Konzert-Bericht
Grave Digger, Majesty, Wizard & Gun Barrel
Eventhalle Strohofer Geiselwind, Geiselwind 18.01.2013
Endlich ein schönes Bierchen zum Feierabend! Nach 120 Kilometern am Freitagnachmittag auf A9 und A3 hat man sich so eine Gaumenfreude wirklich verdient. Obwohl das Bier ordentlich gekühlt meine Kehle hinunter gleitet, kommt es mir doch mehr als angenehm vor, verglichen mit der zapfigen Kälte draußen, in der ich gut 20 Minuten lang verzweifelt um die falsche Konzerthalle geschlichen bin. Aber nun weiß ich wenigstens, dass es hier, auf dem Geiselwinder Erlebnisrasthof Strohofer neben der großen Eventhalle auch noch einen kleineren Konzertsaal etwa 50 Meter entfernt gibt. Dieser ist für die heutige Veranstaltung auch bestens dimensioniert. Es treffen sich nämlich unter dem Motto German Metal Attack vier Vertreter germanischer Stahlschmiedekunst und haben genügend Schaulustige angelockt, um den Saal einigermaßen zu füllen.
Exakt nach Plan starten die Kölner Gun Barrel um 19:30 Uhr erst mit dem Intro und schließlich mit dem Titeltrack ihres aktuellen Albums Brace For Impact in ihr Konzert. Auch das Gros der übrigen Lieder, die in der halben Stunde Spielzeit untergebracht werden müssen, stammen von diesem Album, daneben gibt's aber auch ein paar ältere Nummern, wie etwa "Front Killers" oder "Lonely Rider" mit dem das Set beendet wird. Zu den Jüngsten zählen sie ja nicht mehr, die Herren von Gun Barrel. Dennoch wissen sie, wie Posing funktioniert! So verstreicht diese erste Band des Abends wie im Flug - die Songs in der Schnittmenge aus Hardrock und Heavy Metal sind ohnehin klasse und der satte Sound passt wie die Faust aufs Auge. Als Opener also einwandfrei. Das Publikum ist zu so früher Stunde jedoch noch etwas zurückhaltend und auch noch lange nicht komplett.
Das ändert sich jedoch bei den nun folgenden Wizard aus Nordrhein-Westfalen. Die haben bereits einen Trupp hart gesottener Fans vor die Bühne gelockt, als sie nach kurzem Umbau dort erscheinen, und werden von denselben auch euphorisch begrüßt. Dennoch steht man gleich hinter diesem Haufen sehr locker, kann sich quasi zurück lehnen und dem klassischen Heavy Metal im Fahrwasser Manowars lauschen. Songs wie "Hall Of Odin", "Messenger Of Death" oder "Children Of the Night" lassen weder textlich noch musikalisch irgend ein Klischee aus, machen aber live vorgetragen eine Menge Spaß. Spaßig sind darüber hinaus Sänger Sven, der Witze über seine eigene Wampe reißt, und Basser Volker, der mit entblößtem Oberkörper das Posen übernimmt. Sieh mal einer an, dort vorne links ist sogar der erste Headbanger dieses Abends! Viel länger als Gun Barrel stehen jedoch auch Wizard nicht auf dem Podest. Zum Finale graben die Herren ihren Hit "Defenders Of Metal" aus, geben dem Rufen nach einer Zugabe aber nicht nach.
Heute geht wirklich alles Schlag auf Schlag. Kaum ist der letzte Ton verklungen, die Band hat sich noch nicht einmal richtig verabschiedet, wuzeln auch schon die Roadies über die Bretter und machen ihren Job. So sind erneut nur wenige Minuten vergangen, als Majesty dort oben aufmarschieren. Musikalisch hauen die zwar in genau die gleiche Kerbe wie eben Wizard, erweisen sich aber als die deutlich größeren Sympathieträger. Denn nun stehen die Reihen richtig dicht. Geräusch- und Stimmungspegel im Publikum sind spürbar gestiegen, als Majesty mit "Metal Law" gleich kräftig durchstarten. Wirklich herrlich anzusehen sind die Jungs an den Gitarren, die vor Energie nur so strotzen, keine Pose auslassen und sich gegenseitig die Riffs zuspielen wie Kinder einen Gummiball. Hier ist optisch wirklich was geboten! Die Band hat aber auch allen Grund zur Freude. Schließlich ist ihr brandneues Album Thunder Rider doch tatsächlich auf Platz 55 in die deutschen Charts eingestiegen. Die zweite Nummer - "Make Some Noise" - stammt von diesem Streich und der Titeltrack lässt auch nicht lange auf sich warten. Als Höhepunkt entpuppt sich jedoch ein älteres Stück, nämlich "Sword And Sorcery", das nicht nur in epische Länge gezogen, sondern vom Publikum auch brav mitgesungen wird. Zwischen den Liedern holen die Fans immer wieder zum gewohnten "Hey! Hey! Majesty!" aus, doch auch deren Gig ist zeitlich arg begrenzt. Das Finale bildet die neue Hymne "Metal Union", die man heute bestimmt nicht zum letzten Mal live gehört hat. Danach ist Schluss und eine Zugabe ist wieder nicht drin. Schade.
