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Konzert-Bericht

Alice Cooper, Whitesnake & Fatro

Olympiahalle, München 26.11.2008

Wie fasst es der geniale Oberarzt Ringsgwandl zusammen? "Hait spuit der Plazido Domingo in der Olympiahaaalle, so ein menschlich feiner Zug, der singt heut für uns aaaalle". So oder so ähnlich ist es heute abend, denn es haben sich gleich zwei Größen des klassischen Hard Rock-Lagers angesagt: mit David Coverdale dürften wir uns auf den nach einigen Einschätzungen "letzten Rockstar der Welt" freuen, und mit der alten Gruseldame Alice grüßt einer der Helden, die allen Irrungen und Wirrungen zum Trotz immer das gemacht haben, was sie wollten.

Offenkundig ist man im Veranstalterlager bemüht, den schwindenden Besucherzahlen (mal abgesehen von Acts wie Metallica und AC/DC, deren Gigs scheinbar jeweils ausverkauft sind, bevor sie überhaupt angesetzt werden) zu begegnen - mit einem Mittel, auf das schon die guten alten Universal Filmstudios verfielen. Als die einzelnen Figuren für sich nicht mehr genug Publikum zogen, traten sie einfach als Gespann auf: Frankenstein Meets The Wolf Man hieß es da, oder House Of Dracula, wo sie sich dann gleich alle versammelten. Wenngleich man zugeben muss, dass heutige die Paketierung "Coverdale Meets The Snake Man" absolut attraktiv und stimmig ist, ist die Olympiahalle trotzdem großzügig abgeteilt - spricht bei weitem nicht voll geworden. Und auch so spaziert es sich noch angenehm durch die lichten Reihen, wo sich gar nicht so viele angegraute Hard Rocker mit "1987"-Shirts, sondern viele schicke Damen mit Handtäschchen tummeln. Holgi, langsam musst du aufpassen, sonst landest du noch bei Bryan Adams.

Den Opener Fatro, der ja schon im letzten Jahr als Sieger eines Bandcontests für Bon Jovi eröffnen durfte, konnte ich leider nicht verfolgen. Denn wenn ich mit einem nicht gerechnet hatte, dann mit Pünktlichkeit: schlag acht betritt Meister Coverdale die Bühne und steigt mit "Best Years" in einen Set ein, den er selbst als Streifzug durch 30 Jahre Bandgeschichte bezeichnet. Die Band ist wie gewohnt gut aufgelegt, nutzt die etwas kahle Bühne (Backdrop und sonst nix) gut aus und sorgt für einen wuchtigen Sound. Der Cheffe selber glänzt wieder mit einer unverschämt guten körperlichen Form, aber was zählt ist natürlich die Sangesleistung, bei der so viele seiner Jahrgangskollegen mittlerweile ja scheitern. Und nach einer kurzen Einarbeitungsphase mit "Love Ain't No Stranger" ist hier alles im grünen Bereich. Die ganz hohen Screams erspart er sich durch teilweise fauchendes Grollen, aber die wichtigen "Yeahs" und "au aus" passen nach wie vor. Während die Kombo, allen voran "King Of The Abs" Doug Aldrich die Riffs gut gelaunt aus der Hüfte feuert, fällt die etwas unglückliche Setwahl auf, die gleich am Anfang zwar den Reißer "Fool For Your Lovin'" bringt, aber auch einige Stücke präsentiert, die nicht gerade zur ersten Garnitur der Schlange zählen ("Can You Hear The Wind Blow", "Lay Down Your Love"). Ein echtes Highlight setzt Coverdale jedoch mit einer wunderbaren, akustischen Fassung des Schleichers "The Deeper The Love", wo er sich stimmlich hervorragend präsentiert. Die Handtaschendamen nicken wohlwollend. Danach der nächste Schmuseangriff, "Is This Love" - das ist schön und gut, aber stimmungszuträglich ist das ja nicht gerade. Und dann kommt leider auch noch jene stets und immer und unausweichlich komplett überflüssige Ingredienz leider vieler Konzerte: das Guitar Hero Gniedelsolo. Auch genannt Zeit schinden auf hohem Niveau. Na, danach kocht die Halle nicht gerade über, also was machen wir jetzt? Den nächsten Leisetreter: "Ain't Gonna Cry No More Today" kommt in akustischem Gewand daher, und "Ain't No Love In The Heart Of The City" zaubert wie immer eine wunderbare Atmosphäre, Coverdale singt wunnebar, aber David, wo bleiben die Kracher? Nun, er scheint uns zu erhören, mit "Give Me All Your Love Tonight" rockt das Haus endlich amtlich. Die Herren bringen sogar das Kunststück fertig, einen der wohl ausgelutschtesten Titel der Rockgeschichte zumindest live hörbar zu machen: "Here I Go Again" wird den Dorfmusi-Touch wohl nie mehr los, aber hier und heute geht das. Mit einem durchaus bombastischen "Still Of The Night" setzen sie dann noch ein Rufezeichen, bevor Schicht im Schacht ist: "Be Safe - Be Happy - And Don't Let Anybody Make You Afraid", verabschiedet sich der Meister sympathisch wie stets. Bei den Tonband-Klängen von "We Wish You Well" sinnieren wir: die Spielzeit von 90 Minuten ist sehr ausführlich, zu befürchten war deutlich weniger. Aber warum er solche Klassiker wie "Love Hunter", "Slow An' Easy" oder "Crying In the Rain" zu Gunsten unnötiger Nummern im Gepäck gelassen hat, das bleibt sein Geheimnis.

