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Festival-Bericht

Wacken Open Air

mit Scorpions, Machine Head, In Flames, Dimmu Borgir, Saxon, Volbeat, Amon Amarth, Ministry, U.D.O., Testament, Overkill, Cradle Of Filth, The BossHoss, Sacred Reich, Gamma Ray, Dark Funeral, Oomph!, Broilers, Kamelot, Napalm Death, Delain, Axel Rudi Pell, Coroner, Sick Of It All, Megaherz, Leaves' Eyes, Skyline, Gehenna, Russkaja, Santiano, Insomnium, Danko Jones, Henry Rollins, Faanefjell, Dead By April, Wölli & Die Band Des Jahres, Hone Your Sense, Kellermensch, The Falling, Amaranthe, Hammercult, Keule, Chthonic, Winterstorm, Mono Inc., Crimes Of Passion, Liquid Meat, Jim Breuer, Kobra And The Lotus, Athonite, W:O:A Firefighters, Volksmetal & Blechblos'n

Wacken, Wacken 01. - 04.08.2012

(Fotogalerien: Wacken2012 )

Donnerstag, 02.08.2012

Es ist zwischen 7:00 und 8:00 Uhr, als eine saunaartige Hitze im Zelt den Wecker ersetzt und die mehr oder weniger müde und verkaterte Heavyhardes-Crew unter ihren schattigen Pavillon lockt. Die Sonne brennt zu dieser frühen Stunde bereits unerbittlich und man kann sich gar nicht vorstellen, dass für die kommenden Tage einige Regenfälle gemeldet sind. Zumindest jetzt lässt sich kein Wölkchen am Himmel ausmachen.

Während Ray sich wie schon in den letzten Jahren zum Treffen der Geocacher begibt, wandert der Rest einmal mehr in Richtung Biergarten. Als Bayer bzw. Franke fühlt man sich dort halt irgendwie heimisch. Um 12:00 Uhr eröffnet dann auch die bayerische Combo Volksmetal das musikalische Programm. Die sechs Jungs in der Lederhosn unterhalten mit einem schrägen Kunterbunt aus bayerischer Volksmusik und metallischen Zutaten: Quetsche und Tuba prellen auf E-Gitarre, Schlagwerk und einen schaurig prolligen Gesang in tief oberbayerischem Slang, wenn Lieder a la "Da Deifl is A Oachkatzerl", "Die Oide Goas" oder der Bierzeltklassiker "Fürstenfeld" ertönen. Viel los ist zu dieser unguten Stunde zwar noch nicht vor den Brettern, aber die wenigen Anwesenden lassen sich schon zu etwas Bewegung animieren. Trotzdem: So richtig Metal ist das definitiv nicht! Nun sind wir schon seit 17 Stunden hier in Wacken und haben noch keinen Metal gehört! Das muss nun unbedingt anders werden!
(Dagger)

Es ist halb eins und das Wacken-Infield mit den Hauptbühnen ist immer noch geschlossen. Was also tun? Lockerer Gitarrenrock von Danko Jones? Warum eigentlich nicht? Auf ins Bullhead-Circus-Zelt... Aber da wartet die nächste Überraschung: keine Gitarren! Schon wieder! So langsam frage ich mich wirklich, wo ich hier gelandet bin. Die Sehnsucht nach verzerrten Tönen steigert sich bis ins Unermessliche und was soll bitte das jetzt schon wieder? Danko Jones macht "Spoken Words"! Soll heißen, er steht alleine auf der Bühne und verbreitet eine Stunde lang hanebüchenen Käse über die Rock-Legende Kiss. Die pseudowissenschaftlichen Verschwörungstheorien des Herrn Jones sollen mir beispielsweise weismachen, dass, wenn man diverse eingebildete Zahlenkombinationen auf Kiss-Platten-Covern mit sich selbst multipliziert, davon verschiedene Quersummen nimmt, das Ganze verdoppelt und durch drei teilt, dass dann tatsächlich irgendwann das Todesdatum des verstorbenen Kiss-Mitglieds Eric Carr herauskommt. Toll, oder? Wem das nicht genug ist, der darf sich dann noch verschiedene Kiss-Songs rückwärts anhören, um geheime Botschaften wie "I Love You" zu entdecken. Schwachsinn statt Gitarrenmucke, hoffentlich macht das mal keine Schule!
(Sebbes)

