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English VersionInterview mit Rudra (03.07.2009)

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Rudra aus Singapur bringen diesen Monat bereits ihr fünftes Album auf den Markt. Dank der Kombination aus traditioneller Musik und grobem Knüppelsound ist Rudra ein Exot und echter Geheimtipp für alle, die gerne mal über den Tellerrand sehen. Sänger Kathir sprach mit mir über die Philosophie der Band, das aktuelle Album und den Stellenwert von Heavy Metal in seinem Land.

HH: Hi Kathir! Ich bin mir sicher, dass viele Metalheads in Deutschland deine Band noch nicht kennen. Deshalb würde ich als erstes gerne wissen, warum ihr die Band nach dem Gott Rudra benannt habt und welche Rolle er in der hinduistischen Mythologie spielt.

Kathir: Rudra ist der Name des alten vedischen Sturm-Gottes, der auch als Epitheton für Shiva, den Gott der Zerstörung im hinduistischen Pantheon, bekannt ist. Als extreme Metalband, die eine extreme Form der Musik spielt, hielten wir den Begriff der Zerstörung für sehr passend für dieses Genre. Darüber hinaus suchten wir nach einem Namen, der auch repräsentativ für unsere Wurzeln steht. Schließlich sind wir indischer Abstammung und somit auch beeinflusst von dieser Kultur.

HH: Ich schätze mal, dass ihr in Indien bereits anerkannte Musiker mit vielen Fans seid - wie waren denn die Resonanzen seitens des europäischen Marktes auf euer letztes und das aktuelle Album?

Kathir: Nachdem wir bei Vic Records unter Vertrag genommen wurden, kann ich größere Reaktionen auf unser aktuelles Album Brahmavidya: Transcendental I auf dem europäischen Markt feststellen. Die Reviews waren bislang sehr ermutigend. Wie auch immer, das Album wird am 6. Juli veröffentlicht und daher freue ich mich schon auf weitere Resonanzen nach der Veröffentlichung.

HH: Lass uns einwenig über Brahmavidya: Transcendental I plaudern. Worum drehen sich die Texte? Gibt es so etwas wie einen roten Faden, der die einzelnen Stücke verbindet?

Kathir: Ja, es gibt tatsächlich einen Faden, der alle Songs verknüpft. Genau genommen ist das Album der zweite Teil der Brahmavidya-Trilogie, die wir 2005 gestartet haben. Um die komplette Bedeutung des Albums zu erfassen, kann ich den Hörer nur ermutigen, die Texte im Inlay zu lesen, bevor er sich die CD anhört. Das Booklet beinhaltet die Texte und erklärende Einführungen zu jedem einzelnen Song. Nur dann kann man den Inhalt der Musik auf dieser CD begreifen. Wir haben das Album so aufgezogen, dass Musik und Texte für den Hörer zu einer ästhetischen Erfahrung werden sollen. Das erste Kapitel dieses Konzepts haben wir 2005 mit Brahmavidya: Primordial I veröffentlicht. Das Thema der Texte auf dem aktuellen Album ist in erster Linie basierend auf sanskritischer Literatur, bekannt unter dem Namen Smrtis (Schriften, die auf den Vedas basieren - Dagger). Wir haben 14 in Sanskrit abgefasste Texte ausgewählt und haben zu jedem davon einen Song quasi als Kommentar geschrieben. Daher kann man das Ganze auch nur dann begreifen, wenn man auch die Texte und Anmerkungen liest, während man sich die Musik anhört.

HH: Es gibt drei Stücke auf dem Album, die komplett traditionell mit vedischen Gesängen arrangiert wurden. Wie argumentierst du es, diese anmutigen folkloristischen Elemente mit der Brutalität von Death oder Black Metal zu verbinden. Ich meine, das sind doch zwei vollkommen unterschiedliche Welten, die da aufeinander prallen.

Kathir: Tatsächlich ist dieser Stil eine Art musikalische Repräsentation unseres Lebens. So mag ich Metal, aber ebenso vedische Gesänge. Ich habe diese Sangeskunst auch selbst erlernt und auf allen Tracks auf dem Album auch selbst eingesungen. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass die Fusion von Metal mit diesen traditionellen Gesängen ein unerforschtes Territorium im Bereich der extremen Musik ist, von dem wir dachten, es wäre cool, es mal zu erforschen. Psychologisch gesehen kann die Oszillation zwischen zwei gegensätzlichen Erfahrungen auch eine therapeutische Wirkung haben, so als wenn man jemanden der Ruhe nach dem Sturm aussetzt. Rudra steht somit für musikalische Erfahrungen. Wir möchten, dass der Hörer auf eine Reise geht, während er unsere Songs hört oder uns live auf der Bühne sieht. So sehe ich jedenfalls meinen Beitrag zur globalen Metal-Szene. Ich genieße es, die Songs live zu spielen, da es für mich ein genauso schönes Erlebnis ist, wie auch für die Zuschauer.

