Review
End Of You - Mimesis
Oha, jetzt wirds aber philosophisch. Also, in der griechischen Kunsttheorie bedeutet Mimesis das Nachahmen der Realität, also die Spiegelung der Welt in der Kunst. Das eben, was Shakespeare als "mirror up to nature" beschrieben hat. Im engeren Sinne geht es auch um die Widergabe von Emotionen, die auch beim Zuschauer oder Zuhörer entstehen sollen. Damit wären wir bei der englischen Romantik a la Wordsworth. Schwäääre Kost, würde Waldemar Dr. Steelhammer Klitschko sagen und in ein Milchprodukt seiner Wahl beißen.
Ganz so schwääär ist die Kost von End Of You aber gar nicht: die vier Finnen liefern feinsten Düsterrock der eleganten Machart. Über die Umtriebigkeit dieses Völkchens in musikalischer Hinsicht kann man sowieso nur noch staunen (Bombast, Death, Folk, Grand Prix de Schangsong gewonnen und was weiß ich noch), und End Of You schaffen es tatsächlich, hier einen neuen Farbtupfer zu setzen.
Wie auf ihrem Debut Unreal (2006) servieren Jami Pietila (Gesang), Jono Borodavkin (Keyboaords), Timo Lehtinen (Bass) und Jani Karppanen (Gitarre) einen dichten, atmosphärischen Sound, der angenehme Düsterkeit versprüht, ohne schwermütig zu wirken. Selbst bezeichnet die Kombo diesen Stil als machine driven melancholic rock, und dieses Wortungetüm fasst es wohl wirklich am besten: feinste Melodien, Dämmerstimmung, dabei reichlich Elektronik-Einsprengsel, die die ganze Angelegenheit auch für den Tanzboden elegant machen, ohne jemals aufdringlich zu wirken - aber die Stücke fußen immer auf einer dezidiert rockigen Basis, so dass ein angenehmer Härtefaktor durchaus zu verzeichnen ist. Stets lobend hervorzuheben wäre dabei die Sangesleistung von Herrn Peitila, der es durchaus in die Richtung Ville Vallo schafft. Zum Antesten taugen wohl am meisten die aktuelle Single "You Deserve More" oder auch "Memoir" wäre geeignet.
Etwas unnötig wirkt dagegen das Tinaturnerjamesbond-Cover "Goldeneye", das eher gelangweilt aus den Boxen tröpfelt. Da sind die eigenen Sachen besser.
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