Faanefjel

O.K. wieder eine Stunde rum ohne spürbaren Metalkonsum! Ähnlich einem Junkie auf Entzug krebsen wir nach Danko Jones, dessen Unsinn auch auf einer Leinwand im Freien übertragen wurde, zurück ins Zelt des Bullhead City Circus. Dort betreten um kurz nach 13.00 Uhr die norwegischen Metal-Battle-Teilnehmer Faanefjell die W.E.T. Stage und spielen - na endlich - Metal, und zwar der gröberen Gangart. Im Schatten Finntrolls erwartet die zahlreichen Schaulustigen eine urige Gratwanderung zwischen skandinavischem Volk und boshaftem Black Metal. Mit Liedern wie "Faanetrollets Vise", "Til Kamp" oder "Dirkkeglide I Jotunheimen", allesamt vom 2010er Debüt Trollmarsj, kommt die animalisch hergerichtete Truppe auch ganz gut beim Publikum an. Besonders der haarige Sänger, der etwas von einem Wolfsmenschen an sich hat, weiß mit seinem wilden Gebaren die Blicke auf sich zu ziehen und lenkt somit ein wenig vom miserablen Sound ab. Vom Keyboard, das all die folkloristischen Elemente beisteuern soll, ist nämlich nicht viel zu hören. Und auch des Wolfsmenschen Mikrofon verweigert von Zeit zu Zeit seinen Dienst. Aber sei's drum. Wenigstens haben wir Metal gehört und davon wird es heute auch noch einiges mehr geben!
(Dagger)

Dead By April

Weiter geht es mit Pop-Musik, allerdings diesmal tatsächlich mit Gitarrenunterstützung. Die Schweden von Dead By April verbreiten auf der Headbanger Stage eine massive Aufregung unter den Zwanzigjährigen im Publikum. Mit ihrer Mischung aus Schwedenmetal a la In Flames und einer Art Justin Bieber mit Synthieunterstützung rocken sich die Jungs durch ihr Set. Sänger Jimmie Strinnell - von oben bis unten tätowiert und gepierct - spielt den bösen Grunter, der immer wieder von zuckersüßen Refrains unterbrochen wird. Die sind dann aber auch wirklich so schmalzig, dass teilweise wilde Erinnerungen an New Kids On The Block und Konsorten wachgerufen werden. Aber immerhin, wenn Dead By April mal auf den Putz hauen, dann kracht es gewaltig und man wird überraschend schnell von dem treibenden Groove und den eingängigen Melodien mitgenommen. Ich freue mich, endlich verzerrte Gitarren auf die Löffel zu bekommen, und das restliche Publikum - das Zelt ist ziemlich voll - scheint ebenfalls Gefallen daran zu finden.
(Sebbes)

Wir nutzen die Zeit, um nun ein wenig durch den großen Metalmarkt zu schlendern, wo es so ziemlich alles zu kaufen gibt, was des Headbangers Herz begehrt. Die Sonne zeigt nach wie vor kein Erbarmen mit uns. Daher legen wir uns Hüte zu, die uns vor beidem schützen sollen - Regen und Sonne, was diesem Wochenende sicherlich noch von Vorteil sein wird. Zu selben Zeit macht sich Kollege Ray auf den Weg, um seinerseits das Gelände zu erforschen und die ersten Bands zu begutachten...
(Dagger)

