Review
Hubi Meisel - Kailash
Der Berg Kailash ist ein Teil des Transhimalaya, steht in Tibet und ragt 6714 Meter über den Meeresspiegel hinaus. Im Buddhismus, Hinduismus, Jainismus und Bön gilt dieser Berg als spiritueller Ort, als heiligster Berg und Pilgerstätte, dessen Umrundung auf einem ungefähr 53 Kilometer langen Pfad den Gläubigen spirituelle Reinigung und Erlösung verspricht. Aufgrund der großen religiösen Bedeutung dieses Berges haben es Bergsteiger aus aller Welt bisher vermieden, dieses Heiligtum zu besteigen.
Diese Einleitung, das Cover, das den Kailash zeigt, und der gleichnamige Albumtitel zeigen schon, wohin uns Hubi Meisel auf seiner inzwischen dritten Soloscheibe (nach Cut, 2002, und EmOcean, 2004) entführt. Kailash beschreibt die Reise eines Mannes hin zum heiligen Berg und lässt den Hörer tiefer in die Geschichte und Kultur der fernöstlichen Welt eintauchen. Dass die Kompositionenen aus der Feder des französischen Keyboarders Vivien Lalu dabei nicht einfach zu konsumieren sind, dürfte klar sein. Diese sind sehr progressiv und vielschichtig ausgefallen und fordern mehere Durchläufe, bis man sich damit angefreundet hat. Anfangs klang Kailash für mich ein wenig weichgespült, obwohl die Gitarren mehr Gewicht haben als noch auf EmOcean, und auch nach mehreren Durchläufen wünsche ich mir den ein oder anderen Song mehr, der Härtegrad-technisch über den anderen steht, ähnlich wie "Shiva's Dance", das wohl das härteste Stück auf Kailash markiert. Dafür eröffnen sich dem Hörer nach einigen Durchläufen immer mehr Details, die in die Songs eingeflossen sind, viele symphonische Elemente, fernöstliche Melodien und entsprechende Instrumente, wodurch Kailash zusammen mit den progressiven, manchmal leicht zerfahren wirkenden Arrangements ein sehr vielschichtiges Album geworden ist. Daneben wird Kailash von Hubis weicher und hochmelodischer Stimme dominiert, der man angenehm lauschen kann. Aber auch hier würden meiner Ansicht nach einige "rauere" bzw. "aggressivere" Gesangspassagen gut zu den Songs passen. Ansonsten ist der Gesang ziemlich gut umgesetzt, wirkt aber auf mich auf Dauer ein wenig, ja , wie drücke ich es aus,..., luschig oder so, gut vergleichbar vielleicht mit einem Erzähler, weniger mit einem Rocksänger.
Abgesehen davon ist die Produktion und der Mix, die beide auf Hubis Konto gehen, sehr gelungen. Kailash hat einen transparenten Sound, der alle Instrumente zur Geltung bringt, was bei der Entdeckungsreise sicherlich hilfreich ist. Die technische Umsetzung an den Instrumenten ist natürlich auf höchstem Niveau, was auch nicht weiter verwundert, wenn man sich anschaut, wen Hubi dafür gewinnen konnte. Das sind neben dem schon erwähnten Vivien Lalu noch Marcel Coenen (git., Sun Caged), Jorge Salan (git., Mago De Oz), Daniel Flores (dr., Mind's Eye), Johan Niemann (b., Therion) und bei den beiden Bonustracks "The Gentleman Of Great Magic" und "Tigers Of Everest" Joop Wolters (Arabesque) an den Gitarren.
Für Fans von Konzeptalben und seichterer progressiver Rockmusik gibt es auf Kailash sicherlich viel zu entdecken, die können dann auch bedenkenlos zuschlagen, alle anderen sollten erstmal eine Hörprobe auf der Bandhomepage nehmen, bevor sie in die fernöstliche Welt auf Kailash eintauchen.
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