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Festival-Bericht

Earthshaker Festival

mit Manowar, Nightwish, Children Of Bodom, Dimmu Borgir, Exilia, Die Apokalyptischen Reiter, Loudness, Grave Digger, Rhapsody, Bludgeon, Masterplan, Hypocrisy & J.B.O.

Festivalgelände Geiselwind, Geiselwind 22. & 23.07.2005

Großes hatte man angekündigt für das diesjährige Erdenschütteln in Geiselwind: die einzige, größte, beste, schönste Open Air Show von Manowar, unterstützt von tausenden Fans, einem Chor, einem Orchester, ja sogar Christopher Lee stand im Aufgebot, um höchstselbst zu uns zu sprechen. In ungeahnte Dimensionen wollte man vorstoßen - vor zwei Jahren, so erzählte mir das Carsten von Evidence One im Interview, war das alles noch ein Zeltfestival, für vielleicht mal 3000 Nasen, die in erster Linie deutsche Bands bestaunten. Das muss größer werden, so die Devise der Familie Strohofer, Besitzer des Auto- und Truckerhofs Geiselwind, die das Ganze zusammen mit Common Ground Media ausheckt. Ein Rockfestival im Süden der Republik, das ist immer lobenswert, zumal wenn so zentral gelegen und gut erreichbar wie in Geiselwind. Immerhin war Nordbayern schon immer eine Hochburg, schon zu seligen Monsters Of Rock-Zeiten - denkwürdiges spielte sich da ab in Nürnberg, anno 1987, als Deep Purple, Dio und Warlock sich die Ehre gaben.

Gleichzeitig ist das Gelände beim Autohof Geiselwind bestens für einen Event diesen Zuschnitts geeignet: direkt an der Autobahn, genügend weit weg von der Zivilisation, dass der Metaller auch nächtens fröhlich lärmen kann, ohne den Bürger zu erschrecken. Nichts also zu vermuten von jenen organisatorischen Ausrutschern (Parken mitten im Industriegebiet), die seinerzeit in Schweinfurt 1988 zum pressewirksamen Fiasko führten. Auf der Pressekonferenz im Februar hatte man schon hohe Erwartungen geweckt, und das Billing kündete auch wahrhaft Eindrucksvolles an: neben den besagten Manowar gab es keineswegs nur Füllmaterial, sondern erste Adressen wie Nightwish, Children Of Bodom, Dimmu Borgir. Auch die deutsche Fraktion durfte natürlich nicht fehlen und gab sich in Gestalt von Destruction, Primal Fear, J.B.O., den Apokalyptischen Reitern und Grave Digger die Ehre. Schwere Schlagseite hin zum klassischen Metal also, und das nimmt der geneigte Schreiberling sehr wohlwollend zur Kenntnis.

Freitag, 22.07.2005

Aufgrund der weiteren Anreise und einer wieder einmal lustigen Verkehrssituation gehen mir Symphorce, Graveworm und Evidence One komplett durch die Lappen. Aus Augenzeugenberichten ist jedoch zu entnehmen, dass Graveworm gut abräumen und auch Evidence One einen respektablen Gig liefern.
Endlich angekommen, stellt sich heraus, dass das Wetter zunächst mal alles andere als optimal ist: es hat vorher heftig geregnet, die Parkplätze auf den Wiesen haben sich teilweise in schlammige Rutschbahnen verwandelt. Nix wie raus, und schön im Ort auf einem öffentlichen Parkplatz zur Ruhe gekommen. Danke, Hotel Lamm! Erwartungsfroh marschiere ich dann hin zum Einlasshäuslein, hole mir dort recht problemlos die Pressepässe und mache mich auf den Weg zum Gelände. Dort geht allerdings die Fragerei schon los: kein Mensch, weder Security noch Label-Abgesandte, haben auch nur irgendeine Ahnung, wohin die Journaille gelenkt werden soll, wenn es um Interviews geht. Nach ungelogen 45 Minuten Umherirren auf dem Gelände, während derer ich den Auftritt von Exilia, der gerade läuft, leider nur aus den Augenwinkeln mitbekomme, findet sich endlich ein gnädiger Mensch, der mich zum Backstage Bereich bringt. Auch wenn ich das Wirken der Italiener bestenfalls halb verfolgen konnte, Exilia lassen es gewaltig krachen, und das belohnt auch die angesichts der noch frühen Stunde (so gegen zwei Uhr nachmittags) durchaus zahlreiche Anhängerschaft vor der Bühne. Frontsirene Masha schmettert die groovigen Crossover-Geschosse mit derartiger Ferve ins Publikum, dass man meint, hier wären schon die eigentlichen Headliner unterwegs. Am Start ist reichlich Material vom aktuellen Album Unleashed, und vor allem die Single "Can't Break Me Down" macht gewaltig Laune. Sauberer Auftritt, beste Stimmung.

