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Konzert-Bericht

Steve Harris

Backstage, München 03.03.2013

Also manche Leute verstehen wirklich mit ihrem Terminkalender umzugehen. Dazu gehört wohl offenkundig auch ein älterer langhaariger Herr aus London, der es trotz anderweitiger Verpflichtungen mit seinem Hauptbetätigungsfeld (Arbeitgeber wäre falsch, er ist ja da irgendwie der Chef) doch tatsächlich schafft, auch noch einem Hobby zu frönen. Das besteht darin, eine Soloscheibe rauszuhauen und damit dann auch noch auf Darbietungsreise durch diverse kleinere Clubs zu gehen. Da sind wir doch dabei!

Dass der Alleingang des Kollegen das war, was der Ostwestfale immer mal als "mixed bag" bezeichnet, ein gemischtes Vergnügen, haben wir anderweitig festgestellt. Auf British Lion bemüht sich Steve Harris gar sehr nicht nach Maiden zu klingen, was teilweise weniger, teilweise aber auch recht gut gelingt. Live sollte es in jedem Fall eine Freude sein, einen der prägendsten Helden des Metal aus nächster Nähe zu erleben und zu sehen, was üblicherweise ja nur ein paar wenigen Plattgedrückten in der ersten Reihe vergönnt ist. Das Backstage-Gelände ist an diesem Sonntag wie immer seltsam belebt, wir spazieren kurz vor Beginn der Show (das ist wie beim Fußball, es reicht immer wenn man kurz vor einem Tor einschaltet, der Rest lohnt nicht) locker ein, der Club ist mit ungefähr 200 Nasen halbwegs manierlich gefüllt. Relativ unprätentiös spaziert die Kombo auf die Bühne, die mit einigen British-Lion-Backdrops gefüllt ist, und steigt mit "This Is My God" gleich mit Schmackes ein. Der Sound ist gut, die Truppe scheint motiviert, und Meister Harris selbst lässt sich nicht lumpen: er murmelt wie bei Maiden fast jede Text-Zeile mit, bearbeitet sein Instrument mit gewohnt faszinierender Präzision und Geschwindigkeit und grimassiert dräuend in die Menge. Es ist schon was ganz Besonderes, den Herrn mal aus zwei Metern Abstand zu sehen und nicht immer mit einigen Hundert, ach was sag ich Milli Trilli Rilli Ionen Leuten vor einem.

Sofort zu gefallen weiß auch Mikrofon-Schwinger Richard Taylor, der das Material einwandfrei inszeniert und auch in Sachen Stageacting beschwingt rüberkommt. Sprechen tut der Meister selbst leider gar nicht mit uns, aber das kennen wir ja schon, Schwamm drüber. Taylor schnappt sich auch immer wieder gerne die Akustische und schrammelt dazu gekonnt mit, z.B. bei "Lost Worlds" vom Löwenalbum. Seine Ankündigung, man werde heute Abend Songs vom Solo-Werk, aber auch "lots of other stuff" spielen, schürt so manche Hoffnung... keiner erwartet ernsthaft "Fear Of The Dark", aber was gäbe es für obskure Maiden-Songs, die man zum Besten geben könnte..."Invaders", "Murders In The Rue Morgue", "To Tame A Land" - das wär doch mal was. Zur Erinnerung, in der Batschkapp gab es bei der Chemical-Wedding-Tour eines gewissen Herrn Bruce "Flight Of Icarus" und "Powerslave" zu bestaunen... jetzt aber liefert man mit "Karma Killer" hier erst mal eine doch eher weniger spannende Nummer vom Lion-Album.

"Father Lucifer" ist ein neues Stück der Formation, ganz passabel, und irgendwie schiebt sich Drummer Simon Dawson immer in den Fokus der Aufmerksamkeit - tight, mächtig, so bearbeitet der die Felle. Guter Mann! Da ist es durchaus verzeihlich, dass Gitarrero Graham Leslie irgendwie eher bei einer Grunge-Truppe angesiedelt scheint als beim Gottvater des klassischen Metalls. Naja, vielleicht hat er seinen Sohn gefragt was bei den jungen Leuten heute angesagt ist, und sich eine Wollmütze plus Nerd-Brille ausgeliehen.

Weiter im Text mit einem echt starken "These Are The Hands" und einer Dreier-Attacke von neuen Songs, die auch gut runterlaufen. Wie das ganze Album melodisch, eingängig, definitiv nicht so heftig wie Maiden. Ach ja, jetzt wäre es doch langsam mal Zeit, wie wär‘s mit "Sun And Steel"? Ja ok, "Us Against The World" macht Laune, "Do You Want It" kommt mit Ramones-Vibes daher, bevor dann "Judas" auch live mit bedrohlicher Atmosphäre als bester Songs des Albums überzeugt. Na also jetzt aber, als Zugabe, da nehmen wir auch "Sanctuary"... aber es kommt "Let It Roll", ein Cover der seligen Ufo, was zeigt, was der gute Stevo so in seiner Jugend gehört hat. "Eyes Of The Young" setzt einen guten Schlusspunkt - mitreißend, positive Stimmung, einfach gut. Ist ja schon gut, die Maiden-Sachen dann halt wieder wo sie hingehören. "The Loneliness Of The Long Distance Runner" wär schon cool gewesen. Gut wars trotzdem, sehr gut sogar.

Setlist Steve Harris:
This Is My God
Lost Worlds
Karma Killer
Father Lucifer
The Chosen Ones
These Are The Hands
Guineas And Crowns
The Burning
Last Chance
Us Against The World
World Without Heaven
Do You Want It
Judas

Let It Roll
Eyes Of The Young

Holgi

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