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Special
Because it's Loud and Crazy! - Metal und Wrestling (Pt.3)
"I'll never grow out of wrestling!" ... sagte ich mir, als ich an diesem diesigen, mit Regenfäden durchzogenen Samstagmorgen Punkt 6.30 Uhr aus dem Bett kroch und sich jeder der alten Knochen einzeln zu Wort meldete, da einer ja am Abend zuvor ausgiebig mit Amorphis im Backstage gefeiert hatte. Aber wenn die WWE ruft und wieder einmal in der Olympiahalle zur Extravaganza lädt, übertüncht die Vorfreude sämtliche Alterswehwehchen und tristen Novemberbilder stante pede in plakativen Neonfarben.
Es sollte ein Tag zur Gänze im Zeichen des Wrestling stehend werden, da die WWE-Verantwortlichen mir nicht nur die Möglichkeit einräumten, die abendliche Show zu besuchen, sondern darüber hinaus den Heavyhardes-Abgesandten zum vormittäglichen Fanfest eingeladen hatten. Nach kurzen Irrungen und Wirrungen aufgrund der unüberschaubaren Baumaßnahmen am Münchner U- und S-Bahn-Netz fand ich mich schließlich auf der Medienallee in Untertürkheim zwischen grauen Betonblöcken wieder, die sich unübersehbar als ZDF-, BR- oder SAT 1-Zentren vorstellten. Da präsentierte sich das Sky-Headquarter mit seiner verglasten Front schon weitaus schicker. Einmal angekommen wurde schnell klar, dass die WWE keine Mühen gescheut hatte, ihre Diehard-Fans optisch und im stilvollen Ambiente auf den Abend einzustimmen. Schon im Eingangsbereich empfingen die bereits zu dieser frühen Stunde zahlreichen Anwesenden Pappaufsteller der aktuellen WWE-Stars wie The Rock, The Undertaker, CM Punk, Randy Orton oder Shawn Michaels, welcher lustigerweise so platziert worden war, dass der Eindruck entstand, als würde er die Toiletten bewachen. Blickfang und Photodesiderium No. 1 stellten jedoch die aus verschiedenen Zeitepochen stammenden, in Glaskästen ausgestellten Championship-Belts dar: z.B. der Heavyweight-Champion-Gürtel, den vor Dekaden schon Ric Flair, Dusty Rhodes, Ricky Steamboat oder Diamond Dallas Page ihr Eigen nennen durften. Als extra Zuckerl gab es die Möglichkeit, sich selbst entweder mit dem Divas-Champion- oder dem momentanen WWE-Champion-Titel-Belt ablichten zu lassen - die Posen der Fans zu diesen Shots standen dabei denen ihrer Faves kaum in etwas nach.
Doch reiner Müßiggang war nicht angesagt, da für mich zwei Interviews arrangiert worden waren und so wurde ich nach kurzer Zeit vom freundlichen Sky-Mitarbeiter Thomas ins Innere des Komplexes geführt, wo bereits die WWE-Diva Eva Marie und der Schweizer Ausnahmewrestler Antonio Cesaro, der am Abend sein erstes Match für die WWE auf deutschen Boden haben sollte, gut gelaunt der Journalistenschar Rede und Antwort standen. Ich war für Einzelinterviews gebucht worden und durfte so zunächst ein sich äußerst kurzweilig gestaltendes Gespräch mit Eva Marie führen. Nach einer kurzen Vorstellung zielte meine erste Frage auf den Grund für ihre Entscheidung, aus ihrer Karriere als Model heraus den Schritt zur WWE zu wagen, woraufhin sie antwortete, dass sie noch nicht allzu lange bei der WWE wäre (ca. ein halbes Jahr), aber schon früh durch ihre Brüder die WWE via TV kennen lernte und in ihrer Schulzeit viel Sport trieb, u.a. spielte sie Fußball. Als darauf