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Interview mit Dream Evil (04.09.2004)

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Für den Liebhaber klassischen Heavy Metals führt kein Weg an Dream Evil vorbei. In einer schönen Regelmäßigkeit veröffentlichen die Schweden ihre Alben, springen von einem Klischeenapf in den nächsten und lassen die Herzen der Headbanger höher schlagen. Über Spaß, den Vergleich zu anderen True Metal Heroen und komische Sitten plauderten Niklas Isfeldt und Fredrik Nordström.

HH: Hi erstmal. Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt und hier seid, um ein paar Fragen zu beantworten.

Niklas: Hi und auch Dir einen guten Abend...

HH: Wie war denn die Show heute? Ihr wart ja von den gewitterbedingten Änderungen in der Running Order direkt betroffen und habt nicht so sonderlich gut gelaunt ausgeschaut auf der Bühne.

Niklas: Öh, nö wir waren nicht so sonderlich gut drauf. Wir hatten noch mit den Auswirkungen von gestern zu kämpfen.

Fredrik: So was nennt man glaub ich Hang-Over...

HH: Ihr seid also gestern schon hier angekommen und hattet das Vergnügen diesen Gewittersturm mitzuerleben?

Niklas: Das war ein cooles Teil - hätte nicht besser sein können.

HH: Naja, Dein Zelt steht ja auch nicht unter Wasser.

Niklas: (grinst) Nö. Ich hab trocken geschlafen.

HH: Ich auch - im Auto.

Niklas: War sicher nicht so bequem wie mein Bett.

HH: Gnrf - 1:0 für dich. Was hättet ihr denn getan, wenn es euer Auftritt gewesen wäre, den es verhagelt hätte?

Niklas: Ach, wir hätten dann wohl ein Akkustik-Set gespielt.

Fredrik: Und Schwimmflügel verteilt.

HH: Wie viel Zeit ist heute von Eurer urprünglichen Spielzeit gekappt worden?

Fredrik: So ungefähr 15 Minuten. Wir sollten eigentlich 45 Minuten spielen, aber dann gab es ein Missverständnis mit dem Zeitplan und so wurde dann nur eine knappe halbe Stunde draus.

HH: Welche Songs habt ihr dann über Bord geworfen?

Niklas: Lass mal nachdenken... Children Of The Night, Prophecy, The Chosen Ones. Das wars glaub ich.

HH: Wart ihr ein wenig überrascht, dass zu der frühen Uhrzeit soviel Leute vor der Bühne standen?

Niklas: Das war schon überraschend. Mit so einer Resonanz haben wir überhaupt nicht gerechnet.

Fredrik: Ja genau, das war cool. Eigentlich wollten wir "Man Or Mouse" spielen und dann standen die alle da unten und fingen an mit "Made Of Metal, Made Of Metal..." Der Song war gar nicht im Programm, aber nachdem das Publikum damit angefangen hat, haben wir einfach mitgespielt. (lacht)

HH: Wart ihr nervös vor dem Auftritt?

Niklas: Also ich schon! Ich hatte einen mp3 Player mit dem Intro für "The Book Of Heavy Metal" dabei und dieses Ding wollte einfach nicht funktionieren - egal was ich gemacht hab. Und ich stand da und hab geflucht und die Bühnencrew hat nur gegrinst...

HH: Garstig...

Niklas: Oh ja... aber ich habe gewonnen.

HH: Hattet ihr irgendwelche Erwartungen an den Auftritt oder seid ihr da völlig unbekümmert und frei Schnauze raufgegangen?

Niklas: Erwartungen? Nicht wirklich. Eigentlich hab ich nur gehofft, dass etwas mehr Leute da sind, als bei der ersten Band. Da war ja wirklich nichts los.

HH: Genau wie gestern. Der Opener Fluch halt.

Niklas: Das wird's sein. Aber wir hatten ja Glück. Ich habe während unseres Auftrittes die Leute beobachtet und der Großteil hat mitgesungen. Das war schon ein gutes Gefühl. Da weißt du dann, warum du Musik machst.

HH: Wenn du Dir mal das Billing des Festivals anschaust, wer ist Dein persönlicher Favorit?

Niklas: Wenn du mich jetzt zwingst, mich festzulegen, dann würd ich U.D.O. sagen.

HH: Warum ausgerechnet er?

