Review
Every Time I Die - The Big Dirty
Lärm - Schrei - Krach - Schrammel??? Was ist denn hier los???
Irgendwie kapier ich den Stoff, den mir die vier New Yorker von Every Time I Die vorsetzen wollen, nicht so ganz. Auf The Big Dirty regiert das absolute Chaos, auf nachvollziehbare Songstrukturen wird genauso wenig Wert gelegt wie auf irgendwelche Melodien oder wiedererkennbare Refrains. Aus den Boxen dröhnt ein wilder Stil-Matsch, der irgendwo zwischen Hardcore, Punk, NuMetal und Stoner Rock anzusiedeln ist. Stoner Rock?! Ja, richtig gelesen, zwischen den Lärm- und Schreiattacken lassen die Jungs immer mal ein kleines bisschen Monster Magnet einfließen. Das sind dann auch die Stellen, denen man so etwas wie eine Art Wiedererkennungwert zuerkennen kann. "Rendez-Voodoo" oder "INRIhab" wären hierfür ein paar gute Beispiele. Aber immer, wenn man gerade denkt: "Naja, das ist ja doch ganz okay", kommt Schreihals Keith Buckley um die Ecke und macht mit seinem Krächzorgan alles wieder kaputt.
Überhaupt ist es eine ziemliche Qual, das komplette Album am Stück zu hören. Die seltsame Mischung aus den aggressiven Vocals und den einfallslosen Hardcoreriffs verdirbt zumindest mir den Spaß an der Scheibe gehörig. Dabei will ich nicht mal behaupten, dass Every Time I Die ihre Instrumente nicht bedienen können, denn das können sie sehr wohl. Heißt für mich, dass das Durcheinander auf The Big Dirty beabsichtigt und bewusst konstruiert ist. Die haben genau das gemacht, was sie machen wollten. Im Großen und Ganzen passt die hier dargebotene Musik eher zu bösen Typen mit Kapuzen und viel zu großen Schlabberhosen, aus denen superhippe Calvin-Klein-Unterhosen hervorspitzen, als zu den in schwarzen Leder und Nieten gekleideten Verehrern des Metalls. Der passende Tanzstil wäre dementsprechend auch eher Hüpfen als Headbangen. Nach 36 Minuten ist der Wahnsinn aber netterweise vorbei und ich kann mich wieder ernsthafteren Werken zuwenden. Die zwei Punkte gibt's für den Sound, die Stoner-Elemente und das Beherrschen der Instrumente. Alles Dinge, die man ja auch nicht mehr unbedingt voraussetzen kann.
Vorheriges Review: Heaven & Hell - Live From Radio City Music Hall