Leider wieder nur in Fragmenten rauschen die Apokalyptischen Reiter an mir vorbei, doch die Eindrücke aus dem Backstage-Bereich und die letzten paar Songs, die ich noch direkt mitkriege, lassen keinen Zweifel: die Jungs lassen es gehörig krachen. Dr. Pest und seine Mannschaft hauen mächtig zu, und die immer zahlreicher erscheinenden Schlachtenbummler honorieren die Kombination aus deutschen, stilisierten Texten, mittelalterlichen Elementen und stampfenden Rhythmen. Immer wieder bemerkenswert: die gute Atmosphäre, die trotz Tageslicht und Nieselregen jetzt schon herrscht.
Diese Atmosphäre verliert sich leider gerade in dem Moment wieder, als uns alte Bekannte einen Besuch abstatten, auf die man eigentlich neugierig war: die Japaner Loudness, ihres Zeichens legendäre Metal-Samurais der 80er, entern seit mehr als zehn Jahren wieder einmal eine europäische Bühne. Unglaublich, aber wahr: sie sind eigens für dieses Festival angereist, wie sie uns im Interview erzählen, und präsentieren uns neben älteren Nummern auch ihre neue Scheibe Racing, die im September in die Regale kommt. Außer ein paar Hardcore-Freaks, von denen einer sogar das sagenumwobene Europa-Debüt Thunder In The East als LP (!) mitführt und demonstrativ hochhält, interessiert das hier leider nur fast keinen. Im Vergleich zu Exilia oder den Reitern ist der Raum vor der Bühne gähnend leer, die Beifallsbekundungen sind zurückhaltend bis mäßig. Besonders mitreißend ist der Gig auch nicht, irgendwie wirkt das alles nicht so spannend, auch wenn die Jungs und später sagen, dass sie selbst mit dem Auftritt zufrieden waren. So richtig Englisch können sie auch immer noch nicht, und so sind Ansagen und Texte schwierig zu deuten. Schade, hier hätte man sich mehr erwartet. Aber wenigstens waren sie im Interview sehr engagiert und gut drauf - siehe dort. Auch bei der Signierstunde tummeln sich bei Loudness einige wenige Freaks (wieder der mit der LP, der hat wirklich alle dabei), während die Reiter schon eine beträchtiche Schlange erwartungsfroher Anhänger produzieren.

Langsam wird es nun etwas dunkler über dem Gelände, die Lightshow kommt etwas mehr zum Tragen, und die Backdrops wirken etwas besser. Gute Voraussetzungen also für Grave Digger, die immerhin schon eine ganze Stunde Spielzeit zur Verfügung haben. Die nutzen Chris Boltendahl und seine Grabschaufler auch weidlich aus: routiniert stürzen sie sich in ein Set, das vom Opener "The Last Supper" weg sofort die gewohnte Qualität des Vierers aufweist. 25 Jahre Bühnenerfahrung zahlen sich eben aus: Bolte weiß, was Metallos wünschen, und bringt zielsicher Stücke wie "Knights Of The Cross", "Valhalla" und "Excalibur" an den Start. Von der aktuellen Scheibe gibt's noch "Grave In The No Man's Land" zu bewundern, bevor es mit "The Grave Digger" in die letzte Runde geht. Keine Frage, dass uns Chris und seine Mannen nicht ohne das unverwüstliche "Heavy Metal Breakdown" ziehen lassen. Auf die Diggers ist halt Verlass - wie schon damals bei Live aus dem Alabama (dazu siehe das Interview)!
Die Menge, die stetig anwächst und mittlerweile wohl so etwa vier Tausendschaften zählt, ist begeistert - ein klares Zeichen, dass klassischer Metal made in Germany (wieder oder immer noch?) angesagt ist. Da gibt's für nächstes Jahr ja einige schöne Dinge, an die man denken mag: Udo, Doro, Blind Guardian, Edguy, das wären gern gesehene Gäste.

