Review
Scars Of Tomorrow - The Failure In Drowning
VÖ: 31. Oktober 2006
Zeit: 35:18
Label: Victory Records
Homepage: www.scarsoftomorrow.net
Das Jahr fängt ja schon wieder gut an... Kaum hofft man, die Bands und Labels würden sich endlich dazu entschließen langweilige Musik aus dem Äther zu verbannen, wird man eines Besseren belehrt. Ok, der vorliegende Silberling stammt zwar noch aus dem letzten Jahr und konnte von den guten Vorsätzen 2007 noch nicht erfasst werden. Aber das kann auch nicht wirklich als Entschuldigung gelten, denn das, was der Beipackzettel als "Metalcore mit massivem Metal-Fundament, Hardcore-Energie und geschickt arrangierten Vocals" offeriert, ist nichts anderes als eine gehörige Portion Zumutung für die empfindlichen Gehörgänge.
Seit Anfang des Jahrtausends tummelt sich der Fünfer in der amerikanischen Musiklandschaft und hat nach dem Start als reinrassige Hardcoreband mit The Horror Of Realization ein ansprechendes Album vorgelegt, welches sich genau in der Schnittmenge Metal/Hardcore befand. Auf dem neuen Werk treten eben diese Metaleinflüsse noch stärker in den Vordergrund, zugleich wurden die Songstrukturen aufgeweicht, wodurch das Endergebnis wohl leichter verdaulich werden sollte als die Vorgängeralben. Soweit - so gut. Allerdings ging dieser Schuss in meinen Augen gewaltig nach hinten los. Die "geschickt arrangierten Vocals" entpuppen sich als hinausgebrüllte Strophen mit cleanen, Emo-artigen Refrains nach dem berüchtigten laut/leise- aka brachial/eingängig-Schema, das "massive Metal-Fundament" mit "Hardcore-Energie" verliert sich irgendwo zwischen Stakkato-Riffing und saftloser Doublebass. Auch das Songwriting lässt einige Wünsche offen, da die Versuche, das hart-melodische Grundgerüst aufzulockern dazu führen, dass der rote Faden aus den Augen verloren wird und die Lieder somit recht zusammengewürfelt erscheinen.
Letztlich sitzen Scars Of Tomorrow zwischen allen Stühlen, da sie sich mit dieser Platte zu weit von ihrem ursprünglichen Sound wegbewegt haben und sich zugleich dem Metalcore Sektor anbiedern. Metalcore-Jünger könnten hieran vielleicht noch Gefallen finden - der Rest stellt die Frage nach dem Sinn einer Platte, von der es schon dreiundzwölfzig bessere Varianten gibt.
JR