Review
Xandria - Sacrificium
Vieles hat sich getan im Hause Xandria, und das runderneuerte Bandlogo ist da noch das geringste Element. Seit dem Weggang von Sangesdame Lisa 2008 ging die Band um Gründer und kreativen Kopf Marco Heubaum durch verschiedene Line-Ups, zwischenzeitlich mit Kerstin Bischof und Manuela Kraller am Mikro, mit der man 2012 auch Neverworld's End einspielte. Diese Scheibe zeichnete sich schon durch eine deutlich heftigere Gangart als die Vorgänger aus, was man auf dem Female Voices Festival in Belgien bestaunen durfte (unsere Postille berichtete).
Im Oktober 2013 schließlich ließ man verlautbaren, man habe mit Dianne van Giersbergen (mit der Gathering-Anneke nicht verwandt oder verschwägert) würdigen Ersatz für Frau Kraller gefunden und kündigte die Arbeiten an einem neuen Album an. Das liegt in Form von Sacrificium nun vor - und man darf unumwunden feststellen: ein Brett. Das ist mittlerweile sehr weit weg von - in ihrer Art zweifelsohne sehr guten - Nummern wie "Sisters Of The Night" oder "I Belong To The Darkness". Vom ersten überlangen, epischen, komplexen Dampfhammer "Sacrificium" regieren die progressiven, thrashigen, teilweise deathigen Einsprengsel, die sich zum einem atemberaubenden Gesamteindruck verbinden. Symphonischer Metal, keine Frage, nach wie vor, aber mit Messer-Riffs, Stakkato-Drums und immer wieder aufblitzenden Maiden-orientierten Gitarrenläufen. Auch "Nightfall" und "Dreamkeeper" hauen in eine ähnliche Kerbe - Fehlanzeige bei schmissigen, einfachen Refrains, hier ist Spannung und Anspruch geboten. Ab "Stardust" werden die Nummern dann durchaus eingängiger und weniger ruppig, das schöne "Undiscovered Country" gefällt ungemein, bei "Come With Me" und "Until The End" finden dann sogar feine Folk-Anleihen Eingang ins Gesamtwerk. So bleibt das Level unverändert hoch, Paten finden sich vielleicht bei melodischen Death-Bands und sehr frühen Nightwish - aber Xandria haben hier konsequent einen ganz eigenen Weg eingeschlagen, der fasziniert und mitreißt.
Ach ja, Frau Dianne - stimmlich in jeder Sekunde gewachsen, eher stilisiert-opernhaft veranlagt, und somit eine wundervolle Ergänzung zum Sound. Im Mai auf Tour - wir sind dabei!