Review
Rizon - Masquerade
VÖ: 24. Februar 2012
Zeit: 72:05
Label: Karthago Records
Homepage: www.rizon.ch
Die Zürcher bzw. Dübendorfer Eidgenossen von Rizon sind in Melodic Metal-Kreisen (respektive Melodic Power Metal-) längst keine Unbekannten mehr, gelang es dem Sextett rund um Christian (Git.) und Matthias Götz (Voc.) mit den beiden formidablen Alben Evolution (2005) und Sudden Life (2008), die Öffentlichkeit nachdrücklich auf ihre Spielart härterer Klänge aufmerksam zu machen, die weitestgehend neben solche Acts wie Kamelot, Rhapsody Of Fire oder auch die Avantasia der ersten beiden Alben gestellt werden kann; allerdings insgesamt mit einer rockigeren Grundausrichtung. Für das neue Album Masquerade stand nun allerdings eine gravierende Veränderung im Hause Rizon an, denn es konnte in der Sängerin Seraina ein Counterpart zu Matthias Götz verpflichtet werden, was die Songs zumindest in anderem Licht erstrahlen lässt, als es noch auf den ersten beiden Outputs der Fall war.
Im Opener "High Flyer", der zeitweise jene Stimmung vermittelt, wie sie auf Savatages Dead Winter Dead herrscht, jedoch genauso im Kamelot-Teich fischt, macht sich das noch nicht zur Gänze bemerkbar, da Seraina hier nur die Backgrounds übernimmt. Doch schon im folgenden "Sigh From Eternity" werden die Lead Vocals aufgesplittet und schon scheint das Ganze eine neue Richtung einzuschlagen. It's the singer, not the song? In gewissem Sinne bewahrheitet sich hier jene alte Rolling Stones-Wahrheit und Rizon klingen streckenweise wie eine erdigere Variante von Edenbridge oder gar Theatre Of Tragedy. Der Track bleibt im Ohr, sein Refrain erinnert dabei aber eins zu eins an den von Avantasias "The Tower". Überhaupt gibt es auf Masquerade zahlreiche Stellen, an denen die Melodie Linien nachzeichnet, die einer schon irgendwo anders gehört hat, was jedoch nicht unbedingt als Negativum zu werten ist, denn von Kopien kann in keinem Fall die Rede sein und das Material an sich ist stark genug, um in Eigenständigkeit zu gefallen. So beispielsweise der Melodic-Kracher und Titeltrack "Masquerade", in dem sich die beiden Stimmen die Bälle ganz hervorragend zuspielen und der zudem um ein stimmig inszeniertes Arrangement verfügt, in das tolle Instrumental-Parts und Gitarren-Soli eingebaut wurden. Das anschließende "Tears Of The Sun" verarbeitet auf filigrane Art und Weise jenen Tolkien-Akustik-Sound, der einst von Blind Guardian auf Nightfall In Middle Earth zur Perfektion gebracht wurde. Durch die Female-Vocals gewinnt die Nummer dazu jenen Charme, den Candice Night ihrer (und natürlich Ritchies) Band Blackmore's Night verleiht. Ganz starker Song, den beide Stimmen mit außerordentlicher Leidenschaft vortragen. Weiter wären als Anspieltipps zu nennen: das mal im Uptempo gehaltene, mal mit orientalisch-verspielten Parts und einem tollen Refrain versehene "Same Same", in dem Seraina zur Hochform aufläuft, "Out Of Nowhere" mit seiner Stratovarius-Schlagseite oder das hymnische "Cold Winter's Night", das klingt, als ob man solche Savatage-Perlen wie etwa "This Isn't What We Meant" oder "Not What You See" mit Stücken aus der Feder Meat Loafs wie zum Beispiel "Two Out Of Three Ain't Bad" gekonnt zur Kreuzung bringt.
Rizon gelingt von daher mit Masquerade ein gehöriger Sprung. Das Songmaterial wirkt in seiner Gänze überaus ausgefeilt, die Songaufbauten nie zu komplex, um für den Hörer nachvollziehbar zu bleiben. Es finden sich auf der Platte eine Fülle in Erinnerung bleibender Refrains und Melodie-Soli, die größte Stärke liegt jedoch an den ausnahmslos erstklassigen Gesangsleistungen. Dafür gibt's absolut verdiente fünf Punkte.
Fuxx