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Silversurfer - Hart Nach Vorn

Silversurfer - Hart Nach Vorn
Stil: Crossover
VÖ: 23. Mai 2005
Zeit: 42:08
Label: Locomotive Music
Homepage: www.silversurfer.de

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Wie es sich für eine Kapelle mit derart bedeutungsschwangerem Namen gehört, beginnt diese Scheibe mit einem zünftigen Griff in die Zitate-Kiste. Das schauen wir uns näher an. Fertig? Los geht's:

- Mann, der Silberne Surfer gefällt Dir?
- Ja, ich steh auf den Surfer.
- Ich find, er ist'n Arsch.
- Nein, Mann, er ist'n Held. Was dagegen?
- Er ist verrückt. Er könnte doch jederzeit abhauen.
- Weißt Du, wieso er's nicht tut? Weil es ihm auf der Erde gefällt. Er will den Leuten eben helfen.
- Ja, aber die wollen keine Hilfe. Die sind ständig hinter ihm her, die Bullen, die Marines...er ist'n Arschloch.

Also: aber so gar keine Punkte gibt es für die ordnungsgemäße Identifizierung der gemeinten Person - oder vielmehr Figur. Hier geht es natürlich um den Silver Surfer, die Comic-Figur aus den 60ern, nach dem sich unsere sechs Freunde aus deutschen Landen benannt haben. Einige Punkte kann schon eher sammeln, wer uns verrät, woher das Zitat kommt. Na? Keiner? Also, kleine Hilfe: Richard Gere. Immer noch nix? Ihr Nulpen, das eingespielte Sample ist eine kurze Dialog-Stelle aus dem 80er-Streifen Atemlos, in dem Autodieb Richie immer auf der Flucht vor der Polizei unterwegs zu seiner Monica war. Jetzt kommen wir der Sache schon näher: der Surfer ist der Held aller Missverstandenen, von Heerscharen jugendlicher Revoluzzer und der Bürgerrechtsbewegung. In diese Gesellschaft hinein wollen sich also auch die sechs Herren sortieren, die uns auf dieser Scheibe in der Tat knalligen Metal/Rap-Crossover, wahlweise auch Alternative, um die Ohren hauen. Vom ersten Track "Hart Nach Vorn" regiert ein treibender Groove, gepaart mit Hüpfburg-orientierten Gitarrentriffs - immer wieder lugen Anthrax, die Urväter des Crossover, um die Ecke, und winken den Guano Apes, die von der anderen Seite hereinspitzen. Die etwas besseren Linkin Bizkit also. Die in deutscher Sprache vorgetragenen Texte (immer extra-Punkte!) künden vom tiefen Ärger unserer Helden gegen die Welt an sich, man möchte sich nun aber wirklich nicht mehr aufhalten lassen. Wie die Bandinfo erzählt, sind Silversurfer schon sieben Jahre unterwegs und haben dabei schon so manches mitgemacht. Einige Erfolge können sie auch vorweisen: in der Jägermeister Rockliga sind sie derzeit die Nummero 2 von 18 bundesweiten Bands, sie waren als Opener für Die Happy unterwegs, und in diesem Jahr wollen sie erstmals bei Rock am Ring antreten. Das gut durchgemischte Material dieser Scheibe sollte ihnen vor allem auf der Bühne gut zustatten kommen: man findet hier schweinemäßig rockende Tracks ("Gut Zu Wissen", mit Tiefflieger-Alarm beim Refreng), aber auch absolut hörenswerte Balladen ("Alles Schön") und - aufgemerkt - Stücke der reineren Rap-Machart, die trotzdem auch einem Metaller Freude machen ("Weißt Du"). So in etwa könnten also die Söhne von Xavier klingen, wenn sie ein wenig härter unterwegs wären. Interessant. Man darf also feststellen: ein definitiv spannender Beitrag aus deutschen Landen, was immer schon an sich sehr lobenswert ist. Die Silversurfers sollen ihre Kreise ruhig auf deutschen Bühnen ziehen - denn der Silberstürmer (wenn schon auf deutsch, dann die richtige Übersetzung, Freunde) ist ja, wie er das selbst feststellt, "zum Schweben geboren". Die CD kommt übrigens noch mit fetter Bonus-DVD, die die Jungs auf ihrem bisherigen Werdegang zeigt.

Und nur, um das Quiz vom Anfang noch zum Ende zu bringen: volle Punktzahl gibt es für einen Hinweis auf den groben inhaltlichen Schnitzer in dem Zitat aus dem Richard Gere-Film. Hm? Alle Sandalen- und Anorak-Träger vor? Nix?? Purschen, Purschen. Der Silberstürmer kann natürlich nicht "jederzeit abhauen". Der strahlende Herold des grimmen Galaktus wird von seinem Herrn und Meister als Strafe für seinen Ungehorsam im Kampf um die Erde, bei der der silberne Hüne zusammen mit den Fantastischen Vier (die Comic-Helden, nicht die Band) für die elendigen Menschen kämpft, auf die Erde verbannt. Das ist seine besondere Tragik: die Menschen, denen er hilft, hassen ihn, und er muss dennoch bei ihnen bleiben, obwohl es ihn in die Weite des Alls zieht. Na, wenn das mal nicht tragisch ist. Ganz im Gegenteil zu dieser Scheibe: die ist so fantastisch wie Reed, Sue, Johnny und Ben. Das sind übrigens die wahren Vier.

Holgi

5 von 6 Punkten

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