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Linear Sphere - Reality Dysfunction

Linear Sphere - Reality Dysfunction
Stil: Progressive Metal
VÖ: 21. März 2008
Zeit: 65:39
Label: Hardebaran
Homepage: www.linearsphere.com

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Will eine Band in einem festgefahrenen Genre etwas reißen, aber ihre Identität nicht verlieren, muss sie sich etwas überlegen. Linear Sphere sind zunächst einmal im Progressive Rock daheim, sprich die Jungs zocken Rhythmen, Riffs, Leads und Soli, dass einem nur so schwindlig wird beim Zuhören. Dabei orientieren sie sich nicht zuletzt an der Speerspitze des Genres, vornehmlich an Dream Theater. Eingefleischte Proggies wiessen was das bedeutet. Genau daran sind aber schon so viele junge Bands gescheitert, deswegen beschreiten Linear Sphere etwas andere Wege.

Gleich der erste Song "Reversal" zeigt auf, wohin die Reise geht. Ein von Trommeln und Flöten und verschiedenen anderen Geräuschen erzeugtes sphärisches Intro mündet erstmal da, wo man es erwartet: in einem klassischen Prog-Rock-Song. Doch kaum löst der Gesang die eingebauten Samples ab, offenbart sich die erste Facette: der Gesang ist aggressiv, rau und bildet einen willkommenen Kontrast zu sonstigen Gesängen in diesem Genre. Danach seichte Gitarren, verfrickeltes Solo, bevor es wieder in einen härteren Teil übergeht. Der klassische klare, melodische und sanftere Gesangsstil darf aber hier trotzdem nicht fehlen und kommt nach gut fünf Minuten zum ersten Mal zum Einsatz. Die angesprochenen Samples gibt es in diesem Lied und auch später noch öfter zu hören. Diese nerven manchmal aufgrund der Häufigkeit ein wenig, passen aber insgesamt gut zur Musik. Nach circa sieben Minuten die nächste Facette. Das hier präsentierte Solo erinnert von der Machart her stark an Meshuggah. Ja, richtig gelesen, genau diese Meshuggah um Fredrik Thordendal, die mit Takten alles andere als gesunde Sachen anstellen. Nach gut zehneinhalb Minuten ist der Song dann zu Ende.

"Father Pyramid" beginnt wieder mit Samples und typischem Prog-Geriffe, schlägt jedoch bald in ein heftig groovendes Monster in bester Meshuggah-Manier um. Verschobene Takte, abgedrehtes Drumming, komplexe Riffs, wieder gepaart mit aggressivem Gesang. Meshuggah hätten diesen Song ohne mit der Wimper zu zucken auf Destroy Erase Improve verwenden können... naja, fast, denn die soften Prog-Prog-Rhythmen und Soli im Mittelteil passen dann doch nicht ganz zu den Schweden. Mit knapp fünf Minuten ist der Song aber vergleichsweise kurz.

Viele gesprochene Samples zu Beginn von "Ceremony Master" bis endlich der "normale" Gesang einsetzt, nerven erstmal, aber auch danach bleibt dieses Lied hinter den Erwartungen zurück. Dezente Sixties-Orgelklänge lockern das Ganze jedoch ein wenig auf. Insgesamt der wohl schwächste Song, auch wenn die solistischen Fähigkeiten enorm sind.

"Division Man", hatte ich gesprochene Samples erwähnt? Gibt's auch hier wieder. "Divsion Man" drückt im Mittelteil immer wieder kurz aufs Gaspedal, ansonsten aber ähnlich wie "Ceremony Master" eher ein durchschnittlicher Song, der keinen Proggie so richtig vom Hocker reißt.

"Lief Of Gear" dagegen überrascht wieder, denn hier werden verhältnismäßig ruhige Töne auf Akustik-Gitarren angeschlagen. Hätte man es hier geschafft, Mikael Akerfeld als Sänger zu verpflichten, hätte man einen astreinen Opeth-Song, wie er auch auf Damnation hätte stehen können. Nach circa zwei Minuten gibt es eine leichte Steigerung in Form untermalender Stromgitarren, bevor der Song nach gut vier Minuten an Fahrt und Härte aufnimmt, bevor es dann wieder in einen ruhigeren Solopart übergeht, der eine Art Opeth meets Classical Prog-Rock darstellt. Nochmals ein wenig Härte zum Schluss und ehe man sich versieht ist der Song nach siebeneinhalb Minuten vorbei.

"Marketing" erinnert zu Beginn an atmospharisch gemäßigte Meshuggah, wenn sie einen Song gefühlte drölfzig Minuten ausfaden lassen, bevor es dann eher klassisch-progressiv zu Werke geht. Neben typischem Prog-Gefuddel finden sich auch hier wieder krass an Meshuggah erinnernde Soli wieder, was "Marketing" dann wieder eine Stufe nach oben hebt.

Nach dem ganzen Vorgeplänkel bisher, geht es jetzt an "From Space To Time". Man könnte sagen, Linear Sphere haben die bisherigen Songs genutzt, um ein wenig warm zu werden, um dem Hörer einen Eindruck zu vermitteln, in welchem musikalischen Spektrum sie sich bewegen, was sie alles an ihren Instrumenten zu leisten imstande sind. Alles schön und gut, aber jetzt lassen sie eben "From Space To Time" auf den Hörer los. Hier wurde ein Paket geschnürt, das alles bisher gezeigte vereint und sogar noch erweitert, denn Jazz haben die Jungs auch auf der Pfanne. Und so nehmen Linear Sphere den Hörer mit auf eine akustische Achterbahnfahrt, die von sanften Tönen und atmosphärischen Teilen über harte Riffs und schräge Rhythmen hin zu sanftem, abgedrehtem und aggressivem Gesang alles umfasst. Ach ja, Melodien gibt es auch, jede Menge sogar, sowohl gesanglich als auch instrumental, teilweise eingängig wie Sau und ganz wichtig, nie langweilig. So wie der ganze Song. Hochdynamisch, sehr abwechslungreich, mal hart, mal herzlich, mal schräg, selten gerade, und kaum hat man sich auf die Welt von Linear Sphere eingelassen, sind der Song und 25 Minuten und elf Sekunden vorbei. Schade auch, also flugs nochmal von vorne!!

Was allerdings sehr schade ist, ist die pappige Bass Drum, die sehr matschig klingt und mehr Wumms vertragen hätte. Das macht sich vor allem immer dann bemerkbar, wenn der Drummer die komplexen Riffs mitspielt, dann fehlt der Bass Drum einfach der Druck und Pepp. Auch nervig sind die vielen Samples, die oft und gerne eingesetzt werden. Ein bisschen weniger davon wäre sehr schön. Und auch wenn im Mittelteil von Reality Dysfunction zwei eher mittelprächtige Songs stehen und die Sachen mit der Bass Drum und den Samples etwas ärgerlich sind, so vergebe ich trotzdem fünf satte Punkte, weil die unkonventionellen Einflüsse neben den offensichtlichen sehr viel Spaß machen und der abschließende Mega-Song wahrlich großartig ist, mit einprägsamen Melodien aufwartet und trotz seiner Länge nie langweilig wird. Jetzt aber genug gelabert, in den nächsten Plattenladen gehen und Linear Sphere hören und kaufen!

Lord Obirah

5 von 6 Punkten

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