Review
Conspiracy - Concordat
Wer den Death Metal der späten Achtziger bzw. der frühen Neunziger schätzt, wird an den Illustrationen von Dan Seagrave nicht vorbeigekommen sein. Unzählige Göttergaben, von Dismembers Like An Everflowing Stream über die Alben von Malevolent Creation, Morbid Angel und Suffocation zieren die stimmungsvollen Artworks des Künstlers und sind mit den Alben zu einer untrennbaren Einheit geworden. Wohl dem, der das Vinyl im Gatefold-Cover im Schrank hat.
Dass der Meister auch für Conspiracys Werk Concordat den Pinsel geschwungen hat, ist Grund genug, der Platte ein Ohr zu leihen. Von der 1995 auf Eis gelegten Formation ist heute nur noch ein Mitglied übrig: Carpathian Wolf, besser bekannt als Melechesh-Bassist Al' Hazred. Er hat, so wie ich es verstanden habe, für Concordat Material welches die Band in den Neunzigern geschrieben hat überarbeitet und aktualisiert. Dieses ist eine Melange aus Death Metal und groovig-rock'n'rolligem Black Metal, die an die menschlich höchst unsympathischen Finnen Impaled Nazarene zu ihren Absence Of War Does Not Mean Peace-Zeiten erinnert. Klingt alles nach Voraussetzungen für eine wunderbare Platte, weswegen mir der (Doppel)Teufel bereits im Vorhinein gefährlich im Nacken saß. Das macht es mir nur noch schwerer festzustellen, dass das Projekt kolossal gescheitert ist.
Ansatzweise vermag das Album zu beeindrucken, letztendlich ist es jedoch so belanglos, dass es bereits vor anderthalb Dekaden schnell in der Versenkung verschwunden wäre. Die meisten Songs rocken zu Beginn gut los, ergehen sich dann aber in Wiederholungen platter Riffs und Songstrukturen, die wir alle irgendwoher fast genauso kennen. Besonders fürchterlich ist die pathetische Halbballade "Faith", bei der sich "Schülerband macht auf Bathory"-artiges Akustikgezumpel mit Hirschgeröhre paart. Darauf hätte ich auch anno '95 gut verzichten können. Im Gegensatz dazu solide bis gut sind die sehr rock-lastigen Nummern "Mentally Ill God" und "Die In Style", bei dem sich Shout-Chöre mit Vocals a la Glen Benton paaren. Der Beinahe-Hit steht am Schluss: "Last Veteran" hat ein richtig gutes Riffing, ist aber leider ohne Gesang und wirkt dadurch wie ein vierminütiges halbfertiges Outro. Apropos halbfertig: die Produktion klingt sehr nach den alten Schweden, was bei diesen zwar funktioniert, dem Sound von Conspiracy aber nur noch mehr Wind aus den Segeln nimmt.
Schade, das! Alle Elemente auf Concordat sind viel versprechend und hätten das Potential gehabt, richtig gut zu gefallen. Nichtsdestotrotz ist die Mischung gehörig daneben gegangen und selbst für große Fans nur bedingt interessant. Wer sich das Album trotzdem zu Gemüte führen will, dem sei aufgrund des erhabenen Artworks das Vinyl angeraten, denn diese Scheibe erfreut das Auge deutlich mehr als das Ohr.
Fab