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Paul DiAnno - The Beast Arises (DVD)

Paul DiAnno - The Beast Arises (DVD)
Stil: Heavy Metal, Punk
VÖ: 27. September 2014
Zeit: DVD ca. 100 Min.
Label: Metal Mind Productions
Homepage: www.pauldianno.com

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Wer hat an der Uhr gedreht? Dieser weithin bekannte Sinnspruch aus unseren TV-Erinnerungen beschleicht einen durchaus auch hier. Denn an dem Paulchen, um das es hier geht, hat der Zahn der Zeit ganz gewaltig genagt, ganz offenbar auch durch kräftige Nachhilfe in Form eines durchaus...eigenwilligen Lebensstils. Kaum noch wiederzuerkennen ist er, der Paul DiAnno, den wir eigentlich immer nur von den Plattenrückseiten kannten. Als wir mit "Run To The Hills" den unbestrittenen Meistern des britischen Stahls auf immer verfielen, war der gute Paule nämlich schon Geschichte. Aber immerhin sang er mit dem Debütalbum, dem Zweitling Killers und diversen Live-Aufnahmen (u.a. Maiden Japan) nicht gerade wenige Songs ein, die noch heute zum Maiden-Repertoire gehören (u.a. das brillante "Phantom Of The Opera", bei dem erstmals alle Maiden-Markenzeichen aufblitzten, oder lange nicht gehörte Glanzlicht "Murders In The Rue Morgue"). Dennoch wirkte er immer wie ein Fremdkörper, mit seinen kurzen Haaren, dem Nietenarmband und der Lederjacke. Wie er selbst oft betont, kommt er eigentlich aus der Punk-Ecke und wurde dem Leistungsdruck der Firma Steve Harris bald nicht mehr gerecht - auf der Killers-Tour, wo man im Vorprogramm von Kiss zu bestaunen war (weshalb Gene Simmons weiland 1988 in Schweinfurt gegen seinen ehernen Vorsatz verstieß, nie im Vorprogramm einer Kombo aufzutreten, die ihn selbst mal supportet hatte), beschloss der Cheffe, dass sich die Wege trennen sollten. Zu viel Alkohol, zu wenig Disziplin. Paule war raus, man holte den launigen Fronter der Formation Samson, der Rest ist Metal-Geschichte.

Nach den üblichen Distanzierungsversuchen mit Alben wie DiAnno - Hauptsache anders klingen als Maiden, war die Devise, das führt er im Interview aus - und Bands wie Killers oder Battlezone hatte der gute Paule wohl allerdings das Einsehen, dass man ihn eben bestenfalls mit den ersten beiden Scheiben seiner Karriere in Verbindung bringt und damit ein Lebensunterhalt zu fristen ist. Seitdem tingelt er als Gast auf Festivals und Clubs durch die Lande und reißt mit unterschiedlichen Kombos, z.B. den sinnig benannten Phantoms Of The Opera oder den Architects Of Chaos, oder auch gerne mit wechselnden Statisten ein Old School-Maiden-Set runter. Auch so geschehen am 9. April 2014, als der durchaus furchteinflößende Hüne im Lizard Club im polnischen Krakau gastierte und diesen Gig auf Konserve und auch gleich auf DVD bannte ("We are making a DVD. Why?", fragt er selbstironisch ins Publikum). In dem gut gefüllten, überschaubaren Club drängen sich geschätzt vielleicht 400 Nasen, als Paule (nüchtern, weitgehend) mit "Sanctuary" zackig einsteigt.

Eins vorweg: die musikalische Darbietung ist makellos, die Herren Robert Kazanowski (als Dave Murray), Michal Wrona (als Dennis Stratton bzw. Adrian Smith), Artur Pochwata (als Steve Harris) und Dominik Wojcik (als Clive Burr) servieren die Klassiker schmackig und gekonnt und zeigen damit, wie gut durchkomponiert und mitreißend gerade auch die Stücke aus Maidens Anfangs-Tagen sind. Paule himself dagegen sieht fast ein wenig erschreckend aus, voluminös, tätowiert, gepierct, haarlos (dazu kann er nix), und voller Punk-Attitüde, mit Whisky-Glas und Zigarette auf der engen Bühne. Eine gewisse Stimmgewalt kann man ihm ja nicht absprechen, aber legt er bei "Sanctuary" und dem folgenden "Purgatory" noch eine sagen wir mal gewöhnungsbedürftige Leistung vor, wird es dann ab "Wrathchild" mehr als grenzwertig: die Lyrics bellt er mehr oder weniger heraus, oft äußerst undeutlich und eigentlich nie in der Tonlage, in der die Songs einmal waren und in der sie von Bruce Dickinson heute so brillant inszeniert werden. Den ersten, mächtigen Maiden-Hit "Prowler" erkennt man gesangsseitig kaum wieder, und auch "Murders In The Rue Morgue" verkommt zu einer wüsten Gröle-Attacke. Warum mit "Genghis Khan" und "Transylvania" auch zwei Instrumentals am Start sind, bleibt ein Geheimnis - zumindest sind die gut gespielt und nicht vom Gesang beeinträchtigt. Vollends bis zur Unkenntlichkeit richtet er dann "Killers" zu - also sorry, das kann ja ich auf der Wiesn nach zwei Maß besser... eher bange nähert man sich also der etwas esoterischen Halb-Ballade "Remember Tomorrow", und siehe da - hier blitzt dann das frühere Können doch noch auf, gerade die ruhigen Parts bringt er manierlich. Sehr befremdlich. Nach einem fiesen "Iron Maiden" und einem ruppigen Ramones-Cover ist mit "Blitzkrieg Bop" Schicht.

Wow. Bildqualität, Sound und Schnitt gehen ja in Ordnung. Aber wenn man vergleicht, wie ein Bruce heute "Running Free" oder "Phantom Of The Opera" zelebriert, besser denn je, und dagegen das hier sieht, dann beschleicht einen schon ein wenig Gänsehaut. Im negativen Sinne (der Vergleich muss erlaubt sein, wenn der Schriftzug und der Titel so direkt auf Maiden verweisen). Paul Di'Anno mag Anfang der 80er live seine Qualitäten gehabt haben, wer ihn damals erlebte schwor auf sein Charisma und seine Authentizität, wie das den damaligen Berichten zu entnehmen ist. Heute ist davon wenig geblieben, so traurig das auch sein mag. "Killers" bitte wieder ins Maiden Live Set. Danke. Und "Charlotte The Harlot". Yeah.

Holgi

2 von 6 Punkten

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