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W.A.S.P. - Babylon

W.A.S.P. - Babylon
Stil: Heavy Metal
VÖ: 16. Oktober 2009
Zeit: 43:29
Label: Demolition Records
Homepage: www.waspnation.com

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Mr. Lawless muss ein Geheimnis haben. Ja, es kann nur so sein, dass er irgendwo im Keller oder auf dem Dachboden einen Zwillingsbruder hat. Und zwar einen, der genauso aussieht und musiziert und singt wie er. Warum? Nun, weil es ihn offenkundig zweimal gibt. Für diese Vermutung gibt es klare Anhaltspunkte.

Da sind zum einen die Live-Darbietungen, die wir auch in diesem Jahr wieder beim Bang Your Head erleben durften: professionell, aber uninspiriert, Malen nach Zahlen ohne Farbtupfer, Best Of bis der Hut dampft. Gleiches Programm, keine Sprüche, und der Meister sieht von Jahr zu Jahr müder aus. Das ist der eine von den beiden.

Und dann gibt es offenbar noch einen anderen, denjenigen, der sich ins Studio einsperrt, dort die Wut und Aggression der alten Tage mit einer irgendwie neu gefundenen inhaltlichen Gehaltsschwere kombiniert und so ein schweinegutes Album nach dem anderen rausfeuert. Studieren konnte man das schon beim Vorgänger Dominator, bei dem auch alte Anhänger wie meinereiner überrascht waren ob der Kraft, Frische und Klasse, die der Meister um sich schleuderte. Dann wieder die besagten Live-Leistungen. Und jetzt?

Ja, jetzt fahren wir also zwar nicht auf direktem Weg in die Hölle, aber doch auf schmackigem Umweg über Babylon direkt in die Apokalypse. Und nur, um gar keinen Zweifel aufkommen zu lassen: auch dieses neueste Scheibe aus dem Hause Lawless donnert so heftig, melodisch, melancholisch und mitreißend aus den Lautsprechern, dass jeder Freund und auch so mancher Feind niederkniet. Stilistisch verortet er sich immer stärker in der Atmosphäre seines Geniestreiches The Crimson Idol und auch des zu Unrecht wenig geliebten Neon God, mit gezupften Gitarrenmelodien, donnernden Stakkatorhythmen, hymnischen Refrains und nachdenklichen Lyrics.
Die Vorab-Single "Crazy" eröffnet den Reigen und bolzt in bester Tradition melodischer Heavy-Rocker daher, "Live To Die Another Day" treibt mit "Chainsaw Charlie"-artigem Groove voran (wobei der Refrain hier zu happy ausfällt), bevor mit "Babylon's Burning" das erste echte Glanzlicht gesetzt wird. Dieser pechschwarze up tempo-Hammer verweist in Melodik und Düsterkeit direkt auf Nummern wie "I Am One" oder "Arena Of Pleasure", wobei hier erstmals glaskar wird, auf was der Herr dieses Mal inhaltlich hinaus will.

Zutiefst beunruhigt vom Zustand der krisengeschüttelten Welt, nahm er nach eigenen Worten nach 20 Jahren den Faden von The Headless Children wieder auf, in dem es erstmals um die Apokalypse und die zugehörigen vier Reiter ging. Die biblische Offenbarung, in der die vier Reitersmänner das jüngste Gericht ankündigen, lieferte die entsprechenden durchgängigen Bilder von Feuer und Verdammnis, in die uns der Meister schlittern sieht, wenn wir uns nicht zusammenreißen. "Es ist eine Darstellung dessen, was aus uns werden kann und den Konsequenzen, die für alle falschen Entscheidungen, die wir getroffen haben, über uns hereinbrechen". Musik und Texte für denkende Menschen, meilenweit weg von den Zirkuseskapaden der Anfangszeit also, auf die er sich live zum allgemeinen Rätseln fast nur noch zurückzieht. Aber weiter im Songkanon: mit "Burn" präsentiert er uns eine fesche Cover-Version des Deep Purple-Klassikers, bevor mit "Into The Fire" (hab ich zuviel versprochen von wegen Feuer als Leitmotiv?) ein weiterer rasender Bolide um die Ecke biegt.

"Seas Of Fire" (siehe vorige Klammer) schlägt dann mit Melodie über Stampf-Rhythmus direkt in die Kerbe von Dominator ("Mercy"), bevor es mit "Godless Run" eine weitere feine, schleppende Halbballade auf die Ohren gibt. Wie schon auf Dominator hat allerdings auch Mr Lawless die Lektion von Shakespeare gelernt, dass bei aller Gravitas unbedingt ein wenig comic relief sein muss, und so erlaubt er sich und uns mit "Promised Land" wieder einen versöhnlichen Ausklang mit einem gut gelaunten Rock'n'Roll-Rausschmeißer, bei dem er sich als absolut kompetenter Sänger in diesem Genre outet. Und sofort wieder auf Start, denn es ist schon viel zu lange her, dass wir "Crazy" gehört haben. Oder?

Also, das Schlachtross hat es nach wie vor drauf, wenn es nur in vollem Galopp angetroffen werden kann. Musikalische Revolutionen darf man natürlich nicht erwarten, aber einen mittlerweile ganz eigenen Stil melodischer Wucht, die auch inhaltlich etwas zu sagen hat. Vielleicht sollten sich die beiden Zwillinge mal zusammentun und auf einer Club-Tour die Sachen spielen, die dem Meister mittlerweile wichtig sind oder schon immer waren. So geschehen auf der Crimson Idol-Jubiläums-Tour vor einiger Zeit - und da war auf einmal alles gut. Bis dahin lesen wir noch mal das gute Buch, vor allem die letzten paar Kapitel.

Holgi

6 von 6 Punkten

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