Review
W.A.S.P. - Dominator
Blackie, du bist ein blöder Hund, und das weißt du auch. Erst lieferst du mit The Neon God ein geniales zweiteiliges Konzeptalbum ab, das mich ganz aus dem Häuschen bringt - und dann erwirbst du dir durch ein völlig lustlos vorgetragenes Konzert, bei dem du nur eine lahme Greatest Hits-Show lieferst, bei mir den Krautausschüttfaktor zehn. Und das mir, einem, der immer deine Fahne hochgehalten hat, auch wenn das auf soziale Randgruppenbildung hinauslief! Nun ja, dachte ich mir, das wars dann, wir sind geschiedene Leute.
Und jetzt biegst du mit dieser Scheibe um die Ecke. Neun Stücke, neun Mal fuck you, Mr. President, neun Mal angepisst wie ein angry young man, neun Mal alle Trademarks, die man an WASP liebt. Weg vom Retro-Sound des Neon God, in dem die Hammond-Orgel wummerte, mit der Blackie seinem großen Vorbild Pete Towshend nacheiferte. Nein, es geht zurück zu den Wurzeln, zu Alben wie The Last Command oder The Headless Children: einfach, schnörkellos, aber unentrinnbar. Da ist es wieder, dieses einzigartige Feeling, das WASP in den Sternstunden immer ausgezeichnet hat, und zwar in allen neun Nummern, angefangen vom grandiosen Opener "Mercy" über "Long, Long Way To Go" bis zum Mörder-Groove von "Take Me Up" und schließlich "Heaven's Hung In Black", einer melancholisch-perversen Ballade, wie sie nur Blackie zu Stande bringt. Einzig und allein der Rausschmeißer "Deal With The Devil" bringt ein wenig flockige Rock'n'Roll-Stimmung, die an "Blind In Texas" erinnert - sonst herrscht düstere Aggression. Gitarren wie böse knurrende Hunde, Blackies heulender Gesang, und eine Attacke nach der anderen auf das, "was momentan bei uns in Washington DC falsch läuft", wie Mr Lawless das selbst feststellt. Es geht nicht etwa um die kruden Macho-Texte der Anfangsphase (die waren aber auch gut!!), sondern darum, was die USA armen Ländern der Welt alles so angedeihen lassen: als Dominator eben. Auch ohne großes Konzept und Riesenstory, die er uns auf The Crimson Idol und The Neon God brachte, ist Blackie also keineswegs sprachlos. Er knallt uns seine Message vor den Latz wie einst der Prinz zu Helsingör: there's something rotten in the state of Denmark. Musikalisch wie gesagt verpackt in reinrassige WASP-Attitüde, die allen Freunden dieser Kombo warm ums Herz werden lassen muss.
Ja, was soll ich mit dir machen. Wir versuchens halt noch mal.