Mein persönlicher Einstieg in das diesjährige Wacken Festival sollte Kellermensch sein, aber da sich ja auf dem Gelände so einiges verändert hat, mache ich mich schon mehr als frühzeitig auf den Weg zur neuen Location der W.E.T.Stage, die ja dieses Jahr das erste Mal außerhalb des Infields zu finden ist. Und als ob ich es geahnt hätte: eine nicht gerade kleine Schlange an Metalheads begehrt Einlass zur Zeltbühne. Doch dieser zieht sich in die Länge, denn obwohl der Andrang groß ist und die Zeltbühne mit gar reichlich Einlassmöglichkeiten ausgestattet ist, sind nur zwei Passagen geöffnet. Der Metalhead nimmt es gelassen und schiebt sich Zentimeter für Zentimeter in Richtung Eingang. Dann haben die Ordner wohl ein Einsehen und machen zusätzliche Schleusen auf, was sich prompt positiv auf die Durchlassgeschwindigkeit auswirkt.

Im Zelt angekommen geht es erst mal in Richtung Bar, um die Kehle entsprechend zu befeuchten. Parallel dazu ist auf der Headbanger Stage (die zweite Bühne ihm Zelt) gerade Wölli aus Düsseldorf am Werkeln. Der ehemalige Schlagzeuger der Toten Hosen hat sich nach seinem schweren Unfall wieder gefangen und rockt ordentlich drauf los. Hat der Gute doch schon ein paar Lenze auf dem Buckel, setzt sich seine Begleitband (Die Band Des Jahres) aus allen Altersschichten zusammen. Geboten wird guter alter Punk Rock, der gut auf der aktuellen Welle mitschwimmen kann. Nichts wirklich Neues, aber gut gezockt ist das alle mal. Die Performance von Wölli ist dem Alter entsprechend angepasst, tut der Stimmung aber keinen Abbruch. Die Coverversionen von Vicky Leandros (ja, richtig gelesen... kennt die überhaupt noch jemand der jüngeren Generation???) "Ich Liebe Das Leben" und der gute alter "Ring Of Fire" sorgen für ausreichend gute Laune und auch eigene Songs wie "Alles Auf Anfang" werden mit reichlich Beifall bedacht.
(Ray)

In der kurzen Pause gestatte ich mir einen Rundblick im Zelt. Sehr geräumig und groß, bietet es für zahlreiche Bangerschaft Platz. Sehr positiv fällt die große Empore für die Rollstuhlfahrer hinter dem Mischpult auf, so etwas gab es bislang in der W.E.T. Stage noch nicht. Allerdings frage ich mich, wie diese den Weg durch den Matsch ins Zelt, wo der Boden alles andere als trocken ist, finden können.

Doch schon gehen die Lichter wieder aus und die Metal Battle Gewinner aus dem Land der aufgehenden Sonne sind an der Reihe. Hone Your Sense heißt der Fünfer und legt sich gleich mal ordentlich ins Zeug. Der Metalcore der Jungs (ohne Clean-Vocals) läuft gut rein, bietet aber nichts wirklich Neues. Das ist hier aber auch gar nicht von Nöten, denn selten habe ich eine so energiegeladene Band gesehen. Die Jungs spielen sich buchstäblich den Arsch ab und genau das kommt bei den Fans vor der Bühne mächtig gut an. Würde nicht direkt vor der Bühne fast schon knietiefer Schlamm liegen, wäre mit Sicherheit mehr los im Auditorium. So muss sich das Volk vor der Bühne aber mit Bangen "begnügen". Wie gesagt: musikalisch nichts wirklich neues, aber die Performance hat es in sich. Und die wird auch entsprechend honoriert. Hat Spaß gemacht.
(Ray)

