Review
Allegaeon - Fragments Of Form And Function
Technischer Death Metal ist zwar nicht unbedingt eine Seltenheit, zum Massenmarkt aber gehört er zweifelsfrei auch nicht. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass die meisten Frickel-Deathsters ihre Schlachtplatte eher grobwurstig herstellen, sprich, ihren Todesmörtel eher im brutalen Bereich ansiedeln, dann ist eine Band, die ihre Technikorgien eher im Bereich des Göteborger Sounds ansiedelt, umso bemerkenswerter.
Erst zwei Jahre existiert die Band, hat ihrem Sound aber jetzt schon einen deutlichen Wiedererkennungswert verpasst. Hier werden keine eingefahrenen Schienen befahren, hier ist nichts auf Nummer sicher gespielt, Eigenständigkeit ist das Zauberwort. Blastbeat-unterlegter Death Metal, der sowohl hochkomplexes Gefrickel als auch äußerst gelungene, sehr melodische Gitarren-Soli zu bieten hat, so eine Mischung findet man nicht jeden Tag. Die fünf Herren haben beim Schreiben ihrer Songs das richtige Händchen für die geschickte Mischung aller Bestandteile bewiesen und so werden mit Fragments Of Form And Function sowohl Fans von Bands wie Obscura und Necrophagist auf der einen Seite als andererseits auch Dark Tranquillity und Konsorten aufs Beste bedient. Nicht ganz so hart (zumindest über weite Strecken) wie Erstgenannte, nicht ganz so melodisch wie die letzteren Combos, aber immer spannend und unterhaltsam, so stelle ich mir eine Band mit eigenem Gesicht vor. Bei Stücken wie "Atrophy Of Hippocrates" geht's schon mal gepflegt nach vorn preschend zur Sache, während Stücke wie "Accelerated Evolution" dann eher entspannt daherkommen und einen teilweise beachtlichen Groove zur Schau stellen. Abwechslung ist also auch zu Genüge vorhanden, um den Hörer längerfristig bei der Stange zu halten.
Das Ganze wird auf einem sehr hohen technischen Niveau präsentiert. Exzellentes Power-Drumming, das neben den obligatorischen, an einigen wenigen Stellen vielleicht zu aufdringlichen, Blastbeats auch konventionellere Herangehensweisen zu bieten hat, akzentuierte Bassläufe, knackige Riffs und ausgezeichnete Leads sowie brillante Soli gehen Hand in Hand mit Ezra Haynes' aussagekräftiger Sangesleistung. Die Produktion von Dave Otero (u.a. Cephalic Carnage) lässt ebenfalls keine Wünsche offen und die Spieldauer ist mehr als überzeugend geworden.
Ein tolles Debüt-Album einer Band, welche eine rosige Zukunft haben könnte. Zumindest bei mir haben die Jungs schon gewonnen. So würden Obscura vielleicht klingen, wenn Bayern näher an Göteborg liegen würde.
Tut es aber nicht...
Hannes