Nachdem der Zeitplan immer noch akribisch eingehalten wird - Hut ab dafür, das haben wir schon anders erlebt! - stürmen um kurz nach sieben dann die ersten wilden Finnen des Tages die Bühne. Alexi Laiho und seine Children Of Bodom entpuppen sich als die ersten wahren Gewinner des Tages. Ihr melodischer Death Metal kracht so derartig ins Kontor, dass es eine wahre Freude ist. Saitenhexer Alexi zeigt sich bestens aufgelegt und kreischt, was das Zeug hält. Es ist schon beeindruckend, mit welcher Virtuosität diese Jungs unterwegs sind, dabei aber gleichzeitig mit einer brachialen Härte auffahren, die einem die Mütze nach hinten dreht. "Needled 24/7", "Bodom Beach Terror" und "Bodom After Midnight" sind nur einige Highlights in einem Set, das sich großzügig aus allen Scheiben von Something Wild bis hin zu Hatecrew Deathroll bedient. Vor allem die meisterhaft flirrenden Solo-Duelle von Laiho und seinem Keyboarder Janne Warman drücken einem die Kauleiste immer wieder nach unten. Meine Herren, wenn man bedenkt, mit welcher musikalischen Dünnbrettbohrerei Lackaffen wie Poison und Ratt erfolreich waren, dann sieht man: in Finnland wird mit anderem Wasser gekocht. Saugut! Bei der folgenden Signierstunde werden die Jungs dann auch nahezu überrannt. Die ersten haben Glück und kriegen eine Unterschrift, gegen Ende der Session haben die Children dann etwas zu viel deutschen und damit im Vergleich zur Heimat billigen Sprit genossen und malen sich selbst voll... die jungen Leute, so sind sie halt.

Mitterlweile ist es nun völlig dunkel, und auf der Bühne herrscht emsiges Treiben. Die Spannung steigt deutlich, als für den bevorstehenden Gig von Rhapsody eine Burgruinenlandschaft aus Pappe aufgebaut wird. Das passt ja bestens zu den italienischen Bombast-Rockern - aber noch wichtiger ist, dass Saruman selbst mit ihnen auftreten soll. Christopher Lee hat uns ja selbst bei der Pressekonferenz erzählt, dass er live das Stück "Unholy Warcry" mit den Jungs zum Besten geben will.
Aber was ist denn das? Auf einer Videoleinwand erscheint auf einmal das Konterfei unseres Lieblings-Dracula, der erzählt, er weile gerade bei Filmaufnahmen far, far away (liest der uns grade die Anfangscredits von Star Wars vor?) und könne daher nicht kommen. Der Metal, dafür würden aber wir schon sorgen, der lebt ja schließlich immer. Richtig, aber eine maßlose Enttäuschung ist das trotzdem. Noch am Tag des Konzerts (!) wurde Lees Beteiligung ja schließlich auf allen möglichen Kanälen (Videotext ZDF unter Promi-News!!!) angepriesen. Dass das alles von Anfang an eine Ente war, daran glaube ich bis jetzt nicht - wieso sollte er denn im Januar für eine mickrige Pressekonferenz nach Geiselwind kommen, wenn er nicht ernsthaft plant, dann auch aufzutreten. Auf einem anderen Metal-Festival eine Woche vorher hat er wohl auch schon abgesagt - also sind wir nicht die einzigen Leidtragenden. Wie dem auch sei, ob er krank ist oder wegen den Terroranschlägen in England nicht ins Flugzeug steigen möchte - etwas mehr als die lapidare Videobotschaft hätte es schon sein dürfen. Erste krasse Enttäuschung.
Da hilft auch der jetzt folgende Auftritt von Rhapsody nix, der zumindest mich einfach nur maßlos langweilt. Üblicherweise bin ja bekanntlich für Bombast aller Art zu haben, aber das hier ist einfach nur noch öde und teilweise kitschig. Da bringen sie es tatsächlich fertig, als Backdrops Fantasy-Roman-Cover mit Grisu dem Drachen zu zeigen, und bei einem Song stehen sich ein Jüngling mit Flöte (ehrlich) und eine zugegebenermaßen schön anzusehende Dame gegenüber. Aber Freunde, ein Pastoral-Idyll brauchen wir hier nicht. Wenigstens stehe ich auf der Bühnenseite, auf der die Dame postiert ist. Ansonsten: in sich überflüssig.

