Review
Cheeno - 2 Face Macy
Aus Deutschland nichts Neues? Hasenfuß, riefen wir dieser dreisten Behauptung schon 2006 anlässlich des Cheeno-Debüts The Next Step Will Be The Hardest entgegen. Denn die aus den Überresten von Autumnblaze hervorgegangene Formation servierte auf dieser Rille einen derartig frischen und mitreißenden Alternative Rock, dass selbst Traditionalisten wie ich überzeugt waren.
Jetzt sind sie zurück und präsentieren erneut elf Stücke, die nur so vor Ideen, Atmosphäre, Aggression und Emotion sprühen. Über allem thront die Stimme von Sangesdame Jennie Kloos, die meilenweit von allen gothischen Trällereien, Rottweiler-Gebelle und Popgedudel mit viel Charakter und Charisma allen Momenten den unverwechselbaren Touch verleiht. Wo Alternative oder Moderner Rock oft sperrig, verkopft und unmelodisch daherkommt, feiern Cheeno hier immer auch das zünftige Riff an sich ab, dass es nur so kracht, und kommen dabei aber auch stets mit eingängigen Hooks und Chören um die Ecke - so etwa bei "Chemical Attraction", einer so was genialen Semiballade, dass es eine helle Freude ist. Aber auch der Opener "Macy's Anthem", "No Harm Intended" oder "Disarray" überzeugen durch eine absolut gelungene Mischung aus Härte, Kante, Melancholie und Melodie.
Dass (speziell harte) Musik und Comic zusammengehören, habe ich an anderer Stelle schon gepredigt (z.B. beim Special über das Münchner Comic Fest) - und deshalb sei hier zusätzlich noch vermerkt, dass parallel zur Scheibe auch ein Comic im gleichen Artwork von Julie Keene veröffentlicht wird, das die Hintergrundgeschichte ins rechte Bild rückt (wir erinnern uns an Holy Moses und die New Machine Of Liechtenstein). Mal sehen, ob man das beim Comic Salon in Erlangen abgreifen kann. Man wird berichten.