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Zed Yago - The Invisible Guide

Zed Yago - The Invisible Guide
Stil: Dramatic Metal
VÖ: 04. Juli 2005
Zeit: 50:37
Label: Restless Records
Homepage: www.zed-yago.com

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Ja was ist denn jetzt los? Da gibt es eine Band, die ist in der deutschen Metal-Szene durchaus als legendär zu bezeichnen. Da warfen sie 1988 mit "From Over Yonder" ein Album auf den Markt, das gleich mehrfach ungewöhnlich war. Eine Frau war da am Mikro, Jutta Weinhold, eine ehemalige Backing-Sängerin von Udo Lindenberg, die sich erstmals ins Metal-Metier wagte. Immer leicht angeschrägt, doch in jeder Sekunde passend, variationsreich und vor allem vollkommen anders war ihr Gesang - und das zu einer Zeit, als Metal mit Frauenstimmen noch vollkommen exotisch war und außer Warlock sich keiner an dieses Ding herantraute. Dann der Sound: schon auf dem Debüt schwer, stampfend, treibend, sauheavy, aber immer auch melodisch und durchkomponiert. Und schließlich das Gesamtkonzept: Jahre bevor Joey de Maio meinte, er müsse Richard Wagner als großen Seelenverwandten reklamieren, nahmen sich die Jungs aus Norddeutschland die Saga vom Fliegenden Holländer und seiner Tochter Zed Yago (aha!) vor und machten dieses Thema zum Grundtenor des Albums, das (im Gegensatz zu Herrn de Maios Werken) auch tatsächlich zu einer Illustration der Wagnerschen Motive geriet. Wagner kam in der Musik massiv zum Tragen, von eingesprengten Elementen und Stimmungen bis hin zur direkten Umsetzung seiner Melodien im Stück "The Flying Dutchman". Das war neu, das war anders, das war zeitlos, das nannte man seinerzeit "Dramatic Metal". Was kam? Die Presse überschlug sich, wir uns auch, und es folgte mit "Pilgrimage" ein zweites Album, das zumindest meines Erachtens nicht ganz die Klasse des Erstlings erreichte, aber dennoch meilenweit über das hinausragte, was einem zu dieser Zeit so serviert wurde. Man durfte gespannt sein - hier mußte doch der Erfolg zwangsläufig daherkommen!
Aber nix war's: irgendwie schafften Zed Yago nie den Durchbruch, der ihnen allenthalben prophezeiht wurde. Nach dem zweiten Album lösten sie sich sang- und klanglos auf, die Folgeband Velvet Viper versank genauso schnell in der Versenkung. Was blieb, waren zwei herausragende Metal-Alben absolut zeitloser Qualität, die ich mir immer wieder gerne zu Gemüte führe.

Und jetzt, nachdem Jutta Weinhold auf Solo-Pfaden wandelt (From Heaven Through The World To Hell), Zed Yago immer wieder mal Live-Auftritte absolvierten (Wacken 1997, Summer End Festival 2003) mit Zed Yago From The Twilight Zone 2002 ein Best-Of-Album erschien (bei zwei Scheiben schon ein kleiner Scherz!), flattert einem ein neues Werk unter der Zed Yago-Piratenflagge auf den Tisch. Schnell mal durchgeblättert - von den alten Recken ist noch Gründungsmitglied und Chef-Songschreiber Jimmy Durand dabei, und auch der ironisch "Bubi" genannte bullige Schlagwerker "The Schmied". Sonst ist die Mannschaft runderneuert, und, um die größte Frage zu beantworten, die Nachfolge von Frau Weinhold tritt Yvonne Durand an, der man zumindest vom Aussehen her abnimmt, dass sie die Tochter eines Verdammten ist. Auf der Website verkündet man Kontinuität: "Fantasie und harte Musik sind die Wurzeln der magischen Geschichte Zed Yagos." So weit also gut. Dann lässt man die Scheibe erwartungsfroh rotieren, einmal, zweimal, und ist zwiespältig. Das Debüt zu toppen, das kann nicht das Ziel sein, man kann, wenn man sich auf so ein Unterfangen einlässt, bestenfalls anknüpfen an die Stimmung und Sound der beiden Alben. Das gelingt ihnen auch, die Kompositionen erinnern durchaus an die alten Nummern, kommen also wie ein Walzwerk, drückend aus den Boxen, die Gitarren schleppen sich dahin, und der Bass wummert wunderbar. Auch die Songwriter-Qualitäten sind unübersehbar: Nummern wie "Warrior Of Fantasy", "Heaven Or Hell" und "Seven Seas" stehen sowohl musikalisch als auch textlich durchaus in der großen Tradition von Knallern wie "United Pirate Kingdom" oder "Stay The Course", die From Over Yonder zierten. Die Gretchenfrage aber kann, muss hier der Gesang sein, und an dieser Klippe muss Frau Durand einfach scheitern - zu einzigartig ist Jutta Weinholds Arbeit als fliegende Holländerin. Yvonne Durand ist bemüht, ihre Vorgängerin so gut wie möglich zu erreichen, ja nachzuahmen, ihre verqueren Modulationen nachzubauen, und das kann nur misslingen. Zudem wird sie von der in Sachen Vocals teilweise unterirdischen Produktion nicht wirklich günstig in Szene gesetzt. Man (frau) hätte besser daran getan, einen eigenen Weg zu gehen - aber dann hätten alle gejammert, dass das nicht mehr so klingt wie früher. Ausweglos? Irgendwie schon, aber vielleicht deshalb ein Grund, die Legenden einfach ruhen zu lassen. War es einfach zu verlockend, auf den Zug Bombast-Metal mit Frauenstimme aufzuspringen, der derzeit durch die Lande rollt? Wie dem auch sei: die Songs sind gut, die Produktion bis auf den Gesang ordentlich, die Sangesdame engagiert, aber unvermeidbar auf verlorenem Posten. Eine Scheibe also, die man gerne gut finden möchte, aber leider nicht komplett gut finden kann, weil immer der übermächtige Schatten der Vorgänger über die Schulter fällt.

Auf Tour kommen sie auch, wenn man sich das Ganze mal live reinziehen will - sicherlich spannend, nochmal mit dem Holländer zu fliegen:

Fr. 02.09. Hamburg - Headbangers Ballroom
So. 04.09. Hannover - Musikzentrum
Do. 15.09. Lübeck - Riders Cafe
Fr. 23.09. Berlin - K17
Sa. 01.10. Bremen - Aladin

Vielleicht auch mal in München?

Holgi

4 von 6 Punkten

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