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Festival-Bericht

Metal Female Voices Festival

mit Epica, Xandria, Arch Enemy, Lacuna Coil, Trail Of Tears & Delain

Oktoberhallen, Wieze, Belgien 20.-21.10.2012

Sonntag, 21.10.2012

Nach einer wirklich ausnehmend guten Nachtruhe und einem kultivierten Frühstück mit belgischem Süßzeugs und vier Espresso für mich (aber das klappt nicht, ich sehe nach wie vor nicht aus wie der Clooney, ich mach was falsch) schwingen wir uns wieder Richtung Oktoberhallen, locker parken, wir bestaunen erneut die Fress-Stände (gerne macht man hier "frituur", also einfach rein in die Pommes), und schauen dann drin mal, was die 69 Chambers denn so treiben. Also zum Wohnen brauchen die keine 69 Zimmer, denn die drei Personen würden auch ein einer Zweiraumwohnung unterkommen. Soundtechnisch geht aber alles in Ordnung, klassische Besetzung (Bass, Gitarre, Schlagzeug, aus), Sangesdame Nina Treml in Ledergedöns gehüllt, alles im grünen Bereich. Wieder fällt die aufwendige Lightshow auf, die auch die "kleineren" Bands wortwörtlich ins rechte Licht rückt. Ohne Keyboard oder Orchester-Einsprengsel ballern die drei ihren geradlinigen Heavy Rock ins Publikum. Nach "Day Of The Locust" schließt sich ein wie stets vollkommen unnötiges, aber wenigstens kurzes Drumsolo an, bevor ich mir erläutern lassen darf, dass "Torque" ("this is a new song, and it is about cars) auf Deutsch wohl Drehmoment heißt. Ah ja.

Amanda Somerville von Trillium (bekannt unter anderem durch ihre Mitwirkung bei Tobi Sammets Avantasia und dem Kiske-Somerville-Scheibchen) sticht optisch nicht nur aufgrund ihrer perfekt rubenesken Figur hervor, sondern auch mit ihrem in der Szene eher weniger oft gesehenen Kleiderstil. Durchaus bewegt informiert sie uns, dass dies die erste Show ohne den kürzlich verstorbenen Keyboarder sei, was eine persönliche Note ins Geschehen bringt. Melodisch rockend erleben wir erneut eine andere Facette des Frauenmetal zwischen Trällerelefen und Knüppelei - wobei, als sie meint, die Welt sei zwar bedrohlich, "but when I look at you I know everything will be alright", schaue ich mich um und zweifle daran dann doch, bevor mich mein Mitstreiter aufklärt: "Die meint nur uns zwei!" Stimmt. Gesegnet mit herausragendem Gesang kredenzen Trillium hervorragende Songs wie "Utter Descension", bevor sie den ehemaligen Gitarrero von After Forever auf die Bühne holen, mit dem Frau Somerville sämtliche Songs geschrieben hat, und der Ton merklich rauer wird. Amanda lässt sie langen blonden Haare kreisen dass es eine Art hat, so dass Nummern wie "Bow To The Ego" (hier geht es um die beliebte Jahrmarktattraktion "Bieg Den Egon") oder "Path Of Least Resistance" zu kleinen Highlights werden. Famos!

Etwas dann doch zu viel des Guten wäre die nachfolgende Dame wohl sogar dem oben schon herangezogenen Peter Paul R. gewesen - aber Sarah Jezebel Deva (auch genannt Dezibel) schert sich wie immer keinen Deut um irgendwelche Moral-, Stil- und Figurwächter und tritt gewohnterweise in Strapsen und Mieder an. Sie verkündet der irgendwie spärlicher werdenden Menge, dass man sich freue, wieder hier zu spielen ("Last time didn't go so well for us", was immer da wohl passiert sein mag), und relativ bald gibt's ein Stückchen von ihrem Hauptarbeitgeber zu hören: "This Is My Curse" sei eigentlich für sie und Dani Filth, aber der sei nicht da, sondern grade beim Bingo, erklärt sie uns in feinstem Englisch. Dani grunzt somit vom Band, der Song ist trotzdem gut, sie macht ein wenig Propaganda für Sea Shepherd, die umstrittene Organisation des verwegenen Paul Watson, den auch schon Tommy Lee beim Crüe-Konzert in Bamberg hochleben ließ (man scheint die Szene zu eigenen Zwecken zu nutzen, und es scheint zu klappen), es folgen noch "Silence Please" und "I'm Calling", bevor dann plötzlich aus ist. Obwohl noch 15 Minuten Spielzeit da gewesen wären. Also, Sarah, wenn du insgesamt nur 50 Minuten hast und davon eine viertel Stunde ungenutzt lässt, dann brauchst dich nicht wundern wenn dich keiner irgendwohin bucht. Strange.