HH: Du hast mir eben das richtige Schlagwort gegeben: Bühnenpräsenz. Werden diese traditionellen Songs denn auch auf eueren Live-Konzerten gespielt? Ich könnte mir nämlich schon vorstellen, dass das ein besonderes Feature wäre.

Kathir: Ja, wir haben die traditionellen Songs auch schon live gespielt. Vor zwei Jahren hatten wir sogar eine traditionelle Aufführung von acht Rudra-Songs bei einem Kunstfestival und die Publikumsreaktionen waren großartig. Wie auch immer, mit so einem Ensemble auf Tour zu gehen wäre natürlich eine ganz schön teuere Angelegenheit.

HH: Wie würdest du denn eueren Musikstil am besten beschreiben? Würdest du sagen, dass ihr eine Black Metal-Band seid?

Kathir: Zunächst würde ich es vorziehen, uns als Vedic Metal Band zu bezeichnen. Im Allgemeinen würde ich außerdem sagen, dass wir eine extreme Metal Band sind mit Einflüssen sowohl aus Death als auch aus Black Metal. Der Grund warum ich es allerdings vorziehe, uns als Vedic Metal Band zu bezeichnen, liegt in erster Linie darin, dass wir keine Musik machen, die man konventioneller Weise als Death oder Black Metal einstufen kann.

HH: Und wo findet ihr euere musikalische Inspiration? Was hört ihr euch in euerer Freizeit an?

Kathir: Wir alle haben ganz unterschiedliche Musikgeschmäcker. Der gemeinsame Nenner besteht darin, das alle Bandmitglieder Metal hören, aber auch westliche und indische Klassik. Ich steh beispielsweise zurzeit auf God Dethroneds Passiondale und auf Jai Uttals Thunder Love. Sobald es dann zum Songschreiben kommt, spielen unsere Emotionen eine große Rolle, wenn es um Inspiration geht. So hängt alles davon ab, in welcher Stimmung wir gerade sind, wenn wir ins Studio gehen und an den Stücken arbeiten.

HH: Hehe, das ist lustig. Passiondale läuft bei mir seit zwei Wochen auch den Player rauf und runter. Welche Rolle spielt Heavy Metal denn im Allgemeinen in der Gesellschaft Singapurs? Gibt es eine große Fanbasis?

Kathir: Es gibt viele Heavy Metal Fans in Singapur, aber Metal bekommt nicht viel Spielzeit im Radio. Singapur ist eben ein sehr kleines Land. Um eine Vorstellung zu bekommen sei zum Beispiel die Besucherzahl von etwa 4000 Leuten bei einem Konzert von Heaven & Hell genannt.

HH: Bekommt ihr oft die Gelegenheit in euerer Heimat zu spielen?

Kathir: Wir bekommen viele Angebote in Singapur aufzutreten, aber normalerweise lehnen wir das ab, weil Singapur eben ein sehr kleiner Staat ist und es daher auch keinen Sinn macht, sich selbst zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Meistens versuchen wir ein oder zweimal im Jahr hier zu spielen.

HH: Und seid ihr auch schon außerhalb von Singapur aufgetreten?

Kathir: Wir haben viele Gigs in Indien, Malaysia, Indonesien und Thailand gespielt und 2007 waren wir auf einer Mini-Tournee in den Staaten unterwegs.

HH: Was sind euere Ziele als Band? Was wollt ihr mit Rudra erreichen?

Kathir: Wir haben bereits fünf Alben veröffentlicht und wir wollen auch weiterhin extreme Metal-Alben aufnehmen und somit die Grenzen zwischen traditioneller indischer Musik und Metal-Chaos einreißen. Wir wollen den exotischen Touch von klassisch indischer Musik und Mystik der gesamten Metal-Szene nahe bringen.

HH: Nun, ich denke, in dieser Hinsicht seid ihr auf dem besten Wege. Schließlich habt ihr es geschafft einen einzigartigen Stil von brutaler Musik zu erschaffen. Ich wünsche euch jedenfalls, dass ihr die Möglichkeit bekommt, diese Musik auch auf großen Bühnen vor einem internationalen Publikum zu spielen. Ich sage danke für das Interview. Hast du noch eine letzte Botschaft an unsere Leser?

Kathir: Danke für die netten Worte. Wir wünschen uns wirklich überall auf der Welt auftreten zu können - das ist unser Traum. Danke an alle, die dieses Interview gelesen haben!

Dagger

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