Review
Shining - Redefining Darkness
Obwohl sich das Musikerkarussell um Shinings Bandchef und Mastermind Niklas Kvarforth um eine weitere Runde gedreht hat, kann man Album Nummer acht durchaus als harmonische und logische Fortsetzung des 2011er Werks VII: Född Förlorare betrachten. Redefining Darkness beginnt roh und stürmisch, eben in typisch skandinavisch-schwarzmetallischer Manier, dominiert von Niklas' tiefem und kraftvollen Gesangsstil. Doch lange dauert es nicht, da übernehmen beschwörende Gitarrenmelodien das Ruder, die Geschwindigkeit wird gedrosselt und der eben noch wütende Sturm muss fragileren Strukturen weichen. Erneut ist es dieses Spiel aus Licht und Schatten, das Shinings Lieder so besonders macht. Das enge Korsett des Black Metals längst abgelegt, kann man Redefining Darkness am ehesten als extremes und gleichsam avantgardistisches Album bezeichnen, das allerhand Überraschungen für den Hörer bereit hält. Sei es der Einsatz eines Saxophons, Sonargeräusche, Anflüge spanischer Gitarrenmusik oder ein rein instrumentales Pianostück mit klassischen Anleihen. Keine Frage, die sechs Kompositionen auf Redefining Darkness sind Kopfmusik, aber eben übersichtlich und eingängig genug, um nicht anstrengend zu werden.
Nach dem bereits beschriebenen Einstieg mit "Du, Mitt Konstverk" scheint sich Niklas das Basisriff des folgenden "The Ghastly Silence" beim Film 28 Days Later geliehen zu haben, was dem Song eine besonders unheimliche Aura verleiht. Viel Groove prägt den Auftakt der folgenden beiden Nummern, die natürlich dieser Taktung nicht all zu lange treu bleiben. Klar gesungene Passagen gewinnen dabei immer häufiger die Oberhand gegenüber den garstig vorgetragenen Shouts. Das absolute Highlight des Albums findet man jedoch ganz am Ende mit dem achtminüten "For The God Below", das mit gleich zwei ellenlangen, hochmelodischen, Gänsehaut erzeugenden Gitarrensoli ausgestattet wurde, und somit schon beinahe als Reminiszenz an den britischen Heavy Metal der 1980er durchgehen könnte. Ein starkes Album also, das seinen Hörern definitiv ein gewisses Maß an Offenheit abverlangt. Aber das war beim Vorgänger ja nicht anders.
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