Nun aber wieder husch husch rüber zur Headbanger Stage, denn dort beginnen gleich die Dänen Kellermensch ihr Set. Und ich muss schon sagen, dass diese Band nicht nur auf Silberling ungewöhnlich ist. Ungewöhnlich ist auch das hier Dargebotene, Gehörte und Gesehene. Schon allein der Bühnenaufbau fällt aus dem üblichen Rahmen, ist das Schlagzeug doch in die rechte Ecke verbannt und der zentrale Orgelspieler dreht dem Publikum den Rücken zu. Dazu ein Bassist, der sein Instrument bequem unter der Achsel trägt. Aber das alles passt zu dem, was hier geboten wird. Kellermensch gehen regelrecht in ihrer Musik, ihrer Performance auf, durchleben jeden Song, geben sich einerseits distanziert (was sich u.a. an der fehlenden Kommunikation mit den Fans zeigt), andererseits ist ihr Set auch recht extrovertiert. Mikroständer werden durch die Gegen geschmissen, man singt auf allen Vieren (was so gar nicht zum getragenen feinen Zwirn passen will), erschafft ruhige Pole, nur um sie dann vehement nieder zu schreien. Gerade dieses Wechselspiel ist es, dem man sich kaum entziehen kann. Das sehen wohl andere genauso, den zwischen den Songs kommen immer wieder Kellermensch-Rufe hoch. Und spätestens bei "Army Ants" haben die Dänen auch den letzten Zweifler auf ihrer Seite. Sehr starker, wenn auch ungewöhnlicher Auftritt.
(Ray)

Doro bei Skyline

Während dessen eröffnet um 16:00 Uhr obligatorischer Weise die Band Skyline das musikalische Programm im Infield. Wie schon in den letzten Jahren werden hierzu Coverversionen zeitloser Rock- und Metal-Hits zum Besten gegeben, quasi um die Audienz in die richtige Stimmung zu bringen. Heuer erledigen das Rainbows "Long Live Rock 'N' Roll" und UFOs "Doctor, Doctor" sowie etwas später Manowars "Warriors Of The World" und Rammsteins "Engel". Als Gast stürmt sogleich - Trommelwirbel und Überraschung! - die energiegeladene Doro Pesch die Bühne und begrüßt uns alle in der ihr eigenen, euphorischen Art und Weise. Natürlich hat sie auch zwei Songs im Gepäck: die Wackenhymne "We Are The Metalheads" und "Raise Your Fist In The Air". Zuletzt folgt Skyline ihrer Tradition, der Verstorbenen zu gedenken. Vor zwei Jahren war das Ronny James Dio, im letzten Jahr dann Gary Moore und heuer ist es Deep-Purple-Keyboarder Jon Lord, der uns vor etwa 14 Tagen im Alter von 71 Jahren verlassen hat. Im zu Ehren hören wir nun "Hush", zu dessen Klängen die Menschen überall ausgelassen zu tanzen beginnen.
(Dagger)

Zurück zum Bullhead City Circus: Eigentlich will ich raus aus dem Zelt, doch draußen geht gerade mal wieder - wie öfter an diesem Wochenende - die Welt unter, sprich es gießt wie aus Kübeln. Gut, überredet, bleibe ich halt noch hier und sehe mir die chinesischen Metal Battle Gewinner The Falling an. Auch hier haben wir es mit Metalcore zu tun. Die Band profitiert klar vom sintflutartigen Regen, der viele ins trockene Zelt treibt. Musikalisch ähnlich gelagert wie vorher Hone Your Sense, allerdings mit einer deutlich weniger energetischen Darbietung. Den Die-Hard-Anhängern ist das jedoch egal und so werden Aufforderungen wie Jump auch brav in die Tat umgesetzt. Selbst ein kleiner Pit ist zu vermelden! Nichtsdestotrotz haben mir da die Japaner besser gefallen.
(Ray)

Nach einem kurzen Schlenker über den Metalmarkt, auf dem jeder zweite Stand inzwischen Strampelanzüge und Schnuller mit Motörhead-Logo verkauft, marschiert auch der Sebbes wieder zurück ins Bullhead-Circus-Zelt, wo sich auf der W.E.T. Stage inzwischen Winterstorm austoben. Und was da von der Bühne schallt, das lässt sich tatsächlich mal hören: schneidende Gitarren, treibendes Drumming, eine klare und durchsetzungsfähige Stimme, epische Schlachtenhymnen, wie man sie von Hammerfall her kennt, und eine Prise Mittelaltermarkt. Das macht Spaß und das merkt man direkt auch an der Menge der Zuschauer vor der Bühne, von denen viele sicherlich genauso wie ich einfach hängen geblieben sind, um die angenehmen, verzerrten Gitarrenriffs zu genießen. Das ist ein gutes Zeichen und ich gehe mal davon aus, dass sich die doch noch relativ unbekannte Band Winterstorm hier und heute einen ganzen Haufen neue Freunde macht.
(Sebbes)

