Review
Mevadio - Fresh Kill Daily
Gerne höre ich Metal, wenn ich mich meinem Laster, dem flinken Schwingen der Spülbürste und dem lüsternen Blitzen frischen Geschirrs hingebe. Von Zeit zu Zeit strömen Menschen vorbei, die mein Handwerk begutachten und dabei den selben Klängen wie ich lauschen. In der Hoffnung, Inspiration für eine Rezension zu empfangen, frage ich dann nach: Und, wie findest denn du dieses Hintergrundgeräusch?
"Langweilig", spricht Mutter, und rümpft dabei ihre Nase. "Diese Weicheier!"
"Warum?" frage ich nach, "schließlich sind die Dänen Mevadio ja fern aller Trends und spielen kompromisslosen thrashigen Metal mit zornigem Gesang und melodiösen Chören."
"Weil dieses Album aufgesetzt wütend klingt und der Promotext Individualität vorgaukelt, die Band sich dabei aber im Fahrwasser der großen Namen bewegt: Soilwork, Slayer, Mnemic und Co."
"Aber z.B. "Five Necessary Kills" geht doch ab, oder nicht? Auch "Directors Cut" ist doch ganz gut, oder?"
"Ja, natürlich, aber wer außer Metalcore-Fans braucht denn so ein 0815-Teil? Die werden natürlich ihren Spaß haben."
"Und die Metaller nicht?"
"Die vielleicht auch, aber eher die, die dauernd das gleiche hören, einen Dreck auf Individualität geben und mit Metalcore-Vocals klar kommen."
"Ach so, ich verstehe" sage ich. "Du meinst also, dieses Album hier ist, wie jeden Tag Auftau-Pizza zu essen, so ganz ohne Abwechslung."
Beglückt, nicht auf eine seelenlose Angry Young Men-Masche hereingefallen zu sein, erhebe die Spülbürste ein weiteres Mal.
Fab
Vorheriges Review: Fixmer/McCarthy - Into The Night