Review
King Of Asgard - Svartrvidr

Der König von Asgard hat neue Vasallen rekrutiert! Aus der alten Einheit ist nun nur noch Sänger / Gitarrist Karl Beckmann an Bord und mit ihm auch der letzte Link zu den seligen Mithotyn. Mit Svartrviðr verfolgt der Stoßtruppführer das Ziel, die epischen Momente des Debütalbums Fimbulvintr mit der Kompromisslosigkeit von Karg zu verschmelzen. Das letzte Mini-Album Taudr aus dem Jahr 2017 ging bereits in diese Richtung und erfährt nun seine konsequente Fortsetzung.
Ganz unter dem Stern dieser angestrebten Verschmelzung von früher und heute steht schließlich der Opener "frôðr", der mit beinahe zehn Minuten die durchschnittliche Spielzeit von etwa acht Minuten auf diesem Dreher nur knapp überragt. Mit seinem Mix aus gemächlicher Rhythmik und wilder Raserei definiert er die Marschrichtung auf Svartrviðr und geht mit seinem archaisch anmutenden Refrain obendrein noch tief unter die Haut. Hier sind absolute Routiniers in Sachen Viking Metal am Werk, die es ausgezeichnet verstehen, mit ihrer Musik ein Bild vom Leben und Kämpfen im hohen Norden vor gut eintausend Jahren vor unserem inneren Auge zu erzeugen. Dabei wurde die Epik aus den Anfangstagen der Band und zurückreichend in die Alben von Mithotyn in eine finstere Aura gehüllt. Met-selige Trinklieder wird man auf Svartrviðr nicht finden. Stattdessen klingen die klar gesungenen Passagen wie rituelle Beschwörungen einer alten Religion, die bis zum heutigen Tag aus den skandinavischen Ländern nicht wegzudenken ist. Zwischen ultra-zähflüssigem Doom und klirrend kaltem Black Metal finden sich Songs, wie das hymnische "Kvikr" oder das bis ins Mark bedrohlich wirkende "Rifna" irgendwo in der Grauzone zwischen Death und Black Metal, gewürzt mit einem Hauch nordischer Folklore. Dabei erweisen sich die sorgsam gestrickten Songs immer wieder als unberechenbar, wie es sich am Beispiel "harmdauðr" festmachen lässt: was ruhig, beschaulich und mit Akustikgitarre wie ein nettes Stück Lagerfeuermusik beginnt, entlädt sich nach dreieinhalb Minuten vollkommen abrupt in einem peitschenden Sturm, der so plötzlich und im Augenblick eines Herzschlages verstummt, als wäre der Hörer, der Schutz an einer Steilwand suchte, von einem herabstürzenden Fels erschlagen worden.
Mit Svartrviðr finden sich King Of Asgard an der Seite solch altgedienter Bands wie Einherjer und Thyrfing, die das einstmals in den Kitsch abzurutschende Genre neu definiert haben. Am Ende beruht zwar auch diese ernste und brutale Herangehensweise an die Wikinger-Thematik zu einem gewissen Teil auf Spekulation - dabei waren wir ja schließlich alle nicht - dennoch wirkt Svartrviðr wie ein Schlüssel zu den dunklen Geheimnissen einer längst vergangenen Epoche und liefert großes und spannendes Klangkino von einer Band, die man von der Spitze des Genres nicht mehr wegdenken kann.
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