Review
Kontrust - Time To Tango
Eine Band aus Österreich, ein knallbuntes Albumcover und dann noch der Titel Time To Tango - das kann ja heiter werden! Am Ende ist die Angelegenheit aber doch nur halb so wild und die befürchtete Folter meiner auditiven Organlandschaft bleibt glücklicherweise aus. Kontrust nennt sich die Kapelle hinter diesem Release und Time To Tango ist bereits ihr zweites Album. Woher der Titel rührt, kann ich zwar nicht unbedingt nachvollziehen, musikalisch wäre diese Scheibe aber Mitte der 90er Jahre, als die Crossover-Szene ihren Zenit erreicht hatte, sicherlich in guter Gesellschaft gewesen.
Rückgrad der 16 Kompositionen ist das Duo aus Sängerin Agata und ihrem männlichen Gegenpart Stefan, während sich die Instrumentalisten in wiederkehrender Dschungelrhythmik von einem Aggropart zum nächsten Mainstream-Getiller hangeln. Dabei wird kein Soundeffekt ausgelassen, den die Musiker irgendwann und irgendwo einmal zu hören bekommen haben. Das Resultat ist richtig fett produziert und erinnert an eine Melange aus Disturbed, Blackeyed Blonde und vor allem den Guano Apes. Gut, ein Schuss Soulfly ist vielleicht auch noch mit dabei, womit wir wohl bei einem Verlängerten angekommen wären.
Da mir keine Texte vorliegen, hab ich auch keinen Schimmer, worum sich die einzelnen Stücke drehen. Songtitel, wie "Vodka, Tribe And Dynamite", "Känämänännä" oder "Bomba" sprechen allerdings für sich und lassen erahnen, dass auf diesem Silberling nicht alles todernst zu nehmen ist. Wenn man sich daran hält, kann man mit Time To Tango am Ende auch durchaus ein paar fröhliche Minuten erleben. "Play With Fire", "On The Run" "The Smash Song" oder die Ballade "Sin" bleiben schnell im Langzeitgedächtnis hängen. Auf die Dauer von 51 Minuten geht das Material aber auch schnell auf die Nerven, wozu Stefans prollige und eindimensionale Shouts sicher einen großen Teil beisteuern.
Unter dem Strich dürfte das neue Kontrust-Album am ehesten die junge Generation von Nu-Metal-Fans ansprechen, die das tanzbare Liedgut während ihrer Flatrate-Parties als Soundtrack zum nächsten Delirium verwenden können. Alte und von Haus aus grantige Metalheads werden mit dieser Angelegenheit sicherlich nicht glücklich.