Soderle, nun heißt es noch einmal Kalorien in Form von Flüssignahrung anreichern und dann ab nach vorne und einen Platz in der zweiten Reihe gesichert. Vor dem Headliner des heutigen Abends dauert der Umbau ein wenig länger, doch nach einer guten halben Stunde gehen die Lichter aus. Zu den Klängen von "Charon", dem Intro des aktuellen Albums Clash Of The Gods, schreitet das Bandmaskottchen The Reaper mit einem Schifferklavier bewaffnet einmal quer über die Bühne zu seinem Arbeitsplatz, dem Keyboard. Dann die ersten schneidigen Riffs, ein Boltendahl stürmt auf die Bühne und los geht es mit dem Titeltrack des neuen Werks, dem heute ein Großteil der Setlist gewidmet ist. Nach all den klaren, hohen Metalstimmen an diesem Abend bringt Boltendahls Reibeisen eine willkommene Abwechslung. Nicht nur der Härtegrat der Musik, sondern auch die Stimmung im Publikum erreicht erwartungsgemäß den Höhepunkt. Lange dauert es auch nicht, da sind wir alle gefragt, die Band tatkräftig zu unterstützen. Zur "Ballad Of A Hangman" will uns Boltendahl singen hören, was auch vortrefflich funktioniert. Bei einem Grave-Digger-Konzert kommen die opulenten Chöre, wie man sie auf den CDs findet, eben nicht aus der Konserve, sondern aus dem Publikum. Die Stimmbänder sind nun warm. Gut so! Wir werden sie nämlich noch öfter strapazieren an diesem Abend!
Völlig unerwartet überrascht uns sodann der Titel "The House", den man vermutlich seit der Album-Tournee zu The Grave Digger im Jahre 2001 nicht mehr live gehört hat. Neben vielen unverzichtbaren Klassikern, die auf keinem Konzert fehlen dürfen, haben Grave Digger auch dieses Mal wieder ein Medley geschmiedet, das Versatzstücke aus den Songs "Twilight Of The Gods", "The Reaper", "Baphomet" und schließlich der Uralt-Nummer "We Wanna Rock You" beinhaltet. Nach der neuen Single "Home At Last" heißt es noch einmal tief Luftholen für "... the clans are marching 'gainst the law, bagpipers play the tunes of war" und so weiter. Die Nummer ist seit '96 Pflicht auf jedem Konzert. Dann eine kurze Pause und endlich bekommen wir eine Zugabe! Dazu stellen sich die alten Herren, wie sie sich selbst nennen, ein paar Barhocker auf die Bühne und spielen den Klassiker "Yesterday" unplugged. Dann noch "Highland Farewell" und selbstverständlich "Heavy Metal Breakdown" und zu Ende ist nach knapp 90 Minuten ein weiteres wunderbares Konzert der sympathischen Truppe aus'm Pott.
Freunde des traditionellen Schwermetalls sollten heute Abend wirklich auf ihre Kosten gekommen sein. Vier gute Bands, sehr viel gute Laune und ein schmackhaftes Bier vom Fass - Metalheart, was willst du mehr? Dass auf alle Reisenden, die sich auf die A3 in Richtung Nürnberg begeben, eine Totalsperre und ein leidiger Umweg über Landstraßen warten, steht auf einem anderen Blatt, dürfte die positiven Eindrücke dieses Tages aber keineswegs übertünchen.
Setlist Grave Digger:
Charon
Clash Of the Gods
Hammer Of The Scots
Ballad Of A Hangman
The House
Killing Time
Medusa
Exkalibur
Medley (Twilight Of The Gods, The Reaper, Baphomet, We Wanna Rock You)
Knights Of The Cross
The Round Table
In The Dark Of the Sun
Home At Last
Rebellion
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Yesterday
Highland Farewell
Heavy Metal Breakdown