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Konzert-Bericht

Bon Jovi, Nickelback & 2feelgr8

Olympiastadion, München 28.05.2006

Ein regnerischer Vormittag Ende Mai ist ja schon einmal die optimale Voraussetzung für ein Open Air im Münchener Olympiastadion, aber es wär ja nicht das erste Mal, dass sich Bon Jovi mit etwas Nässe in München auseinandersetzen müssten. Der Wettergott zeigte sich allerdings gnädig und es kamen doch tatsächlich mal kurzfristig die Sonnenstrahlen raus und während des Konzerts hielt sich der Himmel konstant bedeckt, aber gut, so viel zu den Randbedingungen.

Nachdem sich schon mal ein paar Tausendschaften im weiten Rund des Olympiastadions versammelt hatten durften die Gewinner des Beta Recording Wettbewerbs namens 2feelgr8 für knappe 30 Minuten die Bühne erklimmen. Die sechs Jungs aus Lüdinghausen (Nähe Münster) waren sichtlich bemüht ihre Mischung aus Ska, Punk, Reggae, Rock und auch Jazz an den Mann und die Frau zu bringen und kamen teilweise gar nicht mal so schlecht beim Publikum an. Der Sound war zwar ziemlich durchwachsen, aber 2feelgr8 hatten Spaß auf der großen Bühne und sorgten somit schon mal für mitwippende Füße und das ein oder andere Lächeln auf dem Gesicht. Bestes Lied war "James Bond", mit dem sie übrigens auch den Wettbewerb gewonnen hatten. Ordentliche Leistung!

Um 18:30 Uhr betraten Nickelback die Bühne und erwischten mit dem coolen "Animals" vom aktuellen Album All The Right Reasons einen mehr als amtlichen Start. Schade nur, dass der Sound nur ein bisschen besser war als bei 2feelgr8. Was danach eine knappe Stunde lang folgte war ein Best Of Programm der letzten drei Alben, wobei da auch schon der Kritikpunkt wäre: man hatte immer den Eindruck als ob die vier Kanadier mit angezogener Handbremse agierten. Mit den Singleauskopplungen wurde zu sehr auf Nummer Sicher gegangen, wobei man fairerweise auch sagen muss, dass eben ohne diese Songs der Bekanntheitsgrad niedriger wäre und deswegen auch für das Mainstreamrock Publikum das eine durchaus gelungene Setlist darstellte. Insgesamt war das eine gute Leistung der Truppe um Sänger/Gitarrist Chad Kroeger, der den Kontakt mit dem Publikum suchte und dabei immer sympathisch rüber kam. Trotz der begrenzten Spielzeit war immer noch Zeit um T-Shirts in die Menge zu schießen und zwischen "Savin' Me" und "Figured You Out" Rammsteins "Du Hast" anzuspielen, sehr cool! Nach dem Überhit "How You Remind Me" war dann Schluss und die Bühne somit frei für Bon Jovi. Um Nickelback allerdings mal als Rockband mit einer gehörigen Portion Metal zu erleben, sollte man dies auf deren eigener Headlinertour austesten.