Niklas: Weil ich Accept liebe und der Meinung bin, dass "Breaker" eines der besten, wenn nicht sogar das beste Rockalbum aller Zeiten ist.

Fredrik: Ausserdem gehört die Stimme von Udo mit zu den prägnantesten in der Szene und sie haben einige wahnsinnige, zeitlose Klassiker geschrieben.

HH: Wenn ihr also eine Allstar-Band zusammentrommeln müsstet, würde Udo am Mikro stehen?

Fredrik: Sänger einer Allstar-Band? Udo? Nö. Ich denke, den Job würde ich Rob Halford geben.

Niklas: Oder Dio...

HH: Und wer würde noch diesem elitären Zirkel angehören?

Fredrik: Hmm... Fredirk Nordström an der Gitarre, Peter Stalfors am Bass (lacht)

Niklas: Nein, jetzt ernsthaft... das ist gar nicht so leicht...

Fredrik: Eddie van Halen als Gitarrist und John Paul Jones am Bass wären auf jeden Fall mit dabei.

HH: Ok - bevor ihr euch jetzt weiter den Kopf zerbrecht, wechseln wir mal lieber das Thema. Was wäre denn euer schlimmster Albtraum auf Tour?

Fredrik: Auf der Suche nach dem Hotelzimmer zu sein und keins zu finden - das wär mein Albtraum.

Niklas: Das sagst ausgerechnet du? Gestern Abend waren wir auf der Suche nach unserem Hotelzimmer. Das hat über eine Stunde gedauert...

HH: Wie habt ihr das denn angestellt? So groß ist der Laden hier ja auch nicht.

Niklas: Naja, als wir gestern hierher geflogen sind, hat der Herr neben mir seine Flugangst mit einigen Drinks bekämpft...

Fredrik: Flugangst? Das war ein Mordssturm!

Niklas: Na gut... es hat ein bißchen gewackelt. Auf jeden Fall hatte er schon ziemlich einen sitzen als wir hier angekommen sind und ich sag noch zu ihm "Du bleibst in der Hotelhalle und ich such das Zimmer. Warte hier - geh nicht weg - ich hol dich nachher!" Er hat dann noch ein "Ok - ich sezt mich hier hin..." gelallt und ich bin los. Dann bin ich im dritten Stock, geh zur Treppe und was seh ich? Ihn! Wie er mir entgegenkommt und mir irgendeine Geschichte erzählen will!

Fredrik: ... na gut, dass ich mich daran nicht mehr erinnere...

Niklas: Jetzt weisst du's: DAS ist mein absolut schlimmster Albtraum. Mit Fredrik irgendwo fest zu sitzen wenn er betrunken ist. (lacht)

HH: Scharfe Kurve - The Book Of Heavy Metal ist euer drittes Album in drei Jahren. Wie schafft ihr es in so einer kurzen Zeitspanne drei solch geile Scheiben einzuspielen?

Fredrik: Hey - in den 70ern haben die Bands alle zwei Monate eine neue Platte veröffentlicht.

HH: Ich sagte ja auch gerade "geile Scheiben" und nicht "neue Platte"...

Fredrik: Aso, ja. (lacht) Also, die erste Scheibe (Dragon Slayer) war ja schon über ein Jahr im Kasten als sie veröffentlicht wurde. Da ist also doch eine grössere Zeitspanne dahinter. Mit dem Rest verhält es sich so, dass wir in der Band fünf Songwriter haben und deshalb auch sehr schnell sehr viel Material haben aus dem wir schöpfen können. Da hast du dann schon einen großen Vorteil gegenüber Bands, bei denen eine oder maximal zwei Personen für die Lieder zuständig sind. Ausserdem touren wir nicht sehr viel. Auf Tour sind wir immer furchtbar unkreativ und beschäftigen uns kaum mit Songwriting oder Ähnlichem. Nimmst du die zwei Punkte zusammen, weißt du, warum wir relativ schnell mit neuen Alben sind.

HH: Wieviel Songs habt ihr für The Book Of Heavy Metal insgesamt geschrieben?

Niklas: Das waren glaube ich insgesamt 40 Stück oder so von denen 18 fertig gestellt und aufgenommen wurden.

HH: Auf dem Album sind zwölf Lieder. Was ist mit den anderen sechs geschehen?