Pause, Umbau, 30 Minuten (Lob an die Organisation - das geht also doch alles, wenn man will!!), Lights out, jetzt heißt es Tür an Tür mit Alice. Der brettert ganz anders durchs Unterholz: "No More Mr. Nice Guy", "Under My Wheels", "I'm 18" - so sieht ein Konzertauftakt aus! Mr. Fournier ist gut gelaunt, fein geschminkt - und sieht mit seinen Falten langsam aus wie ein Hush Puppy. Aber singen tut er auch, und zwar sehr manierlich. Weiter im Text mit "Woman Of Mass Destruction" und dem Kracher "Feed My Frankenstein" - wieder gilt das alte Motto von Wayne und Garth: we're not worthy! Großes Kino. Ein feines akustisches Gitarrengeschrammel bereitet dann "Be My Lover" vor, bevor mit "In Touch With Your Feminine Side" die erste Nummer vom feinen neuen Album Along Came A Spider folgt. So langsam vermissen wir aber hier die ganz großen Show-Effekte, die der Herr ja üblicherweise so mitschleppt - komplettes Monsterlabor, Guillotine und übrige Dinge hat er normalerweise im Gepäck. Nun, zunächst wirft er jetzt bei "Dirty Diamonds" mit lustigen Perlenketten um sich, das macht schon ein wenig Laune. Auch der Meister selbst wirkt durchaus engagiert und scheint Freude am Geschehen zu haben. Nach einer weiteren neuen Nummer, "Vengeance Is Mine", bei der wir elegantem Schwertfuchteln zusehen dürfen, springen dann zu "China Girl" aber dann endlich Schaueffekte in Form von zwei Fächerdamen aus dem Gebüsch: die werden von Alice dann auch mit "my little girls" begrüßt und gehören zur Familie. Dann ist er erst mal weg, denn es gibt ein Drumsolo, bei dem sich alle Instrumentalisten ums Schlagzeug versammeln und jeder draufdreschen darf. So eine Art Slipknot per Kurzeinlage, die allerdings leider in ein ziemlich lärmiges Instrumental übergeht. Dann aber wieder in die Vollen: "Welcome To My Nightmare" wird mit allen Mitteln der Kunst und in voller Länge abgefeiert. Puppen, Tänzer, Mummenschanz, Zwangsjacke, jetzt ist alles an Bord, was man sich erwarten darf. Sehr fein auch das bedächtige "Only Women Bleed", das in ein inszeniertes Ehedrama mündet - eben das Moralitätenspiel, das Mr. Cooper ja nach eigenem Bekunden völlig moralisch darbietet. Und genau deshalb endet er am Galgen, optisch wie erzählerisch. Das war lang, hat einige auch überfordert, und deswegen reagiert die Meute auch begeistert, als "School's Out" den Abschluss einleitet (weißer Frack, weißer Zylinder, versteht sich). Dann ist aus, und im Gegensatz zu Coverdales Kombo kommen sie nochmal zurück: "Billion Dollar Babies" kommt fein an, aber klar wartet die Halle auf den kommerziell größten Erfolg und wird dann auch belohnt. Das ist dann wie bei Iron Maiden, Metallica und anderen: der bei vielen populärste Song wird live wie immer am schlechtesten gebracht, aber das juckt die Bayern 3-Klientel nicht, Hauptsache man kann beschwingt mitwippen. Na, es war noch halbwegs anständig. Nach einer feinen Verabschiedungsrunde (wo er Jubel auch für sich einfordert - "what about me? Remember me?") ist aus.

Kurz und gut: schönes Paket, beste Organisation. Danke schön.

Setlist Whitesnake(Preisausschreiben: zählen Sie das Wort "love"):

Best Years
Fool For Your Lovin'
Can You Hear The Wind Blow
Love Ain't No Stranger
Lay Down Your Love
The Deeper The Love
Is This Love
A Fool In Love
Ain't Gonna Cry No More
Ain't No Love In The Heart Of The City
Gimme All Your Love Tonight
Here I Go Again
Still Of The Night

Setlist Alice Cooper:

No More Mr. Nice Guy
Under My Wheels
I'm 18
Woman Of Mass Destruction
Feed My Frankenstein
Be My Lover
In Touch With Your Feminine Side
Dirty Diamonds
Vengeance Is Mine
China Girl
Welcome To My Nightmare
Only Women Bleed
School's Out
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Billion Dollar Babies
Poison

Holgi

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