Review
After Forever - After Forever
Wenn einem wirklich Gutes widerfährt, dann ist das einen Duschardeng wert. Oder so ähnlich. So gültig hier. Auf ihrer neuen, selbstbewusst ganz einfach After Forever betitelten Scheibe liefern die Holländer um Frontgrazie Floor Jansen mal so eben einen derartigen Kracher in Sachen bombastic symphonic ja sauerei sakrisch guad metal ab, dass es eine helle Freude ist. War ihr voriges Werk Remagine noch eine Angelegenheit, die im Rauschen des Ruhms von Nightwish etwas unterging, schwingen sich die Pioniere dieser Stilrichtung nun ein gewaltiges Stück in Richtung des verwaisten Throns. Und das haben sie auch verdient, denn wieder einmal muss man fragen - wer hat's erfunden? Das sind in Sachen Opernhafterfrauengesangsmetal ganz klar After Forever, die diesen Stil aus der Taufe hoben, so richtig aber nie von der Gründerrolle profitieren konnten.
Wie Keyboarder Joost van den Broek im Interview ausplaudert, war das Ziel, das neue Album mit allen Facetten der Band anzureichern und diese ins Extrem zu steigern. Was sagen wir? Vollauf gelungen. Wir finden derbe Death-Attacken, die auf die Frühzeit der Band verweisen, ebenso wie zarte Passagen und auch im besten Sinn des Wortes graziöse Melodien, die eingängig-wohlig-schaurig zeigen, wie gut der Opern-Metal auch nach all dem Hype noch sein kann. Kostprobe gefällig? "Energize Me", die neue Single (zu der es demnächst auch ein Video geben wird - siehe Interview). Genau das macht guten Gothic Frauen-Metal aus: schummrig-melancholische Atmosphäre, trotzdem krachiges Riffing, bombastische Elemente allenthalben, und ein Refrain der klingt wie reines Herze-Leiden. Beeindruckend die gesangliche Leistung von Floor Jansen, die die ganze Bandbreite von kraftvoll über leidend bis hin zu rockig abdeckt, und die durchgängige kompositorische Klasse der Stücke, die allesamt aus der Feder von Gitarrist Sander Gommans und Keyboarder Herrn Broek stammen. Mit verantwortlich für den umwerfenden wuchtigen Sound ist neben der fetten Produktion auch die Tatsache, dass After Forever mit einem kompletten Symphonieorchester zusammengearbeitet haben. Das verleiht der ganzen Angelegenheit zusätzlich eine epische, opernhafte Qualität, die alles dünne Konservengedudel wegfegt.
Muss man also auf die neue Within Temptation bange warten - was kommt da auf uns zu? - und sich bis zu neuen Taten von Tuomas Holopainen noch gedulden, so kann jeder geneigte Freund des klassischen Singspiels hier getrost zugreifen. Die Latte liegt für die Kollegen in jedem Fall sehr hoch. Im Mai auf Tour - hingehen!