Ganz und gar nicht überflüssig sind dann die Headliner dieses Tages: Nightwish sind nach wie vor die Helden der Stunde. Ihren Set konnte ich ja während der Hallentournee schon bewundern - aber kommt deshalb Langeweile auf? Aber in keinster Weise. Von der ersten Explosion an, die mich fast aus dem Fotograben haut, zeigen die Dame und die Herren deutlich, warum sie die Charts stürmen und sämtliche Hallen mühelos ausverkaufen. Ein wunderbar energiegeladenes "Dark Chest Of Wonders" eröffnet einen starken Auftritt, der von Glanzpunkten gesäumt ist. Tarja zeigt sich stimmlich (und optisch) in Bestform, Tuomas turnt agil über sein Keyboard-Set, und die Saitenfront in Form von Rübezahl Marco am Bass und Emppu als Johnny Guitarre lassen nichts anbrennen. Die Meute, mittlerweile schätzungsweise 15.000 Mann und bevorzugt schwarz gekleidet Frau, springt vom ersten Song an mit in die Bresche und feiert die Akteure gebührend ab. Auch showtechnisch geht es jetzt massiv zur Sache: meterhohe Flammen jagen fast schon bedenklich weit in den Bühnenhimmel, und immer wieder künden krasse Explosionen vom Anfang oder Schluss eines Stücks. Tarja schwenkt die ebenholzfarbene Mähne im Takt, animiert per Luftgitarre oder Händeschwenken zum Mitmischen oder posiert gemeinsam mit den Mitstreitern. Das alles immer mit der stolzen Vornehmheit einer klassischen Sangesdame, wohlgemerkt. Der Sound ist für ein Open Air überraschend gut, und das sehr angenehme Erfolgsrezept, das ja auch Iron Maiden anwenden - Songs statt Soli! - steigert die Fieberkurve immer höher.
Von der Songauswahl her bieten Nightwish das Material, das schon auf der Hallentour zu bewundern war: das aktuelle Album Once kommt mit dem deftigen "Planet Hell" und natürlich dem Hit "Nemo" zu Ehren, der immer noch nicht abgenutzt ist: Tumoas' Klavier-Intro wird mit Begeisterung quittiert. Auf den schönen Wasserfall-Effekt müssen wir dieses Mal leider verzichten, dafür gibt's allerdings einen wundbaren Konfetti-Regen. Weiter auf dem Programm stehen "Everdream", "Slaying the Dreamer" mit massivem Mosh-Alarm, "The Kinslayer", das mit seinem Stakkato-Rhythmus wieder mal alles plattmacht, selbstverständlich der Kracher "Wishmaster" und - für Tarjas erste Umkleidepause - ein Cover, das wie gewohnt Zöpfchenträger Emppu vorträgt. Dieses Mal gibt die Liedauswahl zunächst Anlass zur Sorge: nicht Dio oder Megadeth, wie schon erlebt, sondern Pink Floyd werden uns angekündigt. Und wer es schafft, einen Song selbst von diesen intellektuellen Langweilern mitreißend klingen zu lassen, meine Freunde, der hat's einfach raus. Frisch neu eingekleidet kommt Tarja nun wieder auf die Bühne - und sofort sucht man nervös nach dem Löschbutton, um wieder Platz auf der Digicam zu schaffen. Denn das, meine Freunde, muss für die Nachwelt aufgezeichnet werden! Hui, mehr sog i ned.
Ach ja, Musik gibt's auch noch, am Start stehen jetzt weiter gern gehörte Klassiker, aber bei "Kuolema Tekee Taiteilijan", dem wunderlichen finnischen Juwel von Once, gibt sich Tarja nun komplett alleine die Ehre - eine gelungene Einlage, bei der sie ihr stimmliches Potenzial komplett demonstrieren kann. Wieder im neuen Gewand bekommen wir als Zugabe noch ein geniales "Over The Hills And Far Away" kredenzt, bevor sich Nightwish bei "I Wish I Had An Angel" nochmal derartig ins Zeug legen, dass die nebenliegenden Autobahnkirche wackelt. Dann heißt es: mit dem Paul ist Schluss für heut'. Was lernen wir aus diesem Tag? Die finnische Bastion (inklusive der Kinners aus Bodom) zeigt, wie's gemacht wird. In your face, Mr. Lee! Aber am beste, am allerbesten war die Couch im Pressezelt: niemals saß man so wertvoll wie heute. Gut' Nacht.