Amaranthe

Jetzt aber schnell hinüber zur Headbanger Stage, denn dort geht ein gewaltiges Raunen durchs Zelt, da die schwedisch-dänische Retortenband Amaranthe mit zwei Sängern und einer Sängerin die Bühne besteigt. Mit kolossalen Deathcoregrowls und "Leave Everything Behind" startet sie recht hart in ihr Set, aber wer Amaranthe kennt, weiß, dass die hübsch anzusehende Sängerin Elize Ryd kurze Zeit später quasi jeden Song mit unglaublich poppigen Refrains garnieren wird. Ähnlich wie bei Dead By April heute morgen kommt auch hier beim vorwiegend jungen Publikum die Mischung aus Gitarrenbrettern, Growls, Synthies und Radiopop extrem gut an. Leider ist der Sound nur mittelprächtig und ziemlich matschig, was gerade diesen Hochglanzproduktionen doch einiges an Klasse nimmt. Das ist dem Publikum wiederum ziemlich egal, denn dieses verausgabt sich nach allen Regeln der Kunst vor der Bühne. Zu dem gewünschten Circle Pit will es dann aber mangels Platz doch nicht kommen. Während Elize, die ein überraschend zugeknöpftes und unauffälliges, schwarzes Outfit trägt, immer mal wieder an ihrem Kaffeebecher nuckelt, reißen Amaranthe noch "Serendipity", "My Transition" und "Automatic" vom aktuellen Album Amaranthe herunter, bis es zu einem Gänsehaut-Highlight in Form der von Elize fast im Alleingang vorgetragenen Ballade "Amaranthine" kommt. Danach wird mit "It's All About Me" und "Call My Name" noch einmal Fahrt aufgenommen, bevor mit der fetten Hitsingle "Hunger" ein für die meisten Anwesenden viel zu kurzer Gig sein Ende findet.
(Sebbes)

Nach Amaranthe bleiben circa fünf Minuten, um sich durchs Wackinger Dorf ins Infield und vor die True Metal Stage zu U.D.O. durchzuschlagen. Dieser Plan wird allerdings jäh von dem in diesem Jahr typischen, feuchten Wacken-Wetter zunichte gemacht. Während ca. 4.000 Amaranthe-Fans gerade versuchen, das Bullhead-Circus-Zelt zu verlassen, merken die 1.500 Leute am Eingang, dass es draußen schüttet wie Sau, und weigern sich, auch nur einen Meter weiter zu gehen. Somit ist erst mal Stillstand und ich marschiere dann doch lieber in die entgegengesetzte Richtung zurück zur W.E.T. Stage, um mir die Metal-Battle-Gewinner 2012, nämlich die israelische Thrash-Formation Hammercult reinzuziehen. Und da hat mir doch das Wetter tatsächlich einen Gefallen getan, denn das gnadenlos harte und auf den Punkt sitzende Gitarren-Gewitter mit aggressiven Shouts, das diese junge Band hier fabriziert, zeigt, dass die Welt in Wacken - zwischen Mambo Kurt und Wrestlingbühne - doch noch in Ordnung ist. Endlich gibt es mal vernünftig auf die Fresse. Nicht zuletzt das Monstrum am Mikrofon sorgt dafür, dass diese beeindruckende zwanzigminütige Show im Gedächtnis hängen bleibt. Feine Sache!
(Sebbes)

