Review
Brutal Unrest - Nemesis
Die deutsche Todesblei-Maschinerie floriert anscheinend. Haben vor gar nicht allzu langer Zeit die Urgesteine Obscenity den Rezensenten doch sehr erfreut mit ihrem letzten Output, legen nun die immerhin auch schon zehn Jahre im Geschäft stehenden Brutal Unrest mit ihrem Zweitling nach und schlagen sich dabei gar wacker.
Ähnlich wie erwähnte Obscenity hämmern sich auch die hier vorgestellten Monheimer durch US-lastige Todesmörtel-Gefilde. Nach dem einleitenden Intro wird einem auf Nemesis erst mal unbarmherzig die Blast-Keule um die Lauscher geprügelt, dass es eine wahre Freude ist. Aber schon im gleichen Song wird auch schon wieder das Tempo rausgenommen und dem Tiefstton-Riffing gehuldigt, nur um bald wieder in Hochgeschwindigkeits-Regionen zu wildern. Abwechslung wird also jede Menge geboten, was gerade in dieser Metal-Sparte nicht selbstverständlich ist. Vom Stil her würde ich die Scheibe irgendwo zwischen Aeon und Morbid Angel ansiedeln mit ein paar Ausflügen in Slam-Gefilde, beispielsweise bei "Existence In Obscurity". Das hat Stil, das hat Schmackes und das hat Wiedererkennungswert, so macht musikalisches Gemetzel Spaß. Da nehme ich es den Rheinländern auch nicht übel, dass sie sich für die Digipack-Ausgabe an Bolt Throwers "World Eater" vergriffen haben, die Version ist nämlich ziemlich gelungen und verpasst dem Stück eine ansprechend moderne Fassade.
Bei der Produktion hatte der nicht ganz unbekannte Jörg Uken (Soundlodge Studio) seine bewährten Finger im Spiel und verpasste dem Rundling einen hammerharten, absolut drückenden Sound. Allenfalls die Drums klingen auf Dauer ein wenig aufdringlich, ansonsten herrscht an der Klangfront eitel Sonnenschein. Die Mannschaft um Goldkehlchen Tommy Sonnenburg zeigt sich bei der Umsetzung des Materials mehr als kompetent und gibt so keinerlei Anlass zur Kritik. Variables Drumming, messerscharfes Riffing und eine Stimme, die etwas an Glen Bentons Organ erinnert, das sind Zutaten, die ein stimmiges Ganzes ergeben. Ein schickes Cover und eine solide Spieldauer runden das Gesamtpaket ab, so dass das Fazit deutlich positiv ausfällt.
Ganz zum deutschen Death Metal-Album des Jahres 2012 reicht es zwar nicht, dazu hat mir die Scheibe von Deserted Fear zu gut gefallen. Aber aufs Treppchen kommt das Quintett mit diesem Rundling sehr wohl und teilt sich mit Obscenity den zweiten Platz. Ist doch auch was Schönes, oder etwa nicht?
Hannes