Samstag, 23.07.2005

Der zweite Anlauf auf das Festivalgelände gestaltet sich am Samstag in einigen Aspekten positiver. Der Regen hat aufgehört, man hat das Gelände vom Müll des Vortags befreit, jede Menge Rindenmulch hingeschmissen und so die Schlammerei in den Griff bekommen. Außerdem wissen wir wenigstens, wo wir für die Interviews hinmüssen - und vor allem steigt so langsam die Spannung, was genau uns denn Manowar mit ihrer Show der Superlative alles vor den Latz knallen wollen.
Aber, was ist denn das? Wir sind zwar rechtzeitig da, aber die Running Order ist komplett durcheinander geschmissen: alle Bands müssen eine geschlagene dreiviertel Stunde früher ran, Bludgeon fliegen sogar ganz von der Hauptbühne. Das bringt einige der Akteure gehörig ins Schleudern, die das dann auch gar nicht witzig finden. Und jetzt gilt wieder: ich sehe einen Hund graben, das muss doch einen Grund haben?? Hat es auch: Manowar haben sich kurzfristig entschlossen, sage und schreibe drei Stunden auf der Bühne zu stehen. Das ist natürlich schön für die angereisten Anhänger, aber weniger schön für die restlichen Bands, die allesamt darunter leiden. Wir verpassen durch diese kleine Umstellung mal so eben einiges, auf das wir uns durchaus gefreut hatten: After Forever, Disbelief und vor allem Chefkoch Schmier mit Destruction gehen uns komplett durch die Lappen. Arg! Und da wir ja jetzt noch ein Interview mit Loudness haben, gegen deren Betreuer Nina Hagen aussieht wie eine Internatsgöre, können wir auch den Gig von Primal Fear nur erahnen - "Metal Is Forever" klingt zumindest auch im Backstage-Bereich genial wie immer. Schade - das hätten wir gerne gesehen und erzählt.

Aber dann ist es geschafft, wir gehen in Stellung, rechtzeitig für Masterplan. Mit ihrem traditionellen, melodischen Power Metal passen die beiden ex-Helloweenies und ihr Sangesmeister Jorn Lande bestens in diese Szenerie. Vom ersten Song "Crimson Rider" ab ernten die Meisterplaner Zustimmung vom Volk, das sich, vielleicht auch angespornt von der froh hereinschauenden Sonne, zahlreicher als gestern um diese Zeit versammelt hat. Musikalisch sind Roland Grapow und Uli Kusch natürlich über jeden Zweifel erhaben, und wenn Jorn Lande bei schwierigen Passagen wie etwa "Enlighten Me" vom Erstling auch ein wenig außer Puste kommt, macht der Auftritt trotzdem Spaß. Qualität made in Germany ist halt doch immer wieder ein Garant für metallische Freuden - siehe Grave Digger gestern. Nach dem Gig gibt sich Jorn Lande leutselig und wandert durch das Pressezelt, das heute überraschenderweise keines mehr ist, sondern jedem offen steht.

Eine ungleich härtere Gangart schlagen dann Peter Tägtgrens Aliens von Hypocrisy an - oder Haipokrait, wie es der heute auf einmal tätige Moderator nennt. Im Moshpit versammelt sich dazu das schwarz gewandete Volk und lässt sich von den Brettern der Finnen gerne eine Stunde lang ummähen. Steuerknüppel wie "Roswell" oder "XX" verbiegen sämtliche Nackenwirbel von denen, die sich für den Tägtgren-Sound erwärmen können. Und das nicht gar nicht wenige.

Nach so viel Boshaftigkeit muss die Welt einfach rosarot eingefärbt werden. Die Franken von J.B.O. entern die Bretter mit lustigen Kurzhaarschnitten, einem aufblasbaren Logo und rosa Marshall-Amps. Dass diese Metal-Komiker es draufhaben, muss man nicht zum xten Male betonen - die Stimmung steigt enorm, als Hits wie "Ein Guter Tag Zum Sterben" und "Ein Fest" den Spaßfaktor der Veranstaltung in die Höhe bringen. Mitsingen, Mitklatschen allenthalben, und ein guter Beweis dafür, dass man mit Ironie und Hintersinn mindestens genauso viel Begeisterung auslösen kann wie mit bierernsten Posen. Bei der Signierstunde werden J.B.O. dann auch fast überrannt, bestehen diese Probe aber mit Bravour.