Fredrik: Wir haben ein paar Freunde ins Studio eingeladen, ihnen Bier und Whisky in die Hand gedrückt und gesagt: "Hier habt ihr 18 Lieder. Wir brauchen zwölf für unser Album. Welche sollen wir nehmen?" Sie haben letztlich entschieden, welche Lieder auf die CD sollen.

HH: An sich eine gute Idee...

Fredrik: Schon. Vielleicht machen wir es bei der nächsten CD genau so. Mal sehen...

HH: Fredrik, wo du gerade Dein Studio angesprochen hast... du arbeitest auch als Produzent für Bands wie Arch Enemy oder In Flames. Nimmst du irgendwelche Einflüsse aus Deiner Produzententätigkeit mit und integrierst sie bei Dream Evil?

Fredrik: Nein, da wirst du nichts finden. Wenn wir versuchen würden etwas in Dream Evil einzubauen, was nicht 100%-ig Dream Evil ist würde die Sache nur unnötig kompliziert werden. Als Konsequenz würde es wahrscheinlich auch nicht gut klingen. Also lassen wir das, bleiben bei unseren Sachen und klingen einfach nur wie Dream Evil.

HH: Wer hatte eigentlich die Ideen für die Songtexte von The Book Of Heavy Metal?

Niklas: Dieses Mal? Das war Snowy. (der Drummer - JR)

HH: Die klingen schon sehr klischeebehaftet und nach Manowar's True Metal Ausuferungen...

Niklas: Ja, aber im Gegensatz zu Manowar wissen wir, dass es sich um Klischees handelt. Sie leben das ja richtiggehend und nehmen sich so verdammt ernst. Wir nehmen uns kein bisschen ernst - für uns ist es einfach nur "Klischee" und ich denke, dass es genau so sein sollte.

Fredrik: Metal an sich spielt ja durchgehend mit Klischees. Damit ist diese Musik groß geworden. Genau durch diese Klischees und den Spaß den man damit haben kann. Nimm doch einfach mal die Textstelle "Thunder, Lightning, Fire and Storm - on the same day Metal was born" - das ist doch Klischee pur und es macht trotzdem eine Menge Laune. So muss es doch sein. Anders will ich das gar nicht haben...

HH: Das Video zu The Book Of Heavy Metal deckt ja auch so ziemlich jedes Fettnäpfchen des True Metal Zirkus ab.

Niklas: Jaha. Das ist auch auf Snowy's und Fredriks Mist gewachsen.

Fredrik: Hehe - ja. Da saßen wir gerade mit dem Regisseur vom In Flames Video (zu The Quiet Place - JR) zusammen und überlegten uns, was da wohl passend wäre. Er kam dann auch gleich mit ein paar Ideen an und so ist schließlich das Video entstanden.

HH: Eigentlich hab ich ja fast erwartet, dass ihr mit den Klamotten aus dem Video auf die Bühne kommt.

Fredrik: Teilweise war es ja auch so. Ich hab nur das Hemd mit den ganzen Metallplatten weggelassen, da sich damit sehr sehr schwer Gitarre spielen lässt.

Niklas: Ja genau - und ich mit diesem Streithammer. Der war übrigens echt - und verdammt schwer. Mann war das Ding schwer... und ich hab das Teil beim Videodreh fünf Stunden durch die Gegend geschleppt. Daher kommt auch der verkniffe Gesichtsausdruck. Das war nicht böse - das war die Anstrengung...

HH: Aber ihr habt trotzdem noch viel zum Lachen gehabt, oder?

Niklas: Ja klar. Wenn es mal nichts mehr zum Lachen gibt und der Spaß zu kurz kommt, ist es an der Zeit aufzuhören. Spaß muss immer dabei sein. Du darfst dich und das was du tust nie zu ernst nehmen.

HH: Wenn ihr also mal keinen Spaß an Euren Auftritten oder im Studio habt ist Schluss?

Niklas: Definitiv! Alles andere hätte keinen Sinn und wäre nur Zeitverschwendung. Für das Publikum und für uns.

HH: Letztes Jahr hattet ihr auf jeden Fall noch Spaß. Da wart ihr mit Kamelot auf Tour in Japan. Was habt ihr dort für Eindrücke gewonnen?