Andere standen dagegen pünktlich vor der True Metal Stage, um sich eine Runde U.D.O. zu gönnen. Und ebenso pünktlich zum Auftritt von Deutschlands Metal-Ikone verzieht sich der Regen und Herr Dirkschneider, dessen Konterfei sich mit der Zeit immer mehr einer einzigen Knautschzone angeglichen hat, darf auf ein prall gefülltes Feld blicken, als er mit "Rev-Raptor" und "Thunderball" in sein Set einsteigt. Natürlich hat der German Tank, wie Dirkschneider gerne genannt wird, auch einige Highlights seiner früheren Band Accept im Gepäck, wie etwa "Princess Of The Dawn", "Screaming For A Love Bite" und "Head Over Heels". Die kommen beim Publikum auch richtig gut an. Für die Ballade "Dancing With An Angel" erscheint - Trommelwirbel und Überraschung! - noch einmal die gute Doro auf der Bühne und tritt mit ihrem langjährigen Musikerkollegen ins Duett. Schließlich wird die ganze Mannschaft ausgetauscht und die früheren U.D.O.Musiker Andy Susemihil, Matthias Deih und Thomas Smuszynsky geben sich die Ehre. In der Schießbude darf zudem Udos Sohnemann Sven die Felle verdreschen, worauf der Papa natürlich ganz besonders stolz ist, wie er uns wissen lässt. Ein weiterer Überraschungsgast marschiert wenig später zu "Breaking The Rules" mit großen Schritten auf das Podest: Finnlands fiesestes Metal-Monster Mr. Lordi ist schon seit etlichen Jahren mit Udo befreundet und päppelt das Geschehen nun auch optisch ein wenig auf. Nach einem grandiosen "Man And Machine" und Accepts "Metal Heart" ist dann vorerst Schluss. Als Zugabe bekommen wir "The Bogeyman" und natürlich den Metal-Evergreen "Balls To The Wall" um die Ohren. Zu Letztem gesellen sich noch einmal Doro und Lordi an Udos Seite. Ein tolles Konzert, super Sound und eine Bombenstimmung - was will man mehr?
(Dagger)

Wir schwenken mal wieder zurück zum Bullhead City Circus: Hammercult ist vorbei und vor dem Zelt schüttet es noch immer, also wieder Bühnenwechsel im Zelt. Auf der Headbanger Stage kündigt sich Keule an. Dass noch keinerlei Backdrop oder Instrumentarium auf der Bühne zu sehen ist, irritiert dann aber doch erstmal. Und der Eindruck täuscht nicht, denn Keule sind zwei Jungs aus Berlin, einer mit E-Gitarre und der andere mit einer Ukulele, die eine Art punkigen, alternativen Deutschrock kredenzen. Was man Keule allerdings zu Gute halten muss, ist, dass sie durchaus Sinn für witzige, thrashige Lyrics, welcher sich in Liedern wie "Ich Hab Dich Gestern Nacht Auf Youporn Gesehen" äußert, und eingängige Partymucke haben. Wäre ja gelacht, wenn das in Wacken nicht ankommen würde, und das tut es zur Überraschung der Protagonisten auch. Wieder kein Metal, aber durchaus eine originelle Vorabendunterhaltung.
(Sebbes)

