichnamige Stückchen von Dokken ertönte, dann seid ihr hier goldrichtig.
Denn die deutschen Kollegen von Wicked Temptation liefern eine der besten Platten, die der gute Don nicht selbst fabriziert hat, die ihm aber zur Ehre gereichen würden. Hier wird 80er-Metal in Reinkultur zelebriert, und wenn die Kombo in der seligen goldenen Dekade vielleicht noch in der Flut der gleich gelagerten Publikationen untergegangen wäre, so ist es doch heutzutage sehr schön zu sehen, dass man sich auf alte Stärken besinnt und alle modernen Anbiederungen unterlässt.
Nach dem etwas schwachen Start mit "Money", bei dem Shouter Dick Hackenberg nicht immer genau in der richtigen Stimmetage landet, nimmt die Scheibe zunehmend Fahrt auf und feuert mit "Love Just Ain't Enough" ein starkes Stück hinterher, bevor man auf "Liar" die Slidegitarre auspackt und damit den zweiten großen Paten huldigt, die man wohl auf dem Nachtkästchen stehen hat: hier schauen Cinderella mehr als nur einmal um die Ecke. Auf "Magic" regiert dann wieder der Don, wie er leibt und lebt, und "Rock'n'Roll Disaster" bringt dann das wunderbare "Heaven Comes Down" des Meisters ganz nah in Erinnerung.
Ausfälle gibt es auf ganzer Strecke nicht zu beklagen, "Children" bietet einen weiteren Höhepunkt, von kitschig-bemühten Balladen hält man sich fern, und Herr Hackenberg kommt oft täuschend nah an Herrn Dokken heran.
Also, wer seinerzeit schon gerne die 88er-Live-Scheibe "Beast From The East" auflegte und mit Freddie Krüger intonierte "Jetzt bin ich dein Freund!", der sollte hier seinen diebischen Spaß haben.