München, Olympiastadion, 20 Uhr, volle Hütte mit ca. 75.000 Besuchern, ein Intro ertönt. Bühne frei für eine der weltweit größten Rockbands. Mit "Last Man Standing" vom aktuellen Album erstürmen Bon Jovi um zwei Gastmusiker erweitert (ein zusätzlicher Keyboarder und ein weiterer Gitarrist) die Bühne. Mit einem dicken Grinsen im Gesicht und umgeschnallter Gitarre schreitet "Johnny Boy" auf einem Steg durch die Menge und bringt die Stimmung zum Kochen. "You Give Love A Bad Name" lässt die älteren Fanherzen höher schlagen um danach bei "Captain Crash And The Beauty Queen From Mars" Fans neueren Datums zu beglücken. Besser kann man ein Konzert fast kaum beginnen. Auffällig schon nach den ersten drei Liedern war die Tatsache, dass das Hinzufügen eines weiteren Gitarristen eine verdammt gute Wahl war, die Lieder rockten wieder mehr als man es schon mal von Bon Jovi gewohnt war. Das schon lange nicht mehr gehörte "I'd Die For You" und "Born To Be My Baby" trieben die schon gute Stimmung noch immer weiter voran und im ganzen Stadion konnte man überall Leute sehen die von ihren Sitzen aufsprangen und mitmachten. Mit "Story Of My Life" und "I Wanna Be Loved" vom Have A Nice Day Album ging's weiter, danach kamen "Everyday" und "I'll Sleep When I'm Dead" dran und daraufhin folgte eine Überraschung: "The Radio Saved My Life Tonight" (auf dem Boxset 1000000 Bon Jovi Fans Can't Be Wrong vorhanden). Meines Wissens noch nie live gespielt, kam aber sehr gut an. Es dauerte eine geschlagene Stunde bis das Tempo gedrosselt wurde. Keyboarder David Bryan sang die ersten Zeilen von einer der besten Balladen der New Jersey Jungs, "In These Arms" mit dem bis dato höchsten Mitsingfaktor. Schlag auf Schlag ging es dann weiter mit dem Titelsong des aktuellen Albums, der nächsten Singleauskopplung "Who Says You Can't Go Home" und "It's My Life". Danach war erst mal Schmusestunde angesagt. Bei "Blaze Of Glory" und "Bed Of Roses" setzte man auf die Acoustic Versionen, die aufzeigten, dass Bon Jovi in ihrer langjährigen Karriere als Songwriter sehr gereift sind. "I'll Be There For You" gab es dann mit Richie Sambora an den Lead Vocals, der nebenbei bemerkt leicht mitgenommen aussah.
"Livin' On A Prayer" beendete dann schließlich den ersten Teil des Sets. Lange musste sich Bon Jovi nicht bitten lassen um wieder die Bühne zu erklimmen und dann geschah etwas Unfassbares, sie haben es wirklich getan, "Dry County", der wohl großartigste und "progressivste" Song, den Bon Jovi in ihrer langjährigen Bandgeschichte geschrieben haben, wurde gespielt und setzte den Verfasser dieser Zeilen in einen neuneinhalbminütigen Trancezustand. Worte reichen dazu nicht aus um das zu beschreiben! Gleich danach kam der "Cowboysong", "Wanted Dead Or Alive" als Tüpfelchen auf dem i. Und gleich hinterher Party mit "Someday I'll Be Saturday Night" und "Keep The Faith", was dann allerdings von Mr. Jon Bon Jovi nach dem ersten Refrain "unterbrochen" wurde weil sein Footballteam, Philadelphia Soul, an diesem Tag in den Playoffs spielten und gerade am Gewinnen war, so sei ihm das natürlich verziehen, der Rest der Band spielte jedenfalls munter weiter. Noch mal kurz Pause und es erschallten die "Glocken der Freiheit". "These Days" beendete ein Konzert nach ganz knapp drei Stunden mit einer nahezu genialen Auswahl aus alten und neuen Songs.
Nach so viel Lob aber auch ein ganz klein wenig Kritik: manchmal war der Sound etwas zu wummernd und der Gesang ging unter und, wenn man schon einen Laufsteg durch die Meute legt, dann könnte der auch ein bis dreimal mehr genutzt werden, aber Schwamm drüber und die Fanbrille wieder aufgesetzt.

Jedenfalls hier noch mal schriftlich für alle Lästermäuler: zugegeben, Bon Jovi waren ab Mitte der 90er keine reine Hardrockband mehr und sind stark Richtung Mainstream gegangen und haben sich auch zu deutlich poppigeren Songstrukturen hinreißen lassen als jemals zuvor, von denen sich auch letztendlich viele alte Fans abgewendet haben und Bon Jovi daraufhin mit Ignoranz straften. ABER: wer drei Stunden lang wirklich R.O.C.K.T., für einen hohen Entertainmentgehalt sorgt, eine superbe Lichtshow aufweist, die Menge so im Griff hat, eine klasse (und lange) Setlist aufweist, eine sehr gute Vorband als Anheizer dabei hat und dann auch noch das Münchener Olympiastadion zu seinem Lieblingsstadion in Deutschland deklariert, der hat nichts anderes als die imaginäre Höchstnote verdient! In der Form sind in Sachen Stadionrock Bon Jovi eine unschlagbare Macht und das sollen andere Bands erst mal nachmachen!

Setlist Nickelback:
Animals
Woke Up This Morning
Photograph
Too Bad
Far Away
Never Again
Someday
Savin' Me
Figured You Out
How You Remind Me

Setlist Bon Jovi:
Last Man Standing
You Give Love A Bad Name
Captain Crash And The Beauty Queen From Mars
I'd Die For You
Born To Be My Baby
Story Of My Life
I Want To Be Loved
Everyday
I'll Sleep When I'm Dead
The Radio Saved My Life Tonight
Wild In The Streets
In These Arms
Have A Nice Day
Who Says You Can't Go Home
It's My Life
Blaze Of Glory
Bed Of Roses
I'll Be There For You
Bad Medicine (mit Shout)
Raise Your Hands
Livin' On A Prayer
---
Dry County
Wanted Dead Or Alive
Someday I'll Be Saturday Night
Keep The Faith
---
Bells Of Freedom
These Days

Andi

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