Review
Macbeth (Ger) - Gotteskrieger

Hoppla, da brat mir doch einer einen Storch. Nichtsahnend werfe ich den Gotteskrieger ein und bin ob der ersten Gitarrensalven bereits am Boden vor der Anlage kniend. Macbeth aus Erfurt sind keine Unbekannten mehr, reicht die Bandgeschichte doch bis ins Jahr 1985 zurück. Nach einigen Schicksalsschlägen, Irrungen und Wirrungen dürfen die Mannen um den nicht mehr so neuen Frontkreischer Olli Hippauf (Ex-Moshquito) ihr aktuelles Album über Massacre auf die Menschheit loslassen. 2006 konnte man bereits mit dem selbstbetitelten Debüt für Anerkennung in der Szene sorgen, ein Interview im Rock Hard durfte auch sein. Leider war aber dann nichts mehr zu hören.
Bis heute. Mit dem Gotteskrieger erfolgt ein Quantensprung in Sachen Sound, Songs und Performance. "Unter Dem Beil" und "Hunde Wollt Ihr Ewig Leben" prügeln wie ein Boxer auf dich ein. Orkanartig nehmen die fünf Thüringer mit ihrem angethrashten Metal unsere Seelen. "Das Boot" fährt mit der Titelmelodie des weltbekannten von Wolfgang Petersen verfilmten Buchheim-Dramas weitere Pluspunkte ein. "Golgatha" wildert in schredderndem Viking-Gebiet und verleiht dem Sound eine dunkle fiese Note. Olli bringt uns das zerbrochene Herz unverhohlen dar. Per akustischer Überleitung verlieren wir uns bei "Vater" und träumen zu doppelläufigen sanften Gitarrenleads. Das deutsche Textgut macht sich nicht negativ bemerkbar und von der im Beipackzettel erwähnten Onkelz-Nähe ist Gott sei Dank gar nichts zu vernehmen. Hört mal in den Text zu "Am Grab" rein. Wer einen lieben Menschen verloren hat, kann die gesungenen Worte nur allzu gut nachvollziehen und findet etwas Trost mit diesem Stück. Geht nah, ganz nah.
Im stampfenden "Maikäfer Flieg" darf ein junges Mädchen mit sanfter Stimme den Pre-Chorus zu einer allseits bekannten Kindermelodie ("Schlaf, Kindlein, schlaf") singen. Der von Streichern unterlegte Mittelteil bringt Abwechslung ins metallische Treiben. Die Gitarren regeln über das ganze Album, Ralf Klein und Alexander Kopp spielen songdienlich, glänzen aber mit einem Gespür für saubere Arrangements, fein ausgearbeitete Soli und ins Mark treffende Riffs.
Starkes Teil, das vor allem aufgeschlossenen aber auch old school Thrashern gefallen dürfte und wie ein sorgsam frisch gezapftes Hefe wohltuend die Kehle runterlaufen sollte. Diese bockstarke Scheibe muss in jeden Thrashhaushalt und sollte von jedem Kuttenfreund mal gehört werden. "Mein Kleiner Soldat" bringt es auf den Punkt. Ich bin ein Soldat, der Macbeth hoffnungslos ergeben ist. Beide Daumen hoch für ein Gitarrenbrett erster Güte, das so schnell nicht aus der Anlage will!
Siebi