Chthonic

Nachdem der Regen vorübergezogen ist, habe ich gar keine Lust mehr, das Zelt zu verlassen, denn die taiwanesischen Schwarzmetaller von Chthonic stehen auf dem Programm und nachdem bei Keule doch etwas mehr Raum im Zelt frei wurde, füllt sich der Platz vor der W.E.T. Stage nun wieder recht schnell. Nach einem kurzen Intro bricht der asiatische Sturm auf der Bühne in Form von "Oceanquake" los. Chthonic haben eine ungeheuerlich intensive Bühnenpräsenz, die durch den Einsatz von asiatischen Streichinstrumenten und natürlich die hinreißende Bassistin Doris (die wie immer mit unverschämt kurzem Minirock unterwegs ist) noch verstärkt wird. Aber all das unterwandert nicht die Gewalt und Macht, mit der die Chthonic-Songs über einen hereinbrechen. Und als ob das nicht genug wäre, greift während des Sets noch ein rot bemalter Olli Vänskä von Turisas mit seiner Violine in das Geschehen ein und unterstützt die wilden Schlachtenhymnen. Vor der Bühne hat sich inzwischen, obwohl überdacht, ein gewaltiger Schlammsee gebildet, der die Schuhe der Zuschauer genauso fest im Griff hat wie Chthonic ihre Besitzer. Aber jetzt ist keine Zeit zum Schuheputzen, denn Doris haucht gerade schüchtern "Ich liebe dich" ins Mikro. Gemeint hat sie wahrscheinlich "euch", also uns alle... Zumindest können wir uns darauf verlassen, dass das ernst gemeint war, denn Doris und auch die anderen Chthonics sind sichtlich überwältigt
von dem Zuspruch, den ihre nicht unbedingt dem Mainstream zuzuordnende Musik erhält. Mit dem Übersong "Takao" beenden die Taiwanesen ihre viel zu kurzen 35 Minuten auf den Brettern, die die Welt bedeuten, und hinterlassen ein überglückliches Publikum.
(Sebbes)

Und zurück zur Black Stage... Bei den britischen Heavy-Metal-Altstars Saxon würde es einen ja nicht wundern, wenn sie mittlerweile in Wacken ihren Zweitwohnsitz angemeldet haben, so oft wie man sie hier zu sehen bekommt. Auch in diesem Jahr sind sie wieder mit von der Partie und starten um 20:45 Uhr mit einem mehr als deftig gezockten "Heavy Metal Thunder" in ihr 100-minütiges Konzert. Biff & Co sind gerne hier in Wacken und daher einmal mehr ausgezeichnet drauf. Das mag aber auch daran liegen, dass die Briten seit einigen Jahren schon so etwas wie einen dritten Frühling erleben, richtig starke Alben veröffentlichen und auf diversen Festivals als Headliner zu lesen sind. Dennoch liegt der Schwerpunkt heute auf den Klassikern der ersten vier Alben - die kommen eben doch am besten an und die kennt auch jeder, weswegen sie hier auch nicht alle aufgelistet werden müssen. Für eine Überraschung sorgt neben all dem Vorhersehbaren dagegen das lange nicht gehörte "Rock The Nations", das zudem mit einem Drumsolo von Nigel Glockler veredelt wird. Aber auch "Dogs Of War" bekommt man nicht alle Tage zu hören. Die Stimmung im Publikum ist ausgezeichnet! Schon zum ersten Song wurden die ersten Crowdsurfer auf den Weg gebracht und deren Zahl wächst mit jedem gespielten Titel. Zu "Motorcycle Man" entbrennen sogar zwei Circle Pits in meiner nächsten Nähe, dann wieder Crowdsurfer - man kommt gar nicht mehr hinterher! Ganz ehrlich, in Anbetracht all der jungen Fans um mich herum und dessen, wie es hier zugeht, könnte man glatt meinen, irgendwelche angesagten Jungspunde zerlegen gerade die Bühne in ihre Einzelteile. Aber dann stehen dort diese alten Herren und zeigen allen, wo die Hammer hängt. Einfach genial! Nach "Wheels Of Steel", natürlich inklusive minutenlanger Singspielchen, "To Hell And Back Again" und "Denim & Leather" leutet Nibbs Carter mit einem Bass-Solo die Zugabe ein, während er sich von einem Security-Mann auf dessen Schultern durch den Fotograben tragen lässt. Die Klaasiker "Strong Arm Of The Law", "747 - Strangers In The Night" und "Princess Of The Night" beschließen ein weiteres grandioses Konzert der Briten auf Schleswig-Holstein'schem Boden. Auf Saxon ist einfach Verlass!
(Dagger)