Weiter geht das Kontrastprogramm: durch die vorgezogene Spielzeit viel zu früh, noch bei hellichtem Tag, springen die finsteren Gesellen von Dimmu Borgir ins Bild. Wie viel an dem fucking evil Gehabe dran ist, haben wir gerade Backstage gesehen - dort war Fotosession, und das ging so: cool rumhängen, schauen wie ein Kinderfresser fürs Foto, dann wieder relaxen. Genauso ist es auch auf der Bühne: am Rand für die Fans den wilden Mann gegeben, dann ganz entspannt auf die andere Seite gewandert. Bürgerschreck? Daniel Küblböck ist da erschreckender. Zur Musik: die Dimmus liefern eine saubere Inszenierung ihres symphonischen Black Metal und bedienen sich reichlich aus den Erfolgsalben Death Cult Armageddon und Puritanical Euphoric Misanthropia. Durch den immer gegebenen Melodiefaktor, den vor allem Keyboarder Mustis zurührt, bleibt das auch für Nicht-Schwarzheimer immer interessant anzusehen. Shouter Shagrath kommt anfangs noch mit langem schwarzen Mantel daher, den er aber im Verlauf des Geschehens von sich wirft und dann in der Sonne des Frankenlands entblößt dasteht. Summa summarum: für diese Art von Sound viel zu früh, Tageslicht ist hier Gift. Aber dennoch: vor einer True-Band nicht so unpassend, wie man das hätte vermuten können.

So, jetzt sind der Worte aber genug gewechselt: jetzt wollen wir endlich wissen, was genau uns beim vielbeschworenen Manowar-Mega-Gig erwartet! Die Roadies machen sich schon mal massiv zu schaffen, es werden riesige Schlagzeugpodeste aufgebaut, die für Manowar zwingenden Marshall-Wände sind bald hingestellt, die Lichtanlage glüht in allen Farben, und man sieht deutlich, dass mindestens vier Kameras das Spektakel festhalten sollen. Von Orchester und Chor ist allerdings weit und breit nichts zu sehen. Die Sympathisanten sind mittlerweile nun alle aus ihren Löchern, Zelten und unter den Steinen hervorgekrochen - später wird man von 20-25.000 Zuschauern lesen, und das ist durchaus plausibel. Dann endlich klingt Orson Welles' Stimme vom Band: "Ladies and Gentlemen... Manowar!" Die Spannung ist spürbar, die Fahnen wehen im Wind, und Eingefleischte machen den Sign Of The Hammer schon mal profilaktisch. Und da sind sie jetzt endlich - Karl Logan schrubbt das Riff des Openers "Manowar", Scott Columbus rührt locker-entspannt die Kessel. Jetzt schon wie ein Pfau stolziert Cheffe Joey deMaio umher, und Eric Adams, der höhere Plateausohlen trägt als Paul Stanley das vertragen würde, zeigt sich von Anfang stimmlich wirklich auf der Höhe. So weit so gut, das brettert ordentlich und wird entsprechend quittiert. "Brothers Of Metal" bildet die zweite Hymne, auch das macht Laune, tausende Arme schwenken im Nachthimmel, während Eric Adams und Karl Logan durchaus Spaß bei der Sache zu haben scheinen. Nur Joey, der wirkt irgendwie nicht glücklich. Ja was hat er denn?

Weiter geht's mit "Call To Arms", dem Opener von Warriors Of The World, und noch hat keiner was zu uns gesagt. Komisch, sehen müsste man ja eigentlich, dass hier ein paar Leute stehen. Und jetzt nimmt das Drama schon seinen Lauf: nach dem dritten Song (!!!) fängt Herr Logan ein Gitarrensolo an, und man wird das Gefühl nicht los, das hier irgendwas überhaupt nicht zusammen passt. Joey springt sofort hinter die Bühne und bleibt erst mal verschwunden. Jetzt wird zumindest mal ein Versprechen eingelöst - für den nächsten Song holt man sich den ersten "Ehemaligen" mit auf Bühne. Dave Shankle, Gitarrero auf The Triumph Of Steel, darf noch mal die Mähne schütteln und spielt mit den Jungs "Metal Warriors". Irgendwie wird das aber alles nicht gebührend zelebriert, der Mann wird kurz angekündigt, und dann isser halt da. Sagen darf er schon mal gar nix, denn reden tut der Joey, und das ausführlichst.
Nächste Abteilung: jetzt kommen auch noch der legendäre Ross The Boss und die Drummer Donnie Hamzik und Rhino mit ins Spiel, und das sieht ja alles recht gut aus: Rhino erhebt sich auf einem neuen Drumkit neben Scottie in die Höhe, und Ross greift beherzt in die Saiten. Vom Erstling Battle Hymns bringen sie uns jetzt das groovige "Metal Daze" und - den "Dark Avenger", den ja eigentlich Christopher Lee hätte sprechen sollen. Der Song kommt gut, aber mit Orson Welles vom Band - im ganzen Wortschwall, den Joey von sich gibt - wir sind die tollsten, ihr seid die tollsten, Metal is forever, ja ja - nicht ein einziger Hinweis, warum der groß angekündigte Meister Lee nicht da ist. Schmal, schmal. Dabei sind ja durchaus witzige und schöne Sachen dabei: da verleiht man der Familie Strohofer, die das ganze Spektakel überhaupt möglich gemacht hat, eine goldene Schallplatte, und Opa Strohofer hält eine lustige Rede, in der er "unsere Grubbe Mennowahr" und seinen "Freund Joey" lobt. Ob man so einen Freund wie Herrn deMaio haben will, da kann man zweifeln, aber Hut ab für einen älteren Herrn, der so einen Event mit schmeißt.

Da referiert Joey eine ganze Weile darüber, dass Richard Wagner ja der erste Metaller überhaupt war. Man hat entsprechend einen Brief an den Wagner-Nachfahren gerichtet und gebeten, ebenfalls eine goldene Schallplatte anzunehmen. Der hat natürlich dankend abgelehnt - und jetzt muss man mal grundsätzlich unterscheiden: wer mit der Manowar-Pos(s)e grundsätzlich nix anfangen kann, der ist ohnehin hier verkehrt. Das sind die Kings Of Metal, das sind die Sons Of Odin, und wir reiten alle in die Schlacht, und wir sind die Defender. Das ist so, und wer sich daran stört, ist ein wimp und poser - leave the hall! Solche Kritik zieht nicht. Aber: was hier massiv nicht stimmt, ist die Professionalität der Produktion. Es gibt immer wieder Leerlauf zwischen den Songs, jedes Mal haut Joey sofort von der Bühne ab. Es scheint massive Probleme mit dem Bass-Sound zu geben, er verzichtet sogar auf das berüchtigte Bass-Solo und ist darüber sichtlich überhaupt nicht amüsiert.
Aber das ist nicht allein der Haken: durch die endlos dahingezogenen Song-Abschlüsse und den dann folgenden längeren Pausen zwischen den Songs geht die Stimmung immer wieder in den Keller. Da will uns Joey z.B. das Antwortschreiben von Herrn Wagner zeigen, und auf der Videoleinwand erscheint nur eine Anzeige, die aussieht wie das Eingabefeld eines C64. Kann keine Sau lesen, deshalb liest er uns das in radebrechendem Deutsch vor. Dann brechen sie - unglaublich! - einen Song ab, um mittendrin Soundcheck zu machen, und erzählen uns noch, das wäre nur um uns die beste Qualität zu bieten. Leute, das ist was ganz anderes: das wäre selbst einer Schülerband peinlich. Der Grund liegt in dem fürchterlichen Star-Gehabe, von dem man hinter vorgehaltener Hand von den anderen Bands hört: wer allen anderen Bands die Gesamtleistung der PA vorenthält und nur selbst alle Boxen und Subwoofer nutzt, der darf sich über Soundprobleme nicht wundern.

Zurück zum Gig: nach "Sign Of The Hammer" und "Kill With Power" kündigt Meister deMaio nun endlich das Orchester an, und die sitzen wirklich da: drei Etagen hoch, rechts und links neben der Bühne. Imposant! Aber was machen die jetzt eigentlich hier? Zunächst mal spielen sie uns ein Stückchen aus dem dritten Akt von Wagners Lohengrin. Das ist für alle taugliche Klassik, schön. Und jetzt?
Ab jetzt sind die Damen und Herren mehr oder weniger arbeitslos. Bisweilen wird mitgefiedelt und mitgesummt, aber so richtig zum Einsatz kommen sie nicht mehr. Was hätte man mit dem Orchester anstellen können - Stücke wie "The Crown And The Ring", "Kingdom Come" oder "Heart Of Steel" wären doch bestens für eine klassische Interpretation geeignet gewesen, von der Turandot-Arie "Nessun Dorma" ganz zu schweigen, die Eric Adams ja respektabel auf der letzten Scheibe eingesungen hat. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: entweder es hat gar nix funktioniert und man hat alles sein lassen was eigentlich geplant war. Wohl kaum. Oder das Orchester, und mehr oder weniger der ganze Event, sollte nur als hübsche Kulisse für Hell On Earth Teil V dienen. Auf der DVD-Hülle kann man dann tönen: with a choir and an orchestra! Dass die nix getan haben, steht da nicht drauf. Im Nachhinein wurden sogar berechtigte Zweifel angemeldet, ob das Orchester überhaupt live gespielt hat. Das kann und möchte ich nicht beurteilen - aber von einer sinnvollen Integration ins Gesamtgeschehen war das alles meilenweit entfernt.

Aber dennoch, und das muss festgehalten werden, gibt es Momente, in denen das alles funktioniert, in denen Stimmung herrscht, die zeigt, wie gut dieser Abend hätte sein können, ja sein müssen: "Herz aus Stahl" wird von Eric Adams verdammt gut gebracht und eröffnet den besten Abschnitt des Konzerts. "Hail And Kill" und "Black Wind, Fire And Steel" markieren die Highlights des Tages. Hier funktioniert alles, die Band ist tight, und die Menge geht sofort steil. Hier sieht man das Potenzial, das greifbar gewesen wäre. Warum, warum muss man dann danach einen Song für einen Soundcheck abbrechen? "Warriors Of The World" sorgt für ein Meer aus Flaggen, das sich wirklich beeindruckend anschaut, und mit "Battle Hymn" verabschieden sich dann alle jemaligen Manowar-Mitglieder - nochmal großes Kino an diesem Abend, wo diese Momente leider rar gesät waren. Danach gibt's noch "The Crown And The Ring" vom Band (!) - auch hier kommt es zu einem Schnitzer, das Tape läuft viel zu früh an und wird von Joey wieder abgewürgt - und ein fettes Feuerwerk, dann ist Ruhe im Kartong.

Ja, was sagt man nun dazu? Verschenkte Chancen, nennt man das wohl am besten. Wie gut hätte dieses Ereignis sein können! Ahnungen davon waren zu erhaschen, der Gesamteindruck enttäuschte. Drei Stunden Bühnenzeit - bestenfalls 100 Minuten Spielzeit, das sagt eigentlich schon alles. Irgendwie schien es in manchen Momenten, als wäre das hier nicht das Konzert, sondern eine Probe dafür. Wir machen mal das, dann mal das, aber wie das alles abläuft und zusammen passt, das wissen wir noch nicht so genau. Sicher gibt es davon eine schicke DVD, auf der alles ordentlich gedubbt und zusammengeschnitten ist. Aber an diesem Abend bleibt die Erkenntnis einer vergebenen Möglichkeit und der blöde Beigeschmack, nur Kulisse für einen Videodreh gewesen zu sein.

Generell: das Earthshaker Festival hat den Sprung in die große Liga mit respektablem Erfolg geschafft. Dass es immer Leute gibt, die was zu meckern haben, ist klar. Was mussten sie sich im Forum anhören - alles zu teuer, Security doof, Wetter doof, Manowar doof, Blümchen doof, Krabbelkäfer doof. Zur Performance der Bands können die Veranstalter nix. Und teure Würstchen? Also, wir haben das schon bei den Schulwandertagen gelernt: wer sich unterwegs was kauft, muss das auch bezahlen, in der Regel nicht gerade günstig. Der kluge Mann legt einen Vorrat an und frisst sich dann da durch. Wir haben ca. 38 Bröter (dem korrekten Mehrzahl nach neuer Rechtsschreibung) dabei gehabt und sukzessive vernichtet. Man durfte ja das Zeug mit reinnehmen. Wo is Broblem? Geld gebraucht fürs Essen habe ich keins. Wenn mir die Shirts zu teuer sind, dann kauf ich halt keine. Ihr seid doch alt genug, oder? Die Regelung mit dem Moshpit - nur so viel rein dass es nicht eng wird und nicht mehr - war genau richtig. Was war das immer ein Graus bei den Monsters, wenn man sich vor Leuten nicht mehr bewegen konnte. Wer allerdings da drin zehn Bier saufen muss, der muss halt dann raus. Des is amal so. Und dass Security-Leute nicht zur intellektuellen Elite in diesem unserem Lande gehören, dürfte auch keinen überraschen. Leute, wenn ich auf ein Festival gehe, muss ich wissen, dass das nicht ein Besuch bei Harrod's ist. Vor diesem Hintergrund: wir sind froh, dass es in dieser Region wieder ein gescheites Metal-Festival gibt. Nächstes Jahr, wir kommen! Dann bitte mit Running Wild.

Setlist Manowar:
Manowar
Brothers Of Metal
Call To Arms
Metal Warriors
Metal Daze
Dark Avenger
Sign Of The Hammer
Kill With Power
Lohengrin
Hail And Kill
Black Wind, Fire And Steel
Herz Aus Stahl
Outlaw
Warriors Of The World
Battle Hymn
The Crown And The Ring


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