Review
Letzte Instanz - Ins Licht
Für die Dresdner Band Letzte Instanz waren die letzten Monate ja schon recht turbulent: nachdem die musikalische Laufbahn steil nach oben ging, verließen mehr oder weniger überraschend gleich drei Mitglieder Anfang 2004 die Band, darunter Sänger und Sprachrohr Robin, worüber der Rest nicht wirklich erfreut war. Doch nun sind sie wieder da, neu verstärkt u.a. durch Holly (Ex The Comuvnics) am Mikrofon.
Und der musikalisch eingeschlagene Weg wird auf dem aktuellen Album Ins Licht weiter fortgeführt. Das soll heißen, dass auch hier viel Wert auf Abwechslung und Weiterentwicklung gelegt wurde. Schließlich hörten sich bislang keine zwei aufeinander folgende Alben der Band gleich an, und so soll es auch weiterhin sein. Die Geigenfraktion wurde wieder etwas weniger dominant eingesetzt als es noch beim Debut Brachialromantik der Fall war. Ganz grob könnte man den Stil als eine Mischung aus Subway To Sally, In Extremo, Schandmaul, Saltatio Mortis und neuerdings auch Rammstein beschreiben, was nicht zuletzt am neuen Mann hinter dem Mikro liegt. Die Richtung ist also klar: folkloristisch inspirierter Metal mit elektronischen Einflüssen.
Gleich das Eröffnungsstück "Sonne" (hat nix mit Rammstein zu tun) kommt ziemlich flott beschwingt tanzbar aus der Anlage und fährt einem sofort ins Beinkleid. In die selbe Kerbe schlagen "Ohne Dich" und "Mein Herz", auch hier will man sofort seinem Bewegungsdrang nachgeben und durch die eigenen Hallen tanzen. Sofort wird klar, der Abgang der Musiker 2004 hat der Band nicht im Mindesten geschadet. Vielmehr hat man daraus neue Kraft geschöpft, getreu dem Motto: jetzt erst recht! Doch die Letzte Instanz kann auch anders, denn bei "Nimm Mich!" wird es ruhig, nachdenklich, etwas melancholisch.
Doch bei dem einen oder anderen Song drängt sich förmlich ein Vergleich auf: "Nimm Mich!" erinnert an ASP, beim Beginn von "Sandmann" assoziiert man In Extremo und bei "Das Stimmlein" hat man unweigerlich Subway To Sally im Kopf. Liegt wohl aber eher daran, dass hier Eric Fish (Subway To Sally) und Thomas Lindner (Schandmaul) als Gastsänger zu hören sind. Dass sich die Band selbst keine Zwänge auferlegt und über den berühmten Tellerrand sieht, zeigt sich bei "Agonie", das etwas befremdlich anfängt bevor man sich wieder der verträumten Melancholie widmet.
Wo mir das Album Kalter Glanz etwas zu steril war, haben Letzte Instanz sich hier wieder auf ihre Stärken besonnen, ohne sich zu wiederholen.
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