der so genannte "Divas-Search" für eine neue Show der WWE "Total Divas" (bei uns auf E! Pay-TV zu sehen) in den Staaten statt fand, sah sie aufgrund ihrer athletischen Fähigkeiten für sich eine einmalige Chance am Horizont erscheinen und bewarb sich. Nach verschiedenen Casting-Schritten und Ausscheidungsrunden, bei denen nicht zuletzt die Qualitäten am Micro unter die Lupe genommen wurden, blieben zwölf Kandidatinnen übrig, die sich dann im Trainigscenter in LA zusammen fanden. Schon am ersten Tag mussten einige das Handtuch aufgrund der immensen körperlichen Anforderungen im Ring werfen. Trainiert wurde Eva Marie dort von Sara Del Rey, einer Koryphäe im Women's Wrestling, und schaffte es letztendlich in die erste Staffel von "Total Divas", wobei der Weg bis dahin bei der Menge an Bewerberinnen alles andere als ein Zuckerschlecken gewesen sein dürfte. Wie Eva Marie berichtete, wurde die Sendung in den Staaten schnell zu einem großen Erfolg, vor allem da hier der Zuschauer eben Einblicke in den Alltag der Divas und Wrestler erhält und schlicht miterlebt, was alles zu diesem Job dazu gehört, neben der Performance im Ring. Reality TV! Wenn man ein paar Mädels für eine Zeit lang zusammen sperrt, blieben natürlich Auseinandersetzungen kaum aus, wie sie zu berichten wusste, alles in allem wäre jedoch der Zusammenhalt untereinander jederzeit da. Leider wurde ihr Wunsch, am Abend zusammen mit den Bella-Twins zum Ring zu kommen, nicht erfüllt - für ein eigenes Match war sie ohnehin noch nicht vorgesehen -, allein jedoch die Erfahrungen auf Tour, das erste Mal Europa zu besuchen und sich den europäischen Fans präsentieren zu können, wären, wie sie meinte, schlicht surreal und wunderschön für sie. Sie zeigte sich ohnehin das ganze Interview über ob der vielen neuen Eindrücke euphorisiert, nicht zuletzt, wie sie erzählte, da sie am Montag zuvor ihren ersten Pin bei RAW (wöchentliche Sendung der WWE) verbuchen konnte und dies auch noch gegen eine der stärksten Diven im Roster Tamina, die Tochter des legendären Superfly Jimmy Snuka. Eva Marie gab zu, dass sie bei diesem, erst ihrem dritten Match furchtbar aufgeregt gewesen wäre, da es sich hierbei ja um Live-TV handle. Was ihr allerdings sehr dabei geholfen hat, waren nach eigener Aussage ihre Erfahrungen aus dem Model-Bereich, wo man sich eben auch als ein gewisser "Character" präsentieren, die Kamera lieben und sich souverän bei Promos bewegen muss. Als ihr größtes Vorbild nannte sie danach Trish Stratus, die es von 2000 bis 2005 als erste vom Model zum absoluten Star in der WWE geschafft hatte. Deren Werdegang und der unbedingte Wille sich durchzusetzen, dienten Eva Marie schon immer als eine echte Richtschnur. Abschließend antwortete sie auf meine Frage nach der speziellen Verbindung zwischen Heavy Metal und Wrestling und meinte, sich auf die jeweiligen Entrance-Songs beziehend, dazu, dass die Musik einer der wichtigsten Teile des jeweiligen Characters wäre: "You have to feel your music!" Sie freute sich sehr auf den Moment, wenn die Produzenten ihr endlich ihren eigenen Einmarsch-Titel vorspielen würden, der sich gerade in der Mache befände - leider hätte sie jedoch keinen Einfluss darauf, wie der Song sich am Ende darstellen würde.
