Konzert-Bericht
Obituary, Dust Bolt & Mynded
Backstage, München 07.07.2014
Wenn Obituary zum Tanztee bitten, bleibt der Ruf nicht unbeantwortet. Und so pilgern die schwarzen Horden Richtung Backstage um den Death Metal-Veteranen zu huldigen. Mit im Gepäck hat die Truppe zwei lokale Acts, namentlich Dust Bolt, die sich in der Szene inzwischen durchaus etablieren konnten und Mynded, einen jungen vielversprechenden Newcomer am Thrash-Himmel.
Die dürfen dann auch gleich den Anfang machen und nutzen die Gunst der Stunde. Zwar ziehen es viele vor angesichts des schönen Wetters noch vor der Halle ihr Bier zu genießen, dennoch dürfen sich Mynded über ansprechend viel Publikum freuen. Dass ihnen das natürlich gefällt, ist selbstredend, schlägt sich aber auch in der Performance nieder. Mynded sind kommunikationsfreudig, gehen immer wieder auf das Publikum ein, das im Laufe der Show seine Scheu verliert, und reißen nebenbei auch noch einen ansprechenden Gig ab. Die Bewegungsfreude der Jungs ist schon beachtlich und unterstreicht das Potenzial von Old school-Krachern wie "Devastation" oder "Nuclear Downfall", die das Publikum nicht nur zum Mitwippen, sondern auch zum Headbangenen animieren. Saubere Sache, Chance genutzt, Elfmeter versenkt, Punkt für Mynded. Freue mich auf weitere Auftritte.
Dust Bolt durfte ich anno 2012 beim Rock Am Härtsfeldsee zum ersten Mal sehen, die Performance damals war unbefangen, unbeschwert und voller Energie. Genauso wie zwei Jahre später im Vorprogramm von Obituary. Dust Bolt haben Hummeln im Arsch und nutzen die ganze Breite der Bühne um permanent in Action zu bleiben. Sicherlich merkt man den Jungs eine gewisse Routine an, die sie sich in der Vergangenheit erarbeitet haben, was aber keine Auswirkung auf die Stimmung hat. Hier wird gemosht und mitgegrölt, was der Nacken und die Kehle hergeben. Angesichts des dargebotenen Materials, bei dem man u.a. "Toxic Attack" oder das herausragende "Agent Thrash" auf die Mütze bekommt, ist sogar ein Circle Pit die angemessene Art der Huldigung. Dust Bolt sind nach wie vor ein Hingucker und mit derart starken Songs im Gepäck dürften die Jungs noch einen weiten erfolgreichen Weg vor sich haben.
Kuschelig wird es vor der Bühne, als die Lichter für Obituary aus gehen. Mit den ersten Tönen kommt dann aber stante pede Schwung in die Menge. Im Pit-Bereich beginnen die ersten zaghaften Annäherungsversuche, die aber schnell an Intensität gewinnen, in gleichem Maße, wie die Musik durch die Boxen gepfeffert wird. John Tardy und Co. sind ziemlich gut aufgelegt, auch wenn die Interaktion mit dem Publikum nicht wirklich berauschend ist, aber das war sie in der Vergangenheit auch schon nicht. Dafür passt die Songauswahl umso besser. Neben einigen Nummern neueren Datums geht die Menge selbstredend bei den alten Klassikern steil. "Bodybag" sorgt für kollektives Ausrasten, "Chopped In Half" und "Turned Inside Out" lassen ein Haaremeer entstehen bevor Obituary mit "Back To One" das Tempo etwas anziehen. Mit "The End Complete" schäumt die Menge nochmal so richtig auf, bevor "Dead Silence" das vorläufige Ende der Show bedeutet. Aber Obituary lassen sich nicht lange betteln und steigen in einen drei Songs umfassenden Zugabeblock ein. Zunächst unterschreiben die Florida Deather mit Blut ("Inked In Blood"), wälzen sich vor Schmerzen ("I'm In Pain") und gehend dann in einem furiosen Finale qualvoll zu Grunde ("Slowly We Rot"). Besser kann ein Konzert eigentlich nicht ausklingen. Weitere Zugabeforderungen werden zwar nicht mehr erfüllt, dennoch herrscht ringsum Zufriedenheit. Anschließend herrscht überall die einhellige Meinung, dass Obituary einfach einen schweinegeilen Gig abgeliefert haben und gerne noch viele viele Mal in unsere Breitengrade kommen sollten.