Volbeat

Nach Saxon steht jetzt der zweite große Headliner des diesjährigen Wacken Open Airs auf dem Programm: Volbeat. Die dänischen Elvis-Metaller sind ja inzwischen keine Unbekannten mehr in Wacken und das Motörhead-Intro "Born To Raise Hell" zeigt schon mal, auf was heute Wert gelegt wird, nämlich auf eine unglaubliche Lautstärke. Während des Openers "The Human Instrument" schauen sich Kollege Ray und ich erst mal wegen des Schalldrucks in der Magengegend verwundert an. Dann wird allerorts schnell irgendwas aus den Taschen gekramt und in die Ohren platziert, während das Leiberl lustig am Körper im Takt der Musik wabert. Was für ein Lärm!! Nachteil an den überdimensionierten Schallwellen ist natürlich, dass man fast gar nichts vom Liedgut und den Songstrukturen mitbekommt, was uns recht schnell davon überzeugt, unseren guten Platz in Bühnennähe gegen einen einzutauschen, der etwas weiter von den Boxen weg ist. Mehrere Reihen weiter hinten ist die Musik - gerade läuft "Sad Man's Tongue" - dann auch deutlich besser nachzuvollziehen und zu ertragen. Volbeat reißen im Großen und Ganzen ihre Show routiniert wie immer runter und ballern dem Volk eine Rocknummer mit Heavyattitüde nach der anderen vor den Latz, was vom kompletten Festivalgelände bis zu den Einlässen des Infields mit enormem Beifall belohnt wird. Aber auch Überraschungen in Form von Gastmusikanten haben die Dänen dabei. So darf Kreators Mille, wie auch schon auf dem Album, bei "7 Shots" am Mikro aushelfen, was natürlich sehr gut beim Wacken-Publikum ankommt, und "Evelyn" wird von Barney von Napalm Death unterstützt. Was für eine Kombination! Nach dem kongenialen "The Mirror And The Ripper" ist erst mal Ruhe im Karton. Aber was wäre ein Headliner ohne Zugaben, die es dann eingeleitet durch "A Warriors Call" auch mehrfach gibt. Nach dem Klassiker "Still Counting" ist dann aber wirklich Schluss und wer jetzt nicht taub ist, der war es wahrscheinlich vorher schon. (Sebbes)

Mono Inc.

Der erste Tag des Festivals neigt sich langsam, aber sicher dem Ende entgegen. Schließlich ist heute schon um Mitternacht Schicht im Schacht, zumindest was die Bands angeht. Also noch einmal zurück zur W.E.T. Stage, wo die Hamburger Mono Inc. den letzten Set des Tages zelebrieren. Und es haben sich nicht wenige eingefunden, als die Band einer nach dem anderen, angeführt von Schlagzeugerin Matha Mia, unter viel Beifall die Bühne betritt. Den Einstieg markiert passenderweise "This Is The Day", gefolgt von "Temple Of The Torn". Die Stimmung ist sofort prächtig und jeder Song wird von den Fans mitgesungen. Danach folgt mit dem Titelsong des neuen Albums After The War neues Material, das so einiges vom kommenden Longplayer verspricht. Als kleines Zuckerl verkündet Martin Engler (Vocals), dass es die erste Single der Band als Gratis-Download via Amazon geben wird. Also, wer sie noch nicht hat, schnell ins weltweite Netz gucken. Man sieht der Band an, dass sie, genauso wie die Fans vor der Bühne, mächtig Spaß auf Wacken haben. Aufgrund der etwas kurzen Spielzeit erscheint mir der Gig jedoch ein wenig "gepresst", z.B. bei der Percussion-Einlage von Drummerein Matha Mia am vorderen Bühnenrand, die, kaum hat sie begonnen, auch schon wieder beendet ist. Hier hat man wohl versucht, so viel wie möglich in den Set zu drücken... manchmal ist weniger aber mehr. Wie dem auch sei, das Gastspiel macht mächtig Laune und das frenetisch gefeierte "Voices Of Doom" beschließt dann zur Geisterstunden den Gig. Ein guter Ausklang dieses ersten Tages.
(Ray)

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