Nach diesem in allen Belangen gelungenen Auftakt und ein paar weiteren Photos wurde ich für mein zweites Date ins Nebenzimmer geleitet, wo mich Antonio Cesaro sogleich freundlich begrüßte. Cesaro ist Schweizer und so konnten wir das Gespräch selbstredend auf Deutsch führen. Er kann auf eine 15-jährige Karriere in diversen Independent-Ligen (u.a. ROH, Chikara, Pro Wrestling Noah in Japan etc.) zurück blicken, begann jedoch mit dem Wrestling, wie er gleich zu Anfang erzählte, hier in Deutschland, genauer für Westside Xtreme Wrestling in Essen. Im Laufe des Gesprächs entwickelte sich Cesaro zu einem der sympathischten und auch offensten Interviewpartner, mit dem ich je die Möglichkeit hatte zu sprechen. Allein schon nach dem Einstieg, bei dem er Owen und Bret Hart bzw. The Steiner Brothers als seine frühen Favoriten nannte, hatte er bei mir einen Stein im Brett. Unser Gespräch drehte sich sehr schnell um Tagteam-Wrestling als solches, da Cesaro vor seiner WWE-Zeit hauptsächlich als herausragender Tagteam-Wrestler (v.a. mit seinem Partner Chris Hero) bekannt war. Auf die Frage, ob er sich eher als Singles- oder Tag-Wrestler sähe, antwortete er, dass er sich mittlerweile in beiden Disziplinen heimisch fühlen würde. Heutzutage müsste man, um Erfolg zu haben, beides sehr gut beherrschen, da man in der WWE oft gleichermaßen in Einzel- und Tagteam-Matches eingesetzt würde. Momentan wäre er ja mit Jack Swagger als Team The Real Americans unterwegs, hatte jedoch davor allein einen längeren Run als US-Champion. Er zeigte sich ganz meiner Meinung, dass momentan die Tagteam-Szene in der WWE ein Hoch erlebte. Ein Grund dafür, dass sie dermaßen florierte, wäre, dass seines Erachtens das Interesse des Publikums an echtem, starken Tagteam-Wrestling nie gesunken sei, es jedoch schon immer zu gewissen Phasen wie jetzt mehr im Rampenlicht stünde. Einer der Gründe hierfür wäre, dass augenblicklich eine hohe Dichte an Superstars herrschen würde, die eine hervorragende Ausbildung im Team-Wrestling mitbrächten. Die Klasse der heutigen Teams wie The Usos, The Real Americans, The Prime Time Players, The Rhodes Brothers oder The Shield bräuchte sich z.B. hinter der der Szene aus den 80ern mit Demolition, The Hart Foundation, The Rockers oder The Legion Of Doom nicht zu verstecken. Das Tempo im Team-Wrestling, das Timing im Ring und die Interaktion der Beteiligten wäre eben eine andere als in der Singles-Competition, was sich auf die Action im Ring auswirken würde, sodass dort eben, um die Zuschauer zu unterhalten, viel gleichzeitig passierte. Heute wäre er jedoch für ein Einzelmatch gebucht. Er wüsste zwar noch gar nicht, wer sein Gegner sein würde, freute sich jedoch riesig auf den Abend und die Möglichkeit, sich nach einigen früheren Promoterminen in Deutschland für die WWE den deutschen Fans endlich im Ring präsentieren zu können. Da ich ihm kurz vom gestrigen Abend bei Amorphis erzählte (die er kannte!), verlagerte sich auch dieses Interview auf das Phänomen Heavy Metal/Hard Rock und Wrestling. Seine Anfänge nahm die Entwicklung der Verbindung seines Erachtens in den frühen 80ern, als parallel zum Siegeszug des Metal, immer häufiger Entrance-Songs bei Wrestling-Veranstaltungen benutzt wurden. Viele Wrestler wären damals Metalfans gewesen und wählten für ihre Auftritte Songs bekannter Bands, was zuerst in den Independent-Ligen praktiziert wurde. Von dort ausgehend wurden die Einmarschtitel schnell zum Usus auch bei der WWE und der Rest sei Geschichte. Am Ende unseres Gesprächs wartete Cesaro mit einer witzigen Anekdote auf die Frage hin auf, ob er selbst bis dato Metalstücke zum Einmarsch verwendet hätte: als er von 2009 bis 2011 Mitglied der Fraktion "Bruderschaft des Kreuzes" (nicht zuletzt auch eine Anspielung auf seine Schweizer Staatsbürgerschaft) bei Chikara Wrestling war, benutzten er und seine Teamgefährten "Engel" von Rammstein als Signature Song. Er selbst hätte die Idee dazu gehabt, als er von einem Aufenthalt in der Schweiz in die Staaten zurück gekehrt war. In der Schweiz hätte er seinen Militärdienst abzuleisten gehabt und bei einem 20 km-Marsch über einen Berg wäre es ihm dabei gelungen, einen Disc-Player in seinen Rucksack zu schmuggeln, wobei auf der zugehörigen CD nur wenige Songs gewesen wären - einer davon eben "Engel", den er quasi in einer Endlosschleife bei jenem Marsch in den Schweizer Bergen hörte.