Niklas: Mein Eindruck? Kamelot nehmen das Ganze viel zu ernst. Ich meine, sie klingen live wirklich super, aber jeden Abend das Gleiche... exakt die gleichen Songs, exakt das gleiche Posing... das hat mich dann irgendwann furchtbar gelangweilt. Wenn du uns und sie vergleichst, dann steht Kamelot für absolute Perfektion und Dream Evil für totales Chaos. Aber das ist Rock'n'Roll. Wir sind halt 'ne chaotische Liveband.

Fredrik: Erinnerst du dich noch an Tokyo. Da hatten wir so einen Meet-and-Greet Abend im Hard Rock Cafe und da waren Tausende von Menschen. Das war Wahnsinn - größtenteils Dream Evil Fans. In dem Laden war es rappelvoll, der DJ hat ein paar Songs von Kamelot gespielt...

Niklas: ... und dann kamen der Sänger von Kamelot - sehr sympathischer Kerl nebenbei bemerkt - die Treppe runter und alle Leute sind auf mich zugestürmt, keiner zu ihm. Er stand dann ziemlich verloren auf der Treppe und ist schließlich wieder umgekehrt...

HH: Was hast du in dem Moment gedacht?

Niklas: Er tat mir eigentlich nur leid. Es sind ja eigentlich sehr nette und sympathische Zeitgenossen, aber sie dachten halt auch wie groß sie doch sind. Das ist dann sicher enttäuschend, so links liegen gelassen zu werden.

Fredrik: Das ist in Japan sowieso ein wenig seltsam. Als ausländische Band verkaufst du da vielleicht 1/10 der Platten wie die japanischen Bands und mich hat es da schon ein wenig gewundert, dass wir so bekannt waren.

HH: Dann kann man wohl davon ausgehen, dass ihr nächstes Mal in Japan in die Headlinerrolle schlüpfen werdet?

Fredrik: Eigentlich nicht. Wir werden wohl wieder als Supportband einer dort wirklich bekannten Gruppe unterwegs sein. Das gibt uns mehr Freiheiten und weniger Verantwortung.

Niklas: Du kannst mehr Blödsinn machen und bist nicht so festgelegt auf die Show und all das und kannst die Atmosphäre in den vollen Hallen genießen. Ich bin mal von der Bühne und hab im Graben den Song gesungen. Dabei hab ich das Gesicht eines süßen Mädels in die Hand genommen und ihr zugesungen - die ist dann einfach ohnmächtig geworden, war auf einmal weg... Das sind Erlebnisse.

HH: Was unterscheidet denn den japanischen vom europäischen Fan?

Fredrik: Eine ganze Menge. Die Japaner stehen fast ehrfürchtig vor dir und berühren dich ganz vorsichtig, streicheln dich fast...

Niklas:Mir hat mal einer einen offenen Schuh wieder zugebunden!

Fredrik: ... in Europa geht es da schon ein wenig heftiger zur Sache.

HH: Was ist euch persönlich lieber?

Niklas: Das kannst du eigentlich nicht vergleichen. In Japan sind sie immer freundlich zu dir - egal ob ihnen die Mucke gefällt oder nicht. In Europa merkst du sofort, ob dem Publikum gefällt was du machst. Das ist mir dann doch lieber, weil es ehrlicher wirkt. Als wir bei ein paar Songs kleinere technische Probleme hatten standen da mehrere Tausend mucksmäuschenstill in der Halle. Da hättest du eine Stecknadel fallen hören - das war erschreckend.

HH: Da ist mir der Lärm vor europäischen Bühnen dann auch lieber. Nehmen wir mal an, euer Album wäre ein Werkzeug. Was wäre es?

Niklas: Höhö - da kommt eigentlich nur ein Holzspalter in Frage.

HH: Gibt es eine Frage, die ihr nicht mehr hören wollt?

Fredrik: Wie alles anfing. Dem nächsten der mich nach den Anfängen von Dream Evil frägt, erzähle ich eine Geschichte von einem Sexgott mit einer Gitarre und einen goldenen Tanga, den ich an einen griechischen Strand getroffen habe... mal sehen, ob mir das jemand glaubt.

HH: Die Gesichter möcht ich sehen...

Niklas: Ja, ich auch...

HH: Dann bedanke ich mich, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Gibt es noch etwas, das ihr sagen wollt?

Niklas: Habt Spaß.

Fredrik: Und verliert ihn nicht.

JR

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