Die nun tobenden Trail Of Tears aus Norwegen kann ich nur für einige Minuten beobachten, da uns zeitgleich Xandria-Chef Marco Heubaum Rede und Antwort steht (im übrigen war der Backstage-Bereich sehr entspannt und bot VIP-Bieseln, da man dort nicht wie im Rest der Halle 50 Cent berappen musste - eigentlich ein Gag bei 70 Euro Eintritt!). Die Tränenspur glänzt dabei durch schlichte Kleidung, eine Mischung aus Grunz- und Cleangesang und einem ziemlich heavy Gothic/Dark Metal-Sound, der ganz und gar ohne Symphonie auskommt.

Wie er uns im Interview bereits ankündigt, serviert Marco Heubaum und seine Kombo Xandria in ihrem Gig fast ausschließlich Songs vom aktuellen Album Neverworld's End, das durch eine deutliche Kurskorrektur hin zu heftigerer Gangart gekennzeichnet ist. "A Prophecy Of Worlds To Fall", "Valentine", "Call Of The Wind", ich kenne trotz durchaus belegter Xandria-Freundschaft nix (neues Album fehlt noch in der Sammlung), aber es geht durchaus deftiger zur Sache als früher. Die wieder angeschwollene Publikumsschar zeigt sich entzückt, Sängerin Manuela Kraller, die seit 2010 den Platz von Lisa am Mikro eingenommen hat (die im Backstage-Bereich auch umherschwirrt und meinen Kollegen und mich erst mal halb niederknutscht, nachdem ich ihr erzählt habe, dass wir schon drei Mal gequatscht haben), passt bestens zum krasseren Sound, und es dauert bis ganz zum Ende des Sets, bevor mit "The End Of Every Story" und "Ravenheart" ("das müssen wir spielen", meint Marco im Interview, "das ist ja unser Smoke On The Water!") zumindest zwei Songs aus der älteren Schaffensphase folgen. Nachdem ich die neuen Sachen nicht kenne, fällt mir ein Urteil etwas schwer, aber eine energiegeladene Vorstellung war das in jedem Fall. Fein.

Epica haben ja ein durchaus sperriges neues Album am Start, aber das tut der Freude am Besuch der Mannen um Simone Simons nicht den geringsten Abbruch. Gehüllt in ein futuristisch anmutendes Bühnenbild aus Scheinwerfern, schmeißen sie sich mit "Karma" und "Monopoly On Truth" gleich zwei Nummern neuesten Datums ins Volk, das durchaus berückt mitgeht. Simone ist natürlich wie stets eine Augenweide, aber auch stimmlich gibt es hier nichts zu mäkeln. "Sensorium", "Unleashed" und "Martyr Of The Free World" heißen die weiteren Kapitel in diesem letzten Akt des Festivals, bei dem sich die Kollegen auch weidlich bei den nun eingesetzten Pyro-Effekten bedienen. Das ist alles heavy und komplex, aber durchaus spannend gebracht, womit Epica einen würdigen Headliner abgeben. Zwischendurch bekomme ich von zwei belgischen Damen noch einen fetten Respekt für mein T-Shirt ("what does this mean, di sohne isd ein dreggsagg?"), bevor mit der Zugabe-Runde, bestehend aus "Delirium", "Blank Infinity" und "Consign To Oblivion" Ruhe im Karton ist.

Also, was sagen wir? Belgien an sich braucht zwar nach wie vor niemand, aber die Leute sind nett und entspannt, das Festival bestens zusammengestellt und organisiert, und in der Appelsveer steigen wir gerne wieder ab. Also gut, so schlecht ist das Land doch nicht. Nächstes Jahr Ausgabe 11.

Holgi

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