Review
Unitopia - The Garden
Australien ist bekannt für giftige Viecher, britische Verbrecher und öde Wüstenlandschaften. Nebenbei soll es auch noch ganz gut zum Urlaub machen sein und gelgentlich gibt es dann auch noch ein paar, die für länger dort bleiben wollen. Muss wohl doch was haben, dieser Kontinent am anderen Ende der Welt.
Unitopia kommen genau aus dieser Gegend, die ja für ihre harte Gangart im Rock bekannt ist, und wollen uns mit progressiven Träumerklängen verzaubern. Dafür haben sie auch nicht an Personal und Material gespart. Sieben Leute haben sich hier zusammengefunden und diese bieten mit rund 100 Minuten auch einiges an Musik. Die Haupttäter sind Mark Trueack (Gesang/Percussion) und Sean Timms (Keyboard/Mandoline/Gesang), doch da das nicht ganz ausreicht, haben sie sich noch eine Gitarre (Matt Williams) geschnappt, die auch gleich noch etwas Banjo spielen, einen Bass (Shireen Khemlani), ein Schlagwerk (Monti Ruggierio), etwas mehr Percussion (Tim Irrgang) und damit die geblasenen Instrumente nicht zu kurz geraten, darf Mike Stewart gleich Saxophon, Flöte und Klarinette spielen. Da ihm das nicht langt, gibts halt noch ein wenig Percussion und Keyboard für ihn dazu. Abwechslung muss hier einfach geboten sein.
Das Doppelspiel beginnt mit dem Opener "One Day", der das Konzeptwerk mit Keyboard und Gesang eröffnet. Und schon haben wir einen ersten von vielen Höhepunkt geboten. Der Gesang von Mark Trueack ist Kunst und weiß sich stets dem Gesamtkonzept anzupassen. Da es sich bei "The Garden" um ein Konzeptalbum handelt, gibt es natürlich eine Handlung, die einen durch die 100 Minuten begleitet. Es handelt sich hierbei um eine Reise durch Raum und Zeit. Also alles ganz sphärisch, wobei man eigentlich doch immer am gleichen Platz bleibt, da es mehr um den Raum und die Zeit in uns geht. Es hört sich irgendwo esoterisch an, ist aber vielmehr eine Frage an sich selbst, die aus Verzweiflung Hoffnung gewinnen will. "Was muss ich an mir verbessern, um eine positive Veränderung bei anderen hervorzurufen?" wollen die Musiker dem geneigten Hörer mitgeben und so ohne ist die Frage auch nicht.
Mit dem ersten opulenten Track, dem 22minütigen Titelsong, geht es dann in Richtung Flower Kings oder auch King Crimson. Es werden Klangteppiche gewoben, zwischen denen sich sowohl die Gitarre als auch der Gesang oder einmal ein Blasinstrument oder eine Keyboardmelodie erheben darf. Alles wunderbar aufeinander abgestimmt, um ein Gefühl der Harmonie zu schaffen. Dies ist wirklich Musik, die dazu anregt, die Gedanken ziehen zu lassen, sich zurückzulehnen, zu genießen und völlig neue Ideen aufzugreifen.
Da ich niemanden mit meiner Review erschlagen will, werde ich nun nicht auf jede einzelne Nummer ausufernd eingehen, aber soviel mag gesagt werden: Es handelt sich bei diesem Album um eines der abwechslungsreichsten, facettenreichsten Werke, die ich zu hören bekommen habe. Dabei haben sie es aber geschafft, dass das Gesamtwerk hörbar bleibt. Es ist nicht in Frickelei oder Spielorgasmen verkommen. Auch wenn die Gitarre mal zwischendrin, wie z.B. in "Angelique" oder "Inside The Power", zeigen darf, was sie kann, so hält sich auch das im Rahmen des Gesamtwerks.
Am Emotionalsten wirkten auf mich die beiden Tracks "When I'm Down" und "Don't Give Up Love" von der zweiten CD, bei denen Schmerz und positive Lebenseinstellung sehr deutlich zum Ausdruck kommen. Was nicht bedeuten soll, dass die anderen Tracks irgendwie in irgendwas nachstehen würden. Ausfälle gibt es keine.
Schlussendlich kann ich nur sagen, dass ich über alle Maßen beeindruckt bin. Hier wurde für mich Musik gespielt, die man nicht nur hören, sondern auch fühlen kann. Wer Melodien von Helmut Krausser kennt, wird wissen, wie ich das meine.
Wer Musik nicht nur zum Grunzen, Bangen oder brachial Rumoren braucht, sondern auch mit Bands wie Alan Parson Project oder die genannten King Crimson etwas anfangen kann, muss hier einfach zugreifen. Ich kann diese CD auch 1000 Minuten ununterbrochen hören. Kauft, Leute, kauft! Ganz entschieden mein Album des Jahres.
Anspieltipps gibts hier keine. Spendiert dem Album die benötigten 100 Minuten eures Lebens. Am Besten mehrmals.
Sophos