Natürlich hatten wir viel zu wenig Zeit und ich hatte noch zig Fragen für meinen Gesprächspartner, der mit seinen intelligenten, informativen und wohl durchdachten Antworten alle (leider oftmals immer noch grassierenden) Vorurteile vom Wrestler als reinem Muskelprotz mit Leichtigkeit vom Tisch fegte. Trotzdem: ganz tolle Geschichte!!
Danach war noch Zeit für einige Gespräche mit den anwesenden Fans und ich sah mir das "öffentliche" Interview mit Eva Marie und Cesaro an, welches in einem eigens für diesen Anlass aufgebauten Ring statt fand und von keinem Gringeren als dem Wrestling-Kommentatoren-Urgestein Carsten Schäfer geführt wurde. Es darf jedoch an dieser Stelle m.E. der Hinweis erfolgen, dass die Jokes des Letzteren nicht gerade die Überreißer wurden ...
Nachmittags traf dann mein werter Bruder ein, für den als meine Begleitung freundlicherweise auch ein Ticket für den Abend ausgestellt worden war, und der Nachmittag wurde echt münchnerisch in einer Eckkneipe in Pasing zu einem Weißbier und Bayern gegen Augsburg verbracht (eine Straße weiter fand gleichzeitig eine Anime- und Rollenspiel-Messe statt, sodass allerlei verrückt gekleidetes Jungvolk herum wimmelte und wir schon dachten, die gingen auch alle zur WWE ... lustig, lustig ...).
Wie schon am Morgen war auch kurz vor der Show alles von der WWE für die Journaille top organisiert worden und wir erhielten am Pförtnereingang prompt unsere Karten für sehr gute Plätze. Für diese Tour wurde gegenüber früheren Stippvisiten ein deutlich opulenteres Set aufgefahren, sowohl was den Auftrittsbereich der Wrestler bis hin zum Ring anbelangte als auch bezüglich der Lightshow, die jener aus den wöchentlichen Sendungen RAW und SMACKDOWN bekannten an nichts nach stand. Auch soundtechnisch gab es bei den verschiedenen Entrance-Themes nix zu meckern, sodass es den Anwesenden in der wohl knapp zu zwei Dritteln gefüllten Olympiahalle von den Rahmenbedingungen her an nichts fehlte.
Der lebenden Promoter-/Manager-Legende Paul Heyman war es vorbehalten, den Abend zu eröffnen. Harsche Unmutsäußerungen seitens des Publikums aufgrund seines Heel-Characters in den WWE-Shows und "ECW"-Sprechchöre als Respektsbekundungen für sein Lebenswerk hielten sich während seines Auftritts in etwa die Waage. Heyman spielte in den 90ern mit der Gründung seiner Promotion ECW (Extreme Championship Wrestling) eine Vorreiterrolle für die "Attitude-Ära" in der WWE und machte Hardcore-Wrestling seinerzeit salonfähig. Nachdem er, der im Rollstuhl und dick einbandagiert erschienen war, ein wenig wegen der Prügel, die er von CM Punk beim Pay Per View "Hell In A Cell auf dem Dach des berüchtigten Stahlkäfigs bezogen hatte, in Selbstmitleid zerfloss und dabei nicht vergaß, das deutsche Publikum ausgiebig zu beschimpfen, kam alsbald CM Punk zu den Klängen von Living Colours "The Cult Of Personality" persönlich zum Ring marschiert, griff sich einen Singapor Cane und vermöbelte Heyman ein weiteres Mal. Gemeinhin dürfte die lange Fehde, die sich die beiden ehemaligen Weggefährten und daraufhin erbitterten Gegner über die letzten Monate lieferten, zu einem Ende gekommen sein. Punk, der von den Münchner Fans via "CM Punk! CM Punk!"-Chants mit Abstand am lautesten von allen Teilnehmern abgefeiert wurde, gilt heute neben John Cena als der wohl populärste Superstar überhaupt und als kompletter Wrestler ausgestattet mit natürlichem Charisma und einer In-Ring-Präsenz, wie sie kaum erlernbar erscheint, tritt er (zumindest meines Erachtens) schon jetzt in die Fußstapfen solcher Alltime Greats wie Randy "Macho Man" Savage, Bret "The Hitman" Hart, HHH oder Jake "The Snake" Roberts.
Danach folgte das erste Match des Abends, in dem die schon oben erwähnten Prime Time Players (Titus O'Neil und Darren Young) auf Hunico und Camacho trafen. Young überraschte die Wrestlingwelt vor Kurzem mit seinem Outcoming, wobei, ähnlich wie damals bei Rob Halford von Judas Priest, die Reaktionen darauf durchweg positiv ausfielen. Toleranz und Offenheit scheint von daher nicht nur ein toller Charakterzug der Metal-, sondern auch der Wrestlingfans zu sein. Nach einem ansehnlichen Match, in welchem die Players größtenteils dominierten, gelang O'Neil letztlich sein Finisher "Clash Of The Titus" an Hunico, der demzufolge gepinnt wurde.
Anschließend durfte Ryback, ein Paket aus 125 kg Muskelmasse, sein Können unter Beweis stellen. Da man mit Justin Gabriel ein Leichtgewicht gegen ihn gestellt hatte, wirkten Rybacks Aktionen umso brachialer. Schon bei seinem Einzug hallten laute "Goldberg, Goldberg"-Rufe durch's Rund - zur Erklärung: wie in den 90ern Bill Goldberg in der WCW hatte Ryback nach seinem Debut einen starken Push in Form einer langen Siegesserie erfahren, während der er oftmals zwei Gegner mit Leichtigkeit in Schach hielt. Auch sein In-Ring-Style durchsetzt mit zahlreichen Power-Moves ähnelt dem des frühen Goldberg (wenn auch Ryback der besser ausgebildete Wrestler ist). Obwohl auch Gabriel das eine und andere Highrisk-Manöver anbringen konnte, ließ Ryback kaum Zweifel an seinem letztlichen Sieg aufkommen, der dann nach dem "Shell Shocked" (einer Kombination aus Cradle Suplex und Horizontal Muscle Buster) auch erfolgte.
In guter Tradition stand auch wieder ein Divas-Match auf dem Billing. Brie Bella, die von ihrer Zwillingsschwester Nikki begleitet wurde, hatte es dabei mit der Divas-Championess AJ Lee zu tun, die Tamina Snuka an ihrer Seite hatte. Obwohl AJ in den Storylines den Heel-Character mimt, wurde sie in München mit freundlichen "AJ, AJ"-Sprechchören empfangen. Wie die ganze Show über war die Stimmung in der Olympiahalle, auch im Vergleich zu früheren Besuchen der WWE, außerordentlich gut, was als Hinweis gewertet werden darf, dass die vielen neueren Gesichter im Roster bei den Fans durchaus ankommen. Nach einem ausgeglichenen Match, bei dem es auf beiden Seiten zu Outside-Interferences kam, konnte Brie den "Bella-Buster" erfolgreich durchführen und trug somit den Sieg nach Hause. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie sich das Women's-Wrestling in der WWE während der letzten Dekade entwickelt hat und zu welchen Leistungen die Damen mittlerweile imstande sind. Respekt, Respekt ...
Antonio Cesaro hatte danach seinen großen Auftritt. In einen Deutschland-Dress gekleidet wurde er, zumindest für diesen Abend, von einem auf den anderen Moment vom Heel- zum Face-Character und wurde frenetisch bejubelt. Selbst die Catch-Phrase der Real Americans "We, the people!" wurde lauthals mitgerufen. Nach einer kurzen Ansprache im Ring, während der er sehr authentisch rüber kam, schritt sein Gegner zum Ring - kein Geringerer als der aus Indien stammende 2,16 m-Hüne The Great Khali. Ein Effekt, der sich immer wieder auf den Europa-Tourneen der WWE beobachten lässt, ist, dass die Zuschauer lang gediente Wrestler, auch abseits ihrer momentanen Storyline-Situation, mit Respekt bedenkt. So auch im Falle Khalis, dem wenigstens anfangs Applaus gespendet wurde. Während des Matches zeigte sich jedoch die gesamte Halle auf Cesaros Seite. Eventuell war die Ansetzung gegen Khali nicht die glücklichste, konnte doch der Schweizer viele seiner außergewöhnlichen Signature Moves wie den "Pop-Up European Uppercut" oder den "Neutralizer" bei einem Gegner dieser Größe nicht ausführen. Dennoch gelang es Cesaro auch in diesem Match sein Standing als kompletter Wrestler bzw. seine pure Körperkraft unter Beweis zu stellen, was am Ende in einen so auch noch nie gesehenen "Giant Swing" (der Opponent wird bei den Beinen gegriffen und im Kreis herumgewirbelt; der Name war hier Programm;) mündete, nach dem Cesaro der Pin gelang. Danach griff der Schweizer noch mal kurz zum Micro, bedankte sich und beendete seinen überzeugenden Auftritt mit einem ehrlich gemeinten "Deutschland, ich liebe Euch alle!"
Der gut aufgebaute Spannungsbogen in der Abfolge der Matches sah danach den quasi ersten Mainevent vor und so kamen die deutschen Zuschauer in den Genuss einer vorgezogenen Survivor Series-Auseinandersetzung. In den letzten Wochen kam es bei RAW zu mehreren Vorfällen, bei denen die Wyatt Family (irre Charaktere, die einem Horror-Road-Movie entstammen könnten) die beiden Fanfaves Daniel Bryan und CM Punk ohne jedweden Grund attackierten, was letztlich zu einem Match bei der Großveranstaltung Survivor Series am 24. November führen wird. In München also ein Vorgeschmack darauf! Für die Wyatts stiegen Luke Harper und Eric Rowan in den Ring, während das eigentliche "Familienoberhaupt" Bray Wyatt wie gewöhnlich zunächst außerhalb in seinem Schaukelstuhl verharrte. Punk und Bryan waren jeder für sich schon vorher unter dem lautesten Beifall des Abends erschienen. Erneut dröhnten die "CM Punk"-Rufe durch die Halle und Daniel Bryan wurde mit seinen "Yes, Yes, Yes"-Sprechchören begrüßt, die auch während der danach folgenden Pause, am Morgen auf dem Fanfest und nach der Show allerorts vernehmbar waren. Vor allem Bryan wusste während des Matches durch tolle Aktionen wie sein Running High Knee, einige Toprope-Moves und sein immenses Tempo im Ring zu überzeugen. Sein Werdegang vom absoluten Underdog zu einem der Topstars im Business ist immer noch schier unglaublich, wenn auch aufgrund seiner Fähigkeiten mehr als verdient. CM Punk hatte demgegenüber weniger Matchzeit. Sein Ansatz zum Flying Ellbow wurde zunächst mit lauten "Randy Savage"-Rufen quittiert, wobei Punk dann sein High Flying Manöver nach außerhalb des Rings gegen Bray und Rowan ausführte. Obwohl also im Eigentlichen eine Three-On-Two-Situation entstand, gelang Punk am Ende der GTS gegen Harper. Tolle Vorstellung aller Beteiligten und sicher einer der Höhepunkte des Abends.
Nach der Pause durfte eines der aufstrebenden Tag Teams The Usos ran. Ihre Kontrahenten waren in diesem Falle Drew McIntyre und Heath Slater, die 3MB (The Three Man Band) repräsentierten. Jimmy und Jay Uso sind die Söhne des früheren Superstars Rikishi und u.a. verwandt mit Umaga (R.I.P.), dem zu seiner Zeit mächtigen Yokozuna (R.I.P.) und The Rock. Sie setzen eine Tradition in der WWE fort, da über die Dekaden immer wieder herausragende Teams mit samoanischen Wurzeln im Roster standen wie einst Sika und Afa, später dann The Islanders (Haku und Tama) oder The Headshrinkers (Fatu und Samu). Ihr In-Ring-Style reflektiert in gewisser Weise ihre Abstammung und so zeigten die Usos Moves wie den Pop-Up Samoan Drop, verschiedenste Kick-Variationen, Headbutts auch vom Toprope und schließlich den Superfly Splash. Ein klasse Team und würdige Träger der Tradition ihrer legendären Vorgänger.
Ein weiterer Superstar, der einer berühmten Wrestling-Familie entstammt, stand anschließend im Rampenlicht. Die Rede ist von Curtis Axel, dem Sohn des viel zu früh verstorbenen "Mr. Perfect" Curt Henning. Axels Name ist als Hommage an seine Familie gemeint, denn im Vornamen wird hierbei auch Axels Großvaters Larry "The Axe" Henning gedacht. Zwar ist Axel der momentane Intercontinental Champion und auch seine In-Ring-Qualitäten werden von Monat zu Monat besser, um jedoch die Extraklasse vor allem seines Vaters zu erreichen, bedarf es sicher noch einiger Jahre an Erfahrung. Dennoch: auch an diesem Abend in München konnte man deutlich sehen, dass sich Curtis Axel auf einem viel versprechenden Weg befindet und sehr gut ausgebildet wurde. Sein Gegner R-Truth hingegen hat schon einige Jahre mehr an Ringerfahrung auf dem Buckel und sein Entrance-Rap "What's Up?" wird immer wieder gerne und laut abgefeiert. Die Chemie zwischen beiden funktionierte recht gut und beide konnten einige gelungene Aktionen zeigen, wobei Axel mit einem "perfekten" Dropkick zu glänzen wusste. Sieger blieb jedoch am Ende R-Truth, da Axel aufgrund eines Schlags mit dem Titel-Belt disqualifiziert wurde.
Und schon waren wir beim Hauptmatch des Abends angelangt, in welchem unser früherer Interview-Partner, der Mexican Hero Alberto del Rio auf niemand Anderes als John Cena himself treffen sollte. Es ist unbestritten, dass Cena die letzten 15 Jahre der WWE als ihr Aushängeschild dominierte. Seine Passion für's Biz ist bei jedem seiner Auftritte bemerkbar. Keine Frage: er ist nach wie vor das echte Face der WWE! Und er wusste auch in der Olympiahalle zu überzeugen. Gerade erst von einer komplizierten Ellbogen-Operation zurück gekehrt, schonte er sich gegen Del Rio keinen Deut und es entwickelte sich in der Folge das beste Match des Abends, in welchem keiner der Signature Moves beider fehlte. So durfte Cena etwa den "Five Knuckle Shuffle" (unter einem lautstarken "You Can't See Me!") zeigen und Del Rio seinen Cross Arm Breaker. Das Publikum übertraf sich noch mal selbst mit dem zur Tradition gewordenen "Let's Go Cena! - Cena Sucks!" Schlagabtausch, wobei es Cena und Del Rio immer wieder gelang, das die Zuschauer zu animieren. Am Ende siegte Cena durch Pin nach seinem "Attitude Adjustment".
Doch Schicht im Schacht war hiermit noch lange nicht, denn Cena nutzte die Gelegenheit für eine Ansprache an die deutschen Fans, zu der er völlig überraschend noch mal Antonio Cesaro heraus rief, der als Übersetzer fungierte. Am Ende der Rede bedachte Cena Cesaro mit viel Lob und meinte in ihm einen "Future World Champion" zu sehen. Den dargereichten Titelgürtel wollte Cesaro jedoch nicht annehmen und erklärte, dass er sich den Titel erst im Ring verdienen müsste. Nach einem respektvollen Handshake und unter lautem Jubel verließ Cena daraufhin den Ring und es blieb Cesaro vorbehalten, mit den Fans noch ein wenig zu feiern und den Abend zu beschließen.
So ging ein erlebnisreicher Tag mit vielen Highlights zu Ende, an dem ich nebenbei erneut viele Eindrücke sammeln konnte, die in einem kommenden Projekt, einem Buch, welches der Verbindung von Heavy Metal und Wrestling gewidmet sein wird, sicher auf die eine oder andere Weise verwerten kann. Lobend muss nochmals die großartige Organisation der WWE-Verantwortlichen, allen voran Michaela Susan Pollok, hervor gehoben werden. Es ist immer wieder ein besonderes Erlebnis, die Superstars, deren Performances man sonst eben nur am Bildschirm bestaunen kann, live zu erleben. Im derzeitigen Roster der WWE tummeln sich viele, viele neue Talente, die imstande sind, das Wrestling zukünftig mit ihren individuellen Fähigkeiten zu bereichern und die Ausrichtung der WWE mitzugestalten. Langweilig wird's mit Sicherheit nicht werden, denn es gilt: "I'll never grow out of wrestling!"
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Fuxx