Review
Spellbound - Nemesis 2665
VÖ: 10. August 2007
Zeit: 52:21
Label: Armageddon Music
Homepage: www.spellboundalliance.de
Die Trasher Spellbound aus Überlingen am Bodensee hatten nach der Veröffentlichung ihres Debüts Incoming Destiny turbulente Zeiten zu überstehen. So verließ nicht nur Schlagzeuger Kai Lohwasser die Band (für ihn drischt nun Andy Flache in die Felle), sondern auch Bassist und Sänger Lennart Vocke. Mit Hannes Jäger konnte zwar ein neuer Bassist gefunden werden, allerdings stand für den Posten am Mikro kein adäquater Ersatz zur Verfügung, so dass Gitarrist Dave Maier nun für die Vocals zuständig ist. Zieht man nun einen Vergleich zwischen Nemesis 2665 und dem ersten Album, muss man der Band durchaus zugestehen, dass dies nicht der schlechteste Schachzug gewesen ist.
Wie Kollege Obi vor knapp zwei Jahre bereits festgestellt hat, ist der Vierer dem Bay Area Thrash verfallen. Einflüsse, die von Testament über Metallica bis zu Exodus reichen, durchziehen die Songs wie ein roter Faden und sind nicht zu überhören. Allerdings weisen die zehn Kompositionen (inkl. dem Exodus-Cover "And Then They Were Non") wesentlich mehr Eigenständigkeit auf und können durch mehr Abwechslung punkten als noch auf dem Debütalbum. Dafür sorgt schon ein sehr variables Songwriting. So stehen neben straight nach vorn preschenden und von tighten Schlagzeugspiel getriebenen Thrashhymnen wie dem Opener "Pernicious Alliance" oder "Unsacred" einige mächtige Midtempo Groover wie "Demons Deadly Sins" oder das zehnminütige Epos "Celestial Death/Nemesis". Vor allem im letztgenannten Titel fahren die Kinder vom Bodensee ihr gesamten Repertoire aus prägnantem Riffing, melodischen Leads, einprägsamen Soli sowie drückendem Groove auf und beweisen eindrucksvoll, dass sie ihr Handwerk wirklich verstehen. Selbiges tut auch Dave Maier, der eine Spur räudiger und dreckiger klingt als sein Vorgänger und den Songs so den nötigen Biss gibt.
Bevor ich nun aber meinen Hut ziehe und mich vor einer durchweg guten Leistung verneige, kommt doch wieder der Nörgler in mir durch. Der durchweg fette (und extrem laute) Sound, den Andy Classen Nemesis 2665 verpasst hat, mag zwar zum Genre passen und klopft auch richtig schön in die Magengegend, mir persönlich geht dadurch aber ein gutes Stück Eigenständigkeit verloren, da ich in den letzten Produktionen des besagten Herren keine Unterschiede mehr ausmachen kann. Trotzdem sein jedem, der sich die Rübe abschrauben lassen will, dieses